Mother Birth – Was es für mich bedeutet

Wieso habe ich meinen Blog Motherbirth genannt? Ein wichtiger Gedanke hierzu wird in dem Zitat von Gertrud von le Fort -deutsche Dichterin – (1876-1971) deutlich:

„Geboren wird nicht nur das Kind durch die Mutter, sondern auch die Mutter durch das Kind.“

Einfinden in die Mutterrolle – ein Kampf

Bei meinem ersten Kind NotYet hatte ich – vermutlich auch NotYet – eine sehr traumatische Geburtserfahrung, bei der er von mir per Not-Sectio entbunden wurde. Er wurde nicht durch mich geboren und ich wurde nicht als Mutter durch mein Kind geboren. Vielmehr blieb ich als leere Hülle zurück, die erst wieder gefüllt werden musste. Einsam. Ich wurde nicht in die Mutterrolle hineingeboren – ich musste sie mir erkämpfen. Tag für Tag. Immer wieder. Ich schwor mir:

Das wird mir nie wieder so passieren. NIEMALS!

Es ist normal, dass man beim ersten Kind erst in seine Mutterrolle hineinwachsen muss und dass es einen ENTWICKLUNGSPROZESS darstellt, aber eben keinen KAMPF!

Bonding – ein Kernthema

NotYet hatte im ersten Lebensjahr zu jedem – vor allem aber zum Herzensmann – eine bessere Bindung als zu mir: seiner Mama! Ich war verzweifelt, empfand aber keinen Neid, sondern vielmehr Trauer – eine Art Verlust. Mir wurde etwas genommen als Mutter: die einzigartige Verbindung zu meinem Kind! 40 Wochen gab es diese Bindung: Tag und Nacht – ununterbrochen – selbstverständlich. Dann ein Schnitt, der trennte. Mehr als vermutet. Ich kann immer noch kaum glauben, wie sehr ein fehlendes Bonding und eine traumatische Geburt sich nachhaltig auf die Mutter-Kind-Beziehung auswirken kann. Ich liebe und liebte mein Kind über alles, aber Nähe hat es im ersten Lebensjahr bei mir kaum zugelassen – nur das Stillen haben wir zusammen genießen können. Taten wir ganze 5 Jahre lang. Ich habe die Anstrengungen nie bereut, die ich unternehmen musste, um wieder eine starke Verbindung zwischen uns zu schaffen und ich bin stolz auf mich UND NotYet, dass es uns gelungen ist. Gemeinsam.

Jetzt bin ich die #Mutter, die ich schon immer sein wollte <3

Über Reue, Selbstverantwortung und Neuorientierung

Bereut habe ich allerdings, dass ich nicht stärker – vehementer – für meine Interessen, für meine Rechte eingestanden bin und auch nicht für die meines Kindes. Dass ich mich nicht gewehrt habe, wo es so nötig war. Dass ich das so wichtige Wörtchen „NEIN“ nicht laut genug herausgebrüllt habe. Ich habe mir geschworen:

die Verantwortung für mich und meine Kinder nicht mehr in fremde Hände zulegen und abzugeben.

SELBSTVERANTWORTLICH wurde zu dem Motto, wie ich in Zukunft mein Leben gestalten wollte. Ich habe begonnen meine Ansichten, die ich jahrelang felsenfest vertreten habe, zu hinterfragen. Woran glaube ich wirklich? Was sind meine eigenen Ängste? Welche Ansichten oder Glaubenssätze sind nur übernommen von anderen, ohne dass ich selbst dahinter stehe? Ich stellte mir viele tiefgreifende Fragen. Und haderte häufig mit mir, meinen Entscheidungen und Überlegungen, aber am Ende habe ich es geschafft mich bei den zentralen Fragen rund um die Mutterschaft völlig neu zu positionieren – neu zu orientieren. Ich bin nach einem harten Entwicklungsprozess, den ich keiner Frau wünsche, doch noch psychisch neu geboren worden und habe eine neue Identität entwickelt. Nun bin ich eine Mutter, die mit ganz viel Herz und Überzeugung hinter ihren Wünschen, Hoffnungen und Werten steht; und so kann ich dem Trauma auch seine gute Seite abgewinnen: es hat mich zu der Mutter gemacht, die ich heute bin. Vielleicht hat es mich in meiner Entwicklung auch weiter gebracht – auch weiter, als wenn ich all die schlimmen Dinge nicht erlebt hätte. Machmal denke ich insgeheim: ich sollte eventuell dem Schicksal doch etwas dankbar sein, da einige Ziele nur über Umwege und steinige Strecken erreichbar sind. Ich bin angekommen bei mir, in meiner Mutterrolle – nicht nur trotz der traumatischen Geburtserfahrung, sondern auch WEGEN! Beim zweiten Kind wusste ich, was ich wollte und wie ich meine Wünsche artikuliere und auch mit Nachdruck durchsetzten kann. Meine Zielvorgabe stand fest:

Ich wollte unbedingt Mutter werden – von Anfang an. Hineingeboren werden in diese Aufgabe. Mit Bonding! Mit Kuschelzeit! Ohne Trauma! Ohne Ablehnung!

Es ist mir gelungen. Und dafür bin ich unendlich dankbar, aber auch stolz auf mich! Ich sag nur:

MOTHER BIRTH 😉 …

*EURE MOTHERBIRTH*

#Mutterschaft #Trauma # Neuorientierung #Entwicklung #Kinder #Identität #Mutterrolle #Bonding #Reue #Selbstverantwortung #Entwicklungsprozess

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7 Gedanken zu „Mother Birth – Was es für mich bedeutet

  1. Pingback: Motherbirthblog hat „Mut zur Lücke“ im Mai 2016 | Die Kellerbande mit Herz und Seele

  2. Pingback: Muttierung – Teil 1 | motherbirthblog

  3. Reni von Mamis Blog Antworten

    Liebe Motherbirth,
    Wow- wie die Gemüter gerade hochkochen. Das tut mir sehr leid für Dich. Dabei ist es völlig ok, wie Du darüber denkst. Es ist doch schlimm genug, dass Deine Geburt nicht schön und nicht selbstbestimmt genug war und traurig, dass es Dich noch immer sehr belastet. Deine Einstellung, nach vorne zu blicken, und nicht noch einen negativen Geburtsbericht zu verpassen, finde ich absolut bemerkenswert. Du kannst doch schreiben, worüber Du möchtest. Und wenn die negativen Erinnerungen wieder hoch kommen, dann schau doch lieber nach vorne.
    Wie du schon schreibst, es gibt so viele negative Erfahrungen im Internet und die Mentalität ist, sich zu beschweren statt zu loben. Das finde ich traurig. Natürlich habe ich auch negatives erlebt, auch ich bin genervt, auch ich bin mal traurig und nicht alles läuft glatt. Und dadurch, dass ich oft nur das Schöne schreibe, denken alle, dass ich so einfache Kinder habe und die Geduld in Person bin, die mit ihren Kindern einfach nur Glück hat. Keiner sieht wie sehr ich mich anstrenge, wie wenig schlaf ich bekomme manchmal und wie ich genervt bin. Das ist eben die Darstellung und das Bild, das man im Internet von sich preisgibt. Ich bin froh, dass ich als optimistischer und positiver Mensch mit zufriedenen Kindern wahrgenommen werde. Und wenn ich doch mal was negatives schreibe, dann weiß ich zumindest woran es liegt und schaue dennoch optimistisch nach vorn, um mich auf die schönen Sachen zu freuen.
    Ich weiß, dass es schwer ist, ein solch prägendes Erlebnis wie eine Geburt abzuhaken. Es ist das einzig richtige, nicht noch einmal alles zu durchleben, indem Du einen Bericht verfasst.
    Lass es ruhen und genieße das, was ist und was noch kommt. Und lass den Shitstorm nicht zu nah an Dich ran – Neider und Menschen, die einfach nur „DAGEGEN“ schreien, gibt es immer – egal bei was. Ich finde es gut, wie Du damit umgehst und Du bist ok. Mach weiter so. Fühl Dich umarmt.
    Liebe Grüße
    Renate

  4. kiwimamasblog Antworten

    Liebe Mother Birth,

    meine Geburt war ebenfalls alles andere als schön und endete schließlich mit einem Kaiserschnitt. Ich wollte schon längst darüber schreiben, aber es nimmt mich immernoch ziemlich mit. Auch die Zeit danach war nicht einfach und ich habe immer Angst, wenn ich an die Geburt eines zweiten Kindes denke. Deswegen bin ich schon ganz gespannt darauf, wie du die zweite Geburt gemeistert hast! 🙂

    Übrigens finde ich die „Blognamen“ deiner Kinder total toll! So schön, dass du ihre unterschiedlichen Charaktere aufgenommen hast 🙂

    Alles Liebe,
    Kiwimama

    • motherbirthblog Autor des BeitragsAntworten

      Liebe Kiwimama,

      herzlichen Dank für dein Lob. Ich freue mich sehr darüber. Die Blognamen meiner Kinder passen wirklich hervorragend zu ihnen 😉

      Ich hatte auch fürchterliche Angst vor einer erneuten Schwangerschaft. Habe eine Traumatherapie begonnen und dabei den Mut gefunden wieder schwanger zu werden. Hypnobirthing hat mir bei der Geburt sehr geholfen. Ich werde auch darüber bestimmt noch schreiben 🙂 Hoffentlich kann ich dir mit meiner Geschichte Mut machen und dich inspirieren! Das wäre wunderbar!
      Auf ein fröhliches Wiedersehen zum fleißigen Lesen hier auf meinem Blog!

      Mother Birth

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