{15} Stillen in der Öffentlichkeit – #Gastbeitrag von URNATURÆN

Vielen lieben Dank an Aline von URNATURÆN für diesen sehr schönen #Gastbeitrag zum Thema Stillen in der Öffentlichkeit, der zum Nachdenken und Überdenken gesellschaftlich festgefahrener Gedankenmuster einlädt. Muss das so? Soll das so? Oder warum ist das eigentlich so? Wie immer mit einer kontroversen Fragestellung, aber genau deshalb lese ich dich ja so gerne: du nimmst kein Blatt vor den Mund! 😉


Dass, das Stillen vom Partner unterstützt wird, ist
sehr wichtig

Stillen? Es war für mich (und meinen Partner!) schon vor den Geburten unserer Söhne klar: auf jedenfall! Beim ersten Versuch, sollte es nicht von langer Dauer sein. Aber das ist eine andere Geschichte. Erst durch eine mißlungene Stillbeziehung, gelangte ich zu einer
Langzeit-Stillbeziehung, die noch so lange andauern wird, wie das Kind es braucht (derzeit 14 Monate). Stillen ist eben mehr als Nahrung. Es ist: Trösten, Zahnungs- und Entwicklungsschubhilfe. 100% Einschlafhilfe – zuverlässiger als alles andere. Nähe und
Geborgenheit in Kombination mit allen anderen genannten Dingen. Zusätzlich zu den gesundheitlichen Aspekten. Stillen ist nicht immer das beste für die Mütter, aber immer das Beste für das Kind.

Was ich mich schon immer fragte: Die Brust ein
Sexsymbol und gleichzeitig Nahrungsquelle?

Unterwäsche Plakate mit halbnackten Frauen soweit das Auge reicht. Das Internet ist voll mit Pornographie. Die Frau, ihre Brust und die Sexualisierung der Brust. Als Sexsymbol in Ordnung, als Nahrungsquelle bzw. Tröster nicht in Ordnung? Schon gar nicht öffentlich. Wie kann man nur, in der Öffentlichkeit stillen? Tja, spätestens dann, wenn man Mutter wird, kommt diese Frage auf. Wenn man unterwegs ist und das Kind eine Bestellung aufgibt. Es entsteht eine völlig neue Definition von der Funktion der Brust. Nichts ist kontroverser als die Brust der Frau. Sexsymbol und gleichzeitig Nahrungsquelle.

Gefühle und ihr Verstand

Ein Gedanke von Ulrike uebersstillen.org

„In einer Studie, aus dem Jahr 1952 untersuchten Ford and Beach die sexuelle Verhaltensweise von 190 Voelkern in Teilen der ganzen Erde. Von diesen 190 Voelkern sahen nur bei 13 die Maenner die Brust als ein Sexualobjekt an und bei 13 (nicht die gleichen 13 wie vorher, nur bei 3 ueberschnitten sich diese Daten) hatte die Brust eine Funktion vor und waehrend des Geschlechtaktes. Bei alle uebrigen Voelker galt die Brust bei den Maennern das, was bei unseren Maennern zum Beispiel der Ellbogen einer Frau gilt. Die Brust ist fuer sie einfach ein funktioneller Teil des Koerpers, der dazu dient, die Kinder grosszuziehen.

Das, nur um zu klaeren, dass die Tatsache, dass in der westlichen Welt die Brust als Sexobjekt gilt, nicht in unseren Genen geschrieben steht, sondern kulturell angelernt ist. Unsere Maenner werden durch den Anblick der Brust sexuell erregt, weil sie es von klein auf gelernt haben, dass sie so darauf reagieren „muessen“ und Frauen finden die Stimulierung der Brustwarze als sexuell erregend, weil auch sie nie etwas anderes gehoert haben. Beide assozieren also die Brust mit Sex und das fuehrt dann dazu, dass einige Frauen beim Stillen Lust verspueren, und sogar orgasmusaehnliche Gefuehle haben. Ich denke, dass der Sex vom Gehirn gesteuert wird und nicht von dem einen oder anderen Koerperteil. Dann muesste ja auch eine Frau, die gegen ihren Willen zum Sex gezwungen wird, Lustgefuehle haben. Dass sie diese nicht hat, beweist doch auch nicht, dass die Vagina keine Rolle bei der sexuellen Erregung hat, oder? Prostituierte haben so gut wie nie einen Orgasmus, wenn sie mit ihren Kunden zusammen sind. Warum? Weil ihre Gefuehle und ihr Verstand das ganze als Arbeit und Geschaeft ansehen. In gleicher Weise beginnt auch die Rolle der Brust bei der sexuellen Erregung beider Geschlechter. Im Gehirn. Mit der Gehirnwaesche um genauer zu sein. Nur eine Minderheit der Weltbevoelkerung assoziert die Brust mit Sex.

Die Brust ist nicht einmal so besonders empfindsam, mit anderen Koerperteilen verglichen. Nur an der Brustwarze, rund um die Montgomerydruesen befinden sich einige Nervenendungen, an fast allen anderen Teilen der Brust koennen nur relativ wenige oberflaechlich situierte Nervenendungen jeglicher Art gefunden werden. Ich denke, dass der Mund weit sensibler ist. Trotzdem gehen wir auch nicht mit einem Tuch vor dem Mund herum und ziehen uns zum Essen ins einsame Kaemmerlein zurueck.

Dass Stillen normalerweise angenehme Gefuehle hervorruft, ist richtig. Falsch ist, einfach pauschal zu behaupten, dass alle angenehmen koerperlichen Gefuehle automatisch sexuelle Gefuehle sind. Ich hatte beim Stillen, und ich stillte Lorenzo sechs Jahre lang, nicht ein einziges Mal sexuelle Gefuehle, nicht einmal andeutungsweise. Das heisst nicht, dass ich dabei keine angenehmen Gefuehle hatte, aber die waren anderer Art. Es war die Freude, etwas Gutes fuer Lorenzo zu tun, zu sehen und spueren, wie sich sein kleiner Koerper langsam entspannte, wie er kurz vor dem Einschlafen ganz warm wurde, der Stolz, mit meinem Koerper einen kleinen Menschen wachsen zu lassen, die Erleichterung, wenn er sich weh getan hatte oder fieberte, ihn durchs Stillen troesten zu koennen, das starke Gefuehl der Bindung, die Streicheleinheiten, die wir uns gegenseitig durch diese enge Naehe gaben und vieles mehr. Es gibt, wie gesagt, eine Menge angenehmer koerperlicher Gefuehle, wie zum Beispiel, wenn man sich an einer juckenden Hautstelle kratzt, oder wenn man sich nach einem langen Stadtrundgang die engen Schuhe auszieht. Angenehme koerperliche Gefuehle sind nicht automatisch sexueller Natur.

Wie sicher jede von Euch bestaetigen kann, ist das Stillen nicht immer mit angenehmen Gefuehlen verbunden, oft moechte man lieber irgendetwas anderes machen, oder an einem Tag, an dem das Kind andauernd an die Brust will, geht es einem auf den Wecker, oder wenn einem die Brustwarzen weh tun, oder wenn man noch das Abendessen herrichten muss, usw.“

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Ich stille regelmäßig und oft in der Öffentlichkeit!

Nur man sieht es nicht, denn ich tue es sehr dezent. Die Emeibaby hilft mir dabei sehr gut, denn das übrige Tuchstück drapiere ich einfach so drum herum (nicht drüber), dass man rein gar nichts mehr sieht. Theoretisch stille ich unerkannt ständig in der Öffentlichkeit. Praktisch oder? Ja, man könnte jetzt sagen ich verstecke mich, weil ich Angst vor negativen Reaktionen habe. Nein, nicht ganz. Ich finde stillen ist eine intime Sache, die ich jetzt nicht offensiv und demonstrativ in der Öffentlichkeit komplett barbusig praktiziere. Auch wenn ich insgeheim der Meinung bin, es sollte so sein. Es wäre weitaus unkomplizierter.

Nur positive Reaktionen!

Zu meiner Verwunderung: Ich habe in 14 Monaten keine einzige negative Reaktion erfahren. Das kann daran liegen, dass ich es geschickt mache oder einfach nicht in der Großstadt lebe, wo man in der S- und U-Bahn, oder eben am Wegesrand o.a. Supermarkt mal eben stillt. Da ist die Wahrscheinlichkeit einen Menschen zu finden, der zu allem und jedem seine Meinung sagen muss größer 😉

Ich habe mir tatsächlich, so einige gesalzene Antworten im Kopf zurecht gelegt, für den Fall. Bin wohl mögliche Gespräche, bereits gedanklich durchgegangen. Antworte ich jetzt gepfeffert, oder versuche ich vielleicht den jeweiligen Menschen, zum Verständnis aufzufordern mit der passenden Reaktion? Das ist wohl möglich Tagesform abhängig und irgendwie schon verrückt, wenn man sich so sehr rechtfertigen und verteidigen muss. Etwas ändern muss sich nicht unbedingt, ich bin davon überzeugt, dass die meisten es sehr wohl für natürlich und selbstverständlich halten, aber nicht aus ihrer Rolle heraus können, weil es ihnen an Selbsterfahrung fehlt. Also, antwortet vielleicht nicht unbedingt mit einem Satz, der diese Menschen noch in ihrer derzeitigen Auffassung bestätigen würde. Eher mit Selbstverständlichkeit und Gelassenheit. Das ist das, was ich daraus mittlerweile gelernt habe.

und jetzt Brust raus, HUNGER (nach Nähe).

🙂


Hier findet ihr die ersten 14 #Anekdoten zum Thema: Stillen in der Öffentlichkeit


Vielleicht habt ihr auch eine nette kleine oder größere #Anekdote zum Thema: Stillen in der Öffentlichkeit. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr eure #Anekdote bei mir als #Gastbeitrag teilen würdet! Hab ihr Lust? Dann meldet euch gerne per Mail bei mir unter: motherbirth@gmx.de!!! Ich freue mich <3

*EURE MOTHER BIRTH*

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