#Blogparade: Each Woman is a Rose #rosrev – #Gastbeitrag von Kimberly

Ich habe mich gerne dazu bereit erklärt, dass #Gastbeiträge zur #Blogparade: Each Woman is a Rose – Warum unsere Geburten so wichtig sind #rosrev von Nora Umlau auf meinem Blog veröffentlicht werden können. Damit biete ich allen Frauen, die entweder keinen eigenen Blog haben oder aber aus verschiedenen Beweggründen den Text anonym veröffentlichen möchten, bei mir eine Plattform. Über meine Facebook-Seite bekam ich eine Nachricht – von Kimberly. Sie schrieb:

„Hallo, durch ihren heutigen Artikel, fühle ich mich nicht mehr so allein, mit meiner Erfahrung.“

Sie erzählte mir ihre Geschichte und ich bot ihr spontan an, dass sie ebenfalls auf meinem Blog ihr Geburtserlebnis und die Gewalt, dies sie erleben musste, öffentlich teilen kann. Sie sagte: „Ja!“ und so bekommt ihr nun einen weiteren #Gastbeitrag zum Thema: Gewalt in der Geburtshilfe zu lesen.


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*Achtung: Trigger-Warnung*

Hallo, mein Name ist Kimberly und auch ich möchte meine Geschichte erzählen…

Selbstzweifel – Wie soll ich das bloß aushalten?

Als unsere Tochter sich bereit machte, geboren zu werden, war ich 22 Jahre alt. Ich wusste das Schmerzen auf mich zukommen werden, allerdings wusste ich nicht, WIE sie auf mich zukommen werden! Am 1.9.2015 gegen 9 Uhr am Abend, verspürte ich schon leichte Wehen, dachte mir aber nicht viel dabei. Am nächsten Tag kamen die Wehen schon regelmäßiger, dennoch nicht heftig. Mein Mann ließ mir ein Bad ein, um mich vergewissern zu können, ob es wirklich Wehen waren. Es waren Wehen und ich dachte, unsere Tochter würde an diesem Tag geboren werden. Dem war aber nicht so. In der Nacht vom 2.9. machten wir uns gegen 2 Uhr nachts auf den Weg ins Krankenhaus. Ich hatte schlimme Schmerzen, dachte es wäre bald so weit. Allerdings musste ich dort enttäuscht werden, als man mir mitteilte, der Muttermund wäre erst bei knapp 2 cm und es hatte sich trotz übler Schmerzen den ganzen Tag über nichts getan. In diesem Moment begann ich schon an mir zu zweifeln, wie ich noch weitere 9 cm aushalten sollte.

Hier kann ich nicht bleiben – wieder ab nach Hause…

Ich bekam Tabletten zum einnehmen, die den Muttermund weicher machen würden und mir wurde geraten, nach draußen laufen zu gehen. Es war a*schkalt, regnete und mir war kotzübel wegen der Tabletten. Also gingen wir wieder zurück, ich wurde auf ein Zimmer geführt und mein Mann verabschiedete sich, um nochmal nach Hause zu fahren – sich ausruhen. Wirklich nett war keiner zu mir, da es anscheinend nicht gern gesehen war, nachts unter Schmerzen mit Wehen im Krankenhaus aufzutauchen. Im Zimmer angekommen, war es natürlich stockdunkel, die Frau neben mir schnarchte extrem. Ich setzte mich nur kurz auf das Bett und für mich war klar: Hier kann ich mich nicht in Ruhe auf die Geburt meiner Tochter vorbereiten, geschweige denn entspannen! Also rief ich meinen Mann an, der mich eine halbe Stunde später wieder abholen sollte. Den Damen der Station gefiel es gar nicht, dass ich plötzlich wieder nach Hause wollte, da meine Kanüle entfernt werden musste und das anscheinend wieder Arbeit für sie hieß. Dann musste ich eine weitere Stunde auf die Ärztin warten, die mich noch untersuchen musste, bevor ich wieder nach Hause gehe. Während dem Ultraschall dachte ich, ich würde jeden Moment auf die Untersuchungsliege pinkeln, aber mit Mini war alles okay! Dann durften wir wieder Heim fahren und mein Mann hatte Verständnis dafür, dass ich mich unter meinen Umständen DORT nicht wohl fühlen konnte! Super Voraussetzung, dachte ich! Bis Mittags um 14 Uhr konnte ich die Wehen Zuhause aushalten, zwischendurch auch etwas schlafen, bis es nicht mehr auszuhalten war und wir wieder ins Krankenhaus fuhren.

Abschied von der Wassergeburt

14.30 Uhr im Krankenhaus, natürlich war die Hölle los. Ich wurde in den CTG Raum geführt, wo neben mir, noch um die 7 weiteren Frauen waren, die meisten der Damen bekamen Akupunktur. Ich saß auf der Liege, dachte ich würde jeden Moment sterben und die Hebammen machten in Ruhe ihre Akupunktur fertig, während ich schon weinend dort saß und immer noch niemand nach mir geschaut hatte. Dann hatte es meinem Mann gereicht, er ging aus dem Zimmer und fragte wann endlich mal jemand nach mir schauen würde. Er verstand, dass viel los war, konnte mich aber nicht mehr leiden sehen. Endlich kam eine Frau und nahm mich mit in den Kreißsaal. Ich legte mich auf das Geburtsbett und bekam bald darauf Schmerzmittel über einen Tropf, wodurch es mir auch bald besser ging. Ich fühle mich als hätte ich Drogen konsumiert, alles zog an mir vorbei, als würde alles in Zeitlupe passieren. Im Nachhinein machte ich mir Gedanken, ob mein Baby das Schmerzmittel auch so wahrnimmt wie ich. Ich wusste nicht, was ich verabreicht bekam. Nach einer Stunde ließ die Wirkung nach und ich begann wieder an mir zu zweifeln, nicht länger auszuhalten. Ich hatte mir so sehr eine Wassergeburt gewünscht, also ging ich in die Wanne. Ich hatte ständig das Gefühl pressen zu müssen, sollte ich aber nicht. Irgendwann piekste die Hebamme die Fruchtblase auf und meinte, dass es jetzt nicht mehr lange dauern würde. Ich weiß nicht, wann ich in die Wanne ging und wie lange ich darin war. Ich war am Ende meiner Kräfte. Ich sackte zwei, drei Mal in die Wanne, mein Mann hatte Angst, dass ich mein Bewusstsein verliere und rüttelte immer mal kurz an mir. Ich fing voller Erschöpfung an zu zittern und zu frieren, die Wanne ging nicht noch voller. Also musste ich raus aus der Wanne, das war’s mit der gewünschten Wassergeburt.

Von da an, begann für mich der Horror

Ich wurde abgetrocknet und ging zum Geburtsbett. Ich wusste nicht, welche Position für mich die richtige war, um mein Kind auf die Welt zu bringen. Ich war nackt und es war kalt in diesem riesigen Raum. Es war alles andere als eine gemütlich Atmosphäre für mich! Ich sollte mich auf den Rücken legen und mit jeder Wehe pressen. Ich hatte kein Kraft mehr, mein Mann konnte dabei zusehen, wie ich unsere Tochter drei Mal wieder „reingezogen“ habe, weil ich es einfach nicht schaffte, ihren Kopf zu gebären*. Ich schrie, dass ich es nicht mehr schaffe. Dann sollte ich ihren Kopf fühlen, um neue Kraft zu tanken, aber das half mir auch nicht. Auf einmal ging alles so rasend schnell. Ich presste, obwohl ich keine Wehen mehr hatte und wurde gleich darauf an einem Wehentropf angeschlossen. Plötzlich spürte ich höllische Schmerzen, mein Mann guckte völlig entsetzt und mir war klar, ich wurde soeben geschnitten. Zwei Ärztinnen stiegen auf mich, versuchten mein Kind rauszuschieben und eine andere half von unten nach. 20.20 Uhr, es machte „Platsch“ und meine Tochter flutschte aus mir, direkt auf ein silbernes Tablett. Nachdem sie eingepackt wurde, durfte ich sie kurz begrüßen. Noch bevor ich realisierte, dass unsere Tochter geboren wurde, ging es für sie zum messen und wiegen und ich hatte nun noch die Plazenta vor mir. Ich fühlte mich untenrum komplett zerissen, die Plazenta konnte nicht raus, da meine Blase zu voll war. Also bekam ich kurzerhand einen Katheter gelegt und die Plazente folgte nach kurzem Pressen. Dass ich mir vor Schreck die Kanüle rausgerissen hatte, als ich geschnitten wurde, war niemandem aufgefallen.

*Anmerkung von Kimberly : Das Baby war ein #Sternengucker, was die Geburt erschwerte und verlängerte.

Alles OK! – Schmerzen? Stellen Sie sich nicht so an!

Ich bekam mitgeteilt, dass ich dreifach gerissen sei und nun noch genäht werden müsste. Nach neun Spritzen in meine Vagina, ununterbrochener ärztlicher Diskussion dazu, zupfen hier und ziehen dort, war auch das Nähen nach lang vergangener Zeit geschafft. Endlich durfte ich mein Mädchen begrüßen. Ich dachte immer, ich würde weinen vor Freude, aber ich war viel zu erschöpft. Und enttäuscht. Enttäuscht, dass es keine Wassergeburt wurde, dass ich es nicht „allein“ geschafft hatte. Ich war froh, dass das stillen direkt super gekappt hatte. Am zweiten Tag nach der Geburt, einen Tag früher als gewöhnlich, ging es zur Abschluss Untersuchung, da Sonntags kein zuständiger Arzt vor Ort war. Alles in Ordnung, alles würde super aussehen, wir wären bereit um nach Hause zu gehen. Ich hatte schlimme Schmerzen. Sitzen oder laufen waren die reinste Qual, aber das gehöre dazu und ich sei wohl etwas schmerzempfindlicher… Okay.

Pfusch an der Dammnaht mit schlimmen Folgen

Ich wollte nur noch nach Hause. Sonntag morgen wurden wir entlassen, Mittwoch sah meine Hebamme uns zum ersten Mal nach der Geburt. Als sie mich untenrum umschaute, war sie regelrecht entsetzt. So einen Pfusch hatte sie in ihren zwanzig Jahren als Hebamme noch kein einziges Mal erlebt. Die schlimmen Schmerzen kamen von den Nähten, welche gar nichts mehr zusammen hielten und alles wund gescheuert hatten. Falsch und schief wurde ich genäht. Fotos wurden gemacht, um sich mit Kollegen über die miserable Arbeit auszutauschen. Auch mir wurden die Bilder gezeigt. Meine Bilder und Bilder von anständig genähten Schnitten. Ich werde diesen Anblick niemals vergessen. Und ich wunderte mich, wie die Schmerzen „normal “ sein konnten. Ich bekam Angstzustände, wenn ich nur an’s Pipi machen dachte. Kein Toilettengang ohne Tränenbad! Also nur noch Pipi machen in der Dusche, mit laufendem heißen Wasser. Eine Woche nach der Geburt, wurden mir von meiner Hebamme und einer Helferin, ALLE inneren und äußeren Nähte gezogen. Mit Pinzette und Schere, ohne Betäubung. Ich wurde festgehalten, weil die Schmerzen unerträglich waren, bis der letzte Faden draußen war. Ich weiss gar nicht, wie viele Wochen ich geweint hatte. Wo andere schon wieder Sex haben konnten, hatte ich eine offen stehende Wunde, die von allein verheilen musste. Ich bin so dankbar, für meinen Mann, der mit mir litt, der für mich da war, der meine Schmerzen verstand. Fast ein Jahr später, im Juni, traute ich mich zum ersten Mal wieder mit meinem Mann zu schlafen. Als hätte ich es verlernt, als wäre es mein erstes Mal gewesen, musste ich mich erst ran tasten. Schmerzen nach dem Sex habe ich wahrscheinlich für immer. Genauso wie eine Narbe und OB’s die mich wund scheuern. Dennoch bin ich dankbar für mein kleines Wunder! Und dank unsrer langen gemeinsamen „Liegezeit“, konnte sich unsere Stillbeziehung nicht besser entwickeln und wir stillen heute, seit fast 15 Monate, immer noch! ❤

Für mich ist eins klar: bestehen keine Komplikationen für mich und unser nächstes Kind, werde ich in einem Geburtshaus oder Zuhause entbinden!


Ich danke dir Kimberly, dass du mir so viel Vertrauen geschenkt hast, indem du mir deine Geschichte erzählst und sie nun auch mit meinen Lesern teilst. Das berührt mich sehr. Gerade weil ich weiß, dass du bis jetzt mit niemanden darüber gesprochen hast. Ich hoffe, dass dieser Text ein Teil dazu beitragen kann, dass du das Erlebte aufarbeiten kannst

*EURE MOTHER BIRTH*

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Ein Gedanke zu „#Blogparade: Each Woman is a Rose #rosrev – #Gastbeitrag von Kimberly

  1. Lara Antworten

    Das tut mir wirklich sehr leid zu lesen, Kimberly 🙁 Und so richtig, weiß ich gar nicht was man darauf sagen soll. :/ Deine Geschichte macht mich sehr betroffen, weil auch ich einen Dammschnitt hatte, anders als gewünscht. (Es wurde aber vor der Pressphase und danach besprochen mit der Hebamme. So fühlte ich mich nie überrollt.) Deshalb kann ich nur erahnen, wie du dich fühlen musst.
    Seelische Wunden sind immer das eine, die physischen kommen bei dir ja noch hinzu und erinnern dich. Ich hoffe, dass du einen Weg findest kannst mit beiden Wunden zu leben.

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