Meine Geburtserfahrungen – #Gastbeitrag von Mami rocks

Die liebe Verena von Mami rocks hatte mich vor etwas längerer Zeit einmal gefragt, ob sie ihre Geburtsberichte bei mit veröffentlichen könnte. Ich sagte sofort: „Ja, natürlich!“. Ich finde es wird in ihrem Text recht deutlich, was es/Frau braucht, damit eine Geburt nicht als traumatisch wahrgenommen wird, sondern als ein positives Erlebnis in Erinnerung bleibt: es geht um Respekt, Vertrauen und das Gefühl mit seinen Wünschen und Ängsten ernst genommen zu werden!


*Achtung: Trigger-Warnung*

Die erste Geburt

Liebe Mother Birth,

für mich waren meine Krankenhausgeburten traumatisch. Vor allem die erste war ganz anders, als ich mir das vorgestellt habe. Ich hätte gerne eine Hausgeburt gehabt. Das haben wir uns aber nicht getraut, da wir zu der Zeit 30 km vom Krankenhaus entfernt in den Bergen lebten. Ich kaufte mir also die Hebammensprechstunde von der Allgäuer Hebamme Ingeborg Stadelmann und bereitete mich voller Freude und Zuversicht auf die Geburt vor.
Die Schwangerschaft war super und als ich im Krankenhaus ankam, war der Muttermund schon 3 cm weit geöffnet. Ich hatte schon die ganze einstündige Fahrt ins Krankenhaus auf dem Land Wehen. Anders als gedacht, befanden wir uns nämlich doch nicht in in der Großstadt am alten Wohnort. Alle im Krankenhaus Anwesenden gingen sofort von einer Blitzgeburt aus.

Entbindung im Krankenhaus

Aha. Zuerst war alles gut. Ich ging in die Gebärwanne, bekamm Musik und Duftlampe. Als mir aber an den Schultern kalt wurde, wollte ich aus der Wanne raus. Nicht wissend, das ich damit mein Los beschieden hatte und den normalen Krankenhaus-Geburt-Rythmus wählte. Ich wurde zu diesem Stuhl geführt und kam mir vor wie ein Lamm das zur Schlachtbank soll. Ich hatte das Gefühl totaler Ohnmacht, mein Freund war ebenso hilflos und aufgeregt. Als die recht junge Hebamme meinte, die Fruchtblase würde jetzt geplatzt werden, wagte ich zu widersprechen. Alles was ich darüber gelesen hatte, war negativ. Sie ging zur Ärztin und die sagte dasselbe. Ich wusste nicht, wie ich mich wehren sollte. Ich dachte, dass man der Gebärenden Zeit lassen sollte wie lange sie eben brauchte. Nachdem die Fruchtbalse nun geplatzt war, wurde nichts besser. Mein Sohn, der einen großen Kopf hat, stieß nun ohne Puffer wieder und wieder auf mein Schambein. So schmerzhaft, dass ich um eine PDA bettelte.

„Aber liebe Frau X, sie haben es doch bald geschafft…“

Irgendwann kapierten auch Hebamme und Ärztin, dass es sich bloß noch um STUNDEN! handeln konnte und gaben mir die PDA.

Das Trauma

Angekommen waren wir im Krankenhaus um 1.30 nachts und geboren wurde unser liebes Kind gegen 11 Uhr vormittags. Mehrere Stunden war es ohne Fruchtblase, bis es mir irgendwann doch gelangen ihn – mit Dammriss – herauszupressen. Nach einigen Stunden wurde er mir weggenommen – Neugeboreneninfektionen. War da wohl die Zeit ohne Fruchtblase schuld? Das ist jedenfalls meine Meinung.
Die folgende Woche in der Klinik war richtig schlimm. Da wir auf der Intensivstation waren wegen der Antibiotika und der Infektion, mussten wir uns auch deren Gepflogenheiten und Regeln unterwerfen. Das Kind musste vor und nach jedem Stillen gewogen werden, auch wenn es dann wieder aufwachte. Sicher wichtig bei Frühchen und Babys die zu wenig trinken. Mein Wonneproppen wog von anfang an 3.700 g und schmatzte beim Trinken an der Brust, weil er die viele Milch gar nicht schnell genug wegschlucken konnte. Erst nach Tagen hatten die Schwestern erbarmen und erließen mir die Wiegepflicht, die angesichts dieses gut genährten Kerlchens geradezu wie pure Ironie anmutete. Endlich durften wir Heim und alles wurde besser.
Dennoch blieb unser Schatz für 3 Monate lang ein Schreikind. Tagsüber war er glücklich und zufrieden bis es 18 Uhr wurde. Dann weinte er drei Stunden lang und nichts konnte ihn vom Schreien abhalten.

Jede Geburtserfahrung ist subjektiv!

Ich lasse diesen 1. Teil meiner Geburtserfahrung jetzt einfach so offen stehen. Das ist meine Meinung und meine persönlichen Empfindungen. Ich beschreibe das, was ich bei meiner ersten Geburt gefühlt habe. Das mich diese Erfahrung traumatisiert hat, habe ich erst in den Wochen nach der Geburt gemerkt.
Erneut verarbeitet und reflektiert habe ich das Erlebte, als ich dann nur 10 Monate später wieder schwanger war und mich auf eine Zwillingsgeburt vorbereitete. 16 Monate nach unserem starken Erstgeborenen haben wir unsere Zwillinge per Kaiserschnitt begrüßen dürfen.

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 Die Geburt der Zwillinge

Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als einmal eine Hausgeburt erleben zu dürfen. Das ging jetzt wieder nicht. Zumindest in Österreich sind Hausgeburten bei Zwillingen nicht erlaubt. Deutsche Hebammen gibt es auch nicht viele, die das übernehmen.
Wir zogen zwar gerade wieder an den Chiemsee, aber bald schon kam die Nachricht, das eines der Kinder verkehrt herum lag. (Sorry, dass ich die ganzen Fachausdrücke nicht mehr weiß.) Wie sich zeigte, war es jetzt nicht mal mehr leicht, eine Klinik zu finden, die nicht von vornherein eine normale Geburt ausschloss! Das ärgert mich so maßlos. Kein Wunder, dass das Wissen darüber, wie es geht, ein Kind normal auf die Welt zu bringen, weniger und weniger wird. Wenn kein Arzt mehr übt, Kinder auf die Welt zu bringen, die Hebammen in der Ausübung ihres Berufs geradezu staatlich sabotiert werden, was bleibt dann noch für Deutschland? Der Kaiserschnitt.

Kaiserschnitt verordnet

Ich wehrte mich dagegen, als das erste Krankenhaus sagte:

„Beckenendlage bei Zwillingen macht nur noch der Chefarzt und der ist im August in Urlaub!“

Na Dankeschön! 🙁 Diesen Satz bekam ich in Rosenheim und in München Großhadern ebenfalls zu hören! Das Kind schlug übrigens während der gesamten Schwangerschaft Purzelbäume. Verkehrt herum in der 14. SSW!!! heißt ja keineswegs, dass es immer so bleiben muss…

Vertrauenspersonen – so wichtig…

Ich wollte aber unbedingt natürlich entbinden und fand schließlich ein kleines privates Krankenhaus. Ich hatte Glück, denn meine damalige Frauenärztin war dort Belegärztin. So fühlte ich mich diesmal viel sicherer. Ich vertraute ihr und hatte das, was ich schon bei der ersten Geburt gebraucht hätte und mir nach der ersten Erfahrung jetzt sehr wünschte: eine Fachkraft, von der ich wusste, die kommt ins Krankenhaus, wenn es los geht und ist bei mir.

Es geht los

Dass es dann doch ein Kaiserschnitt wurde, war für mich übrigens überhaupt nicht schlimm. Ich musste zwei Wochen vor Entbindungstermin in die Klinik – es sollte losgehen. Für eine Zwillingsschwangerschaft ist zwei Wochen vor ET geradezu grandios und ich hatte einen megagalaktischen Bauch. Es war Sommer, es war heiß, ich freute mich, dass es losgehen sollte.

Eine gemeinsame Entscheidung

Die Ärztin gab mir Globoli und wir versuchten allerlei, um die Geburt natürlich einzuleiten. Bei einem entspannenden Bad drehte sich der Purzelbaumkandidat schwupps noch mit dem Kopf nach unten. Alles schien zu passen. Ich bekam wehenfördernde Mittel. Es ging los. Doch plötzlich hatten die Kinder keine Lust mehr. Das Baby, das sich seit Wochen in der Pole Position befand, schwamm wieder nach oben. Jeder schien abzuwarten und „Bitte nach Ihnen!“ zum anderen zu sagen. Wir brachen ab. Die Ärztin zeigte mir eine Yogaübung, die ich bis nächsten Vormittag praktizieren sollte. Manchmal würden die Kinder dann wieder in die richtige Position rutschen. Als sich nichts getan hatte bis zum nächsten Mittag, entschieden wir uns gemeinsam für einen Kaiserschnitt.

Ernst genommen fühlen

Versteht ihr, warum ich mit dieser Entscheidung gut leben konnte? Ich wurde von anfang bis Ende in die weitere Entwicklung der Geburt mit einbezogen. So fühlte ich mich ernst genommen, mit all meinen Wünschen und Ängsten. Auch hier musste ich eine Woche in der Klinik bleiben. Auch hier durfte ich nicht von Anfang an permanent bei den Kleinen sein. Ein Kind brauchte Sauerstoff und den zweiten ließ man aus Solidarität beim Geschwisterchen. Immerhin kam man auf die Idee, den Kindern ein gebrauchtes T-Shirt ins Bettchen zu legen, damit sie den Mama-Geruch bei sich hatten. Ein Kind durfte ich von Anfang an stillen, das zweite am zweiten Tag. Immerhin. Manchmal kommt eben nicht alles so, wie man es sich wünscht. Ich durfte auf einem Sessel in der Neugeborenenstation sitzen und konnte mit Hautkontakt kuscheln.

Ein kleiner Wehmutstropfen…

Schade, fand ich auch, dass bei einem Kaiserschnitt, das Kind nicht gleich trinken darf. Ich wollte dem ersten gleich die Brust geben, aber da wurde das Kind weggenommen, um es zu versorgen. Ist das wahrscheinlich wegen der sterilen Umgebung? Ich habe keine Ahnung, aber ich empfand es als gemein damals.

Aber wie gesagt, ich bin sehr dankbar, dass diese zweite Geburt so verlaufen ist. Sie hat mich ein wenig zumindest mit meinen Geburtserlebnissen versöhnt.

Eure Verena Mami rocks


Liebe Verena, ich hoffe von Herzen, dass das Schreiben dieses Textes dir helfen konnte, deine Geburtserfahrungen besser zu verarbeiten und einen Abschluss finden zu.

*EURE MOTHER BIRTH*

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