#Blogparade: #wasistgeburt – ein Blick durch Kinderaugen

Vor kurzem hat Tanja von HerzBauchWerk zu ihrer zweiten #Blogparade aufgerufen. Sie fragte: „Was ist Geburt für dich?“ Ich fand das Thema und seine Vielfalt, wie man es interpretieren kann sofort reizvoll und  wollte spontan mitmachen. Mir war aber nicht nicht ganz klar, wie ich an diese Fragestellung herantreten möchte. Aber manchmal Hilft der Zufall einem ja weiter 😉 …


Der Stein des Gedankenanstoßes

Ich habe folgenden Link auf meiner Facebook-Seite gepostet mit den Worten:

Kinder bei Geburt – Bilder mit ganz viel <3
Wir möchten, dass unsere älteren Kinder diesmal der Geburt beiwohnen können. Selbstverständlich haben sie jeder Zeit die Möglichkeit sich zurückzuziehen. Ich vertraue auf den guten Instinkt meiner Kinder – sie wissen was ihnen gut tut und haben dies schon vielfach bewiesen.. <3
Hat jemand von euch schon Erfahrungen damit?
#Geburt #Hausgeburt #Kinder #Geschwister

Ich habe auf diesen Post sehr viel Resonanz bekommen – natürlich nur gemessen an meiner doch eher kleinen Reichweite, aber immerhin! 😉 …

Zwei Lager

Es stellte sich heraus, dass es anscheinend zwei Lager bzw. Ansichten dazu gab:

  1. positiv bestärkend, dass es eine gute Idee von mir wäre
  2. negativ, strikt ablehnend, dass ich meinen Kindern diese traumatische Erfahrung unbedingt ersparen sollte

Tja, nun. Zwei Weltsichten prallten da anscheinend aufeinander bei dem Thema: #wasistgeburt. Für die einen etwas, vor dem ich meine Kinder zu schützen hätte, für die anderen etwas, an dem ich meine Kinder teilhaben lassen sollte. Für die „Gegner“ ist der zu erwartende Normalfall von Geburt – ich fasse mal kurz zusammen: traumatisch, unzumutbar, beängstigend, leidvoll, bindungsgefährdend und nicht zu verkraften für kleine Kinder! Die „Befürworter“ sehen Geburten deutlich anders: als Fest, als Bereicherung, als etwas Positives, als etwas Schönes. Aber wer hat recht? Gibt es hierbei überhaupt die eine „richtige“ Antwort, die „eine Wahrheit“? 

thelilypadspa-com-7

Ich war mir sicher… – oder eben auch nicht!

Ich denke, Glaubenssätze prägen unser Bild von Geburten maßgeblich und sie werden nur selten hinterfragt oder reflektiert betrachtet. Sie werden als Wahrheit anerkannt, als unverrückbare Fakten, die nicht revidierter oder gar anzuzweifeln sind. Aber woher stammt diese „Wahrheit“? Schon weit vor unserer ersten eigenen Geburt, haben wir konkrete Vorstellungen, was Geburt ist, auch wenn wir absolut keine konkreten eigenen Erfahrungen haben. Wir haben aber dafür eine Erwartungshaltung an das, was geschehen wird. Wir haben ein Bild im Kopf. Wir bekommen es von unseren Müttern, Großmüttern, Schwiegermüttern, Tanten, Nachbarinnen in Form von Geburtsgeschichten erzählt. Oder wir sehen Filme und bauen auf ihrer Grundlage ein Vision in unserem Kopf auf, wie Geburt sein wird, ohne sie je selbst erlebt zu haben. Auch ich hatte konkrete Vorstellungen – Glaubenssätze – vor der Geburt von NotYet:

  1. Ich war mir sicher, dass ich keine eigenen Wehen bekommen könnte.„Alle Frauen aus unserer Familie hatten keine Wehen und brauchten einen Tropf…“*
  2. Ich war mir sicher, dass ich weit über den Termin gehen würde. „Alle Frauen aus unserer Familie mussten eingeleitet werden, weil sonst das Kind zu Stein geworden wäre…“*
  3. Ich war mir sicher, dass ich in einem Krankenhaus entbinden werde, damit mein Kind sicher ist.„Wäre ich nicht in meinem Krankenhaus gewesen, würde mein Kind jetzt nicht mehr leben.“*
  4. Ich war mir sicher, dass unaussprechliche Schmerzen zur Geburt zwangsläufig dazugehören.„Das waren die schlimmsten Schmerzen, die ich mir je hätte vorstellen können.“*
  5. Ich war mir sicher, dass ich auf dem Rücken liegen werde.  – „Ich lag im Kreissaal…“ / „Man kann bei den Schmerzen eh nur noch liegen!“*

*Zitate von Frauen, die mein Bild von Geburten maßgeblich prägten.

Ich habe daran geglaubt – an diese Sätze. Sie wurden zu meinen Glaubenssätzen. Ich habe sie zu meiner Wahrheit werden lassen, weil ich dachte so MUSS es sein. Ich habe nicht hinterfragt oder gar gezweifelt. Nein! Ganz im Gegenteil. Ich habe diese Glaubenssätze vertreten, weiterverbreitet und verteidigt. Habe es als DIE Wahrheit anerkannt, neben der keine andere existiert. Existiert kann. Existieren darf. Mein Fehler. Er wurde mir interessanterweise in meinem dunkelsten Moment bewusst – nach der traumatischen Geburt meines ersten Kindes. Ein Wendepunkt in meinem Leben. Eine Abkehr von Glaubenssätzen anderer. Ich suchte meinen Weg. Meine Wahrheit.

Das Spektrum meiner Geburtsrealität

Die Geburten meiner beiden ersten Kinder bilden sie das Spektrum meiner persönlichen Geburtsrealität, MEINER ganz persönlichen Wahrheit über Geburten. Sie prägt mein Sein, mein Denken, mein Fühlen und mein Handeln. Ich habe erleben müssen, wie traumatisch, beängstigend und vernichtend Geburten sein können, aber durfte auch die Erfahrung machen, dass sie dies bei weitem nicht sein müssen. Geburten können auch spirituelle, transformierende Prozesse sein, die schmerzfrei und sogar lustvoll erlebt werden können. Ich kenne beide Seiten der Medaille. Es ist meine persönliche Wahrheit über Geburten. Sie hat keine Allgemeingültigkeit, sie ist gespeist aus meinen individuellen Erfahrungen. Das bedeutet aber auch, dass viele persönliche Wahrheiten nebeneinander existieren können. Gleichwertig – es gibt kein richtig oder falsch. Kein „wahr“ oder „gelogen“. Jede Frau hat aufgrund ihrer ganz eigenen Erfahrungen und Erlebnisse, eine ganz eigene Wahrheit. #wasistgeburt ist also nicht universell zu beantworten, sondern nur individuell. So individuell wie jeder Mensch ist.

Aus Kinderaugen betrachtet…

Welchen Blick haben meine Kinder auf Geburten? Ich habe sie weder positiv noch negativ versucht zu beeinflussen. Ich möchte, dass sie freiwillig an der Geburt teilnehmen – nicht weil Mama es möchte. Das wäre der absolut falsche Weg! Sie werden jeder Zeit die Möglichkeit haben sich aus dem Geburtsraum zurückzuziehen. Dafür wird selbstverständlich eine liebe Freundin auf Abruf sein, falls dies erforderlich wäre.

Intuitiv, instinktiv, selbstverständlich

Sie sind noch so rein, so unbeeinflusst von negativen Geburtsberichten. Es ist mir immer wieder eine wahre Freude ihre neugierigen Fragen ehrlich zu beantworten. Dazu gehört für mich selbstverständlich auch, dass wir Geburtsvideos gemeinsam anschauen. Sie sollen wissen, was auf sie zukommen wird. Sie sollen verstehen, dass Geburt Arbeit bedeutet, ihnen soll klar sein, dass Mama tönen wird – vielleicht auch lauter. Mein Sohn NotYet ist zu einem regelrechten Experten geworden! Er ist fasziniert davon, kommentiert alle Filme, fragt nach und kann mittlerweile schon am Tönen der Frauen voraussagen, wann das Baby zur Welt kommen wird. Ich bin beeindruckt! Er hat so ein feines Gespür. Dieses durfte ich schon während der Eröffnungsphase der letzten Geburt kennen lernen. Da keimte zum ersten Mal der Gedanke auf, dass Kinder mit Geburten wesentlich natürlicher umgehen als Erwachse es tun. Instinktiver. Intuitiver. Unvoreingenommen. Mein Sohn hat mich damals wie selbstverständlich zurückhaltend umsorgt. War in meiner Nähe, aber hat sich nicht aufgedrängt. Mit seinen kleinen Händen hat er meinen Rücken bei jeder Wehe massiert. Er hat instinktiv gehandelt. Intuitiv wenig gesprochen. Seine Anwesenheit tat gut. Ich kann mir vorstellen, dass es diesmal wieder so sein könnte. Ich lass mich überraschen 😉 …

Geburt = Schmerz?

Erstaunlicherweise kam bei beiden Kindern NIE die Frage auf, ob die Frauen in den Videos Schmerzen hätten. Meine Kinder assoziieren es nicht mit Schmerz, was sie sahen. Ihnen kam es gar nicht in den Sinn, dass Geburten schmerzhaft sein könnten. Ihnen wurde kein Glaubenssatz in ihre kleinen unbefleckten Köpfchen gesetzt. Sie sind noch so rein und unbeeinflusst. Ich will nicht meine Wahrheit zu ihrer machen. Ich wünsche mir von Herzen, dass sie ihre eigenen Wahrheiten finden, unbeeinflusst und hoffentlich mit einem positiven Bild von Geburt im Kopf. Ich möchte ihnen bei dieser Hausgeburt die Möglichkeit geben, Geburt friedlich, ruhig, aber auch kraftvoll miterleben zu dürfen. Ihre erste eigene Geburtserfahrung – kein fremder Glaubenssatz, eine echte erlebte Erfahrung. Eine schöne, wie ich hoffe, die sie ein Leben lang begleiten und ihren Blick auf #wasistgeburt im positiven Sinn prägen wird. Mut machend und Hoffnung bringend. Meine ganz eigene gelebte Interpretation meiner Vision von einer #positivenGeburtskultur

 

*EURE MOTHER BIRTH*

#Geburt #positiveGeburtskultur #Glaubenssätze #Wahrheit #Geburtserfahrung #Kinder #Schmerz #wasistgeburt #Geburtsvideo #Geschwister #Trauma #traumatisch #schmerzfrei #lustvoll

7 Gedanken zu „#Blogparade: #wasistgeburt – ein Blick durch Kinderaugen

  1. Pingback: Was ist Geburt für dich? #blogparade #wasistgeburt | herzbauchwerk.ch

  2. Elternstimme sichereGeburt Antworten

    Wie recht du hast. Kinder gehen mit Geburten natürlicher um, instinktiver. Sie wissen, was Mama braucht. Sie können uns lesen 🙂 von der Wimper bis zum Mundwinkel. Und sie sind noch diese kleinen Rohdiamanten, die wir alle mal waren. Sie sind noch frei von Bewertungen anderer, von auferlegten Glaubensmustern und gesellschaftlichen Zwängen. Ich bin sehr gespannt, wie groß der Kreis der Lieben sein wird, der dich umgibt, wenn du dein drittes Kind gebierst.
    Liebe Grüße, Silke

    • motherbirthblog Autor des BeitragsAntworten

      Liebe Silke,

      ich bin auch sehr gespannt, wer letztendlich bei der Geburt außer mir anwesend sein wir. Ich lasse mich überraschen. Vielleicht passiert es ja auch das erste Mal nachts – wer weiß? … Meine beiden Kinder sind ja um 12:26 und um 12:25 zur Welt gekommen. Vielleicht tippe ich ja einfach auf 12:24 😉 …

      Ich freue mich, wenn ich wahrnehme wie unbeschwert meine Kinder mit dem Thema Geburt umgehen. Ein Kostbarkeit.

      Liebe Grüße
      Mother Birth

  3. Pingback: Was ist Geburt für dich? #blogparade #wasistgeburt

  4. HerzBauchWerk Antworten

    Liebe MotherBirth, oh so schön dass du an meiner Parade mit gemacht hast, wunderschön dein Text! Vielen lieben Dank dafür! Und ja, Kinder werten nicht. Noch heute kommen meine beiden grossen zu mir und wollen Geburtsvideos schauen. Und noch nie, wirklich niemals hat ein Kind von mir sich über das Blut, oder das Stöhnen oder sonst was beschwert. Für sie scheint es das Natürlichste der Welt zu sein. Das hat mich sehr beeindruckt. Ich hab auch mal darüber geschrieben: https://herzbauchwerk.ch/2016/03/25/geburtsvideos-meine-kinder-und-ich/
    Ich wünsche dir von Herzen eine wunderschöne, kraftvolle Geburt von eurem dritten Wunder. An dem Ort, wo du dich am wohlsten fühlst, mit den Menschen, die dich am besten durch diese Geburtsreise tragen. Ich drück dich ganz fest.
    Tanja

    • motherbirthblog Autor des BeitragsAntworten

      Liebe Tanja,

      es freut ich sehr, dass dir mein Text so gut gefällt.
      Ich habe damals deinen Text zu den Geburtsvideos übrigens gerebloggt 😉 … weil ich ihn so toll fand <3

      Kinder werten nicht. Vielleicht sollten wir auch wieder mehr diesen unbelasteten Blick auf Geburten bekommen. Wäre doch schön, oder?

      Liebe Grüße
      Mother Birth

      • HerzBauchWerk Antworten

        Ja, das hast du Recht, ein nicht werender Blick würde vieles vereinfachen in Bezug auf Geburt. Ich wage es sogar zu sagen, wenn wir im Leben allgemein viel weniger ins Werten kommen würden, oder mindestens erkennen, wann wir in der Wertung drin sind, dass sich dann ganz vieles zum Positiven verändern würde.
        Liebe Grüsse
        Tanja

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert