Wochenbettdepression – #Gastbeitrag von Petra Hamacher (Allerlei Themen)

“Wer schreibt mir einen Gastbeitrag für mein Wochenbett?”

“Na klar! Mach ich Dir. Über was denn?”

“Du darfst gern den Finger in die Wunde legen, schreib ruhig über Wochenbettdepressionen. Ich vertraue Dir!”

So in etwa lief das Gespräch auf Twitter zwischen uns, der werdenden Mutter und mir, ab. So ein Kompliment und so ein Vertrauensbeweis, damit hatte ich nicht gerechnet. Ich war sehr gerührt und überlegte sofort, wie ich einen guten, anspruchsvollen Text für eine Wöchnerin schreibe, der nicht direkt der Auslöser für eine Depression wird 🙂

Hier also mein Märchen für Dich!

Viel Freude!


Die Geschichte der Wochenbett-Fee

Es war einmal…

Es war einmal eine schöne Prinzessin. Sie war immer gut gelaunt, fröhlich und bewegte sich alle Tage frei durch das königliche Schloss. Am liebsten waren ihr die Kinder. Denn es war ein gutes Königreich in dem sich alle Kinder frei bewegen konnten und lachend und tobend durch alle Ecken des Landes streichen durften. Oft war das Spiel für alle Erwachsene nicht verständlich. Denn nur die Kinder sahen die handgroßen, zarten Feen, die ebenfalls im Königreich lebten. Gemeinsam ersannen sie die tollsten Abenteuer und die Feen waren oft die Wildesten unter ihnen. Die Prinzessin war oft dabei und erfreute sich an all dem Spaß.

Eines Tages verliebte sich die Prinzessin in einen schmucken Prinzen. Er war ihr Herz, ihr Leben, ihre zweite Hälfte. Mit ihm fühlte sie sich komplett. Es war eine wunderschöne Hochzeit, die 3 Tage dauerte. Das ganze Königreich feierte und erfreute sich an dem schönen Paar.

Ein Jahr später…

Ein Jahr später feierte die Prinzessin mit einem großen runden Bauch die baldige Ankunft ihres ersten Kindes. Wieder erfreute sich das gesamte Königreich mit der Prinzessin, waren Kinder doch gern sehen. Doch seit dem ersten Tag der Schwangerschaft veränderte sich etwas in der Prinzessin. Bald wusste sie nichts mehr von all den Feen, den Abenteuern und den Freunden, die sie hatte. Sie hatte nur Augen für ihren Baby und machte sich immer mehr Sorgen, dass es dem Baby gut gehen möge.

So feierte nicht das ganze Königreich mit der werdenden Mutter: Während die Prinzessin stolz und doch den Kopf voller Gedanken ihre große Kugel zeigte, war keine Fee zum Fest eingeladen worden. Die Prinzessin wusste einfach nicht mehr um ihre kleinen Freunde. Verärgert sahen die Feen durch die Fenster ins Schloss und besonders eine kleine schwarze Fee, die einmal die beste Freundin der Prinzessin gewesen war, konnte nicht verstehen, warum ohne sie gefeiert wurde. Wütend flog sie davon: “Vielleicht erinnert sie sich nach der Geburt an uns und an all die guten Momente, die wir hatten?”

Die Prinzessin konnte den Tag der Geburt kaum erwarten. Als es so weit war, konnte man den Jubel auf allen Straßen vernehmen. Alles war gut gegangen. Die Geburt des Kindes war anstrengend verlaufen und hatte 2 Tage gedauert, doch alle waren gesund und munter. Aus allen Ecken des Landes strömten sogleich die Gratulanten ins Schloss und überschütteten die Prinzessin mit Glückwünschen und Babykleidung. Alle waren glücklich.

Doch nach den Tagen des Frohsinns…

Doch nach Tagen des Frohsinns – als alle im Schloss schliefen – flog ein kleiner schwarzer Schatten ins Zimmer der Prinzessin: “Du hast uns vergessen, Du hast vergessen, wie Du einst warst und hast Dich verändert. Du bist nun nicht mehr schwanger und doch weißt Du nicht mehr, wer wir sind. Du hast ohne uns Dein Kind gefeiert. Das verzeihe ich Dir nie! Ich werde Dich verfluchen: Sollen Deine Gedanken so düster sein, wie mein Kleid!”, sprach sie und flog davon.

Die Prinzessin erwachte und fortan weinte sie viel. Sie betrachtete ihr Baby und konnte es doch nicht sehen. Sie hatte gänzlich vergessen, wie es ist, das Licht wahrzunehmen. Ihre Gedanken waren dunkel, kreisten um die schwere Geburt und so verbannte sie schließlich vor lauter Verzweiflung und Angst alle Freunde aus ihrem Gemächern. Bald konnte sie das Lachen am Hof nicht mehr ertragen, zeigte es ihr doch, dass sie eine schlechte Mutter sei und so ließ sie alle Kinder aus dem Schloss werfen. Bald konnte sie ihr Kind nicht mehr ansehen und all ihr Denken war schwärzer als der Grund des Sees.

by Petra Hamacher

“Wir müssen die Prinzessin und das Kind retten!” Sprach der Prinz eines Tages. “Doch ich weiß nicht wie!” In seiner Verzweiflung reiste der Prinz durch das ganze Land und suchte nach Antworten. Er besuchte eine alte Frau am Rande des Dorfes “schick ihr viel Besuch, das wird sie freuen”. Doch der Versuch die Prinzessin aufzuheitern schlug fehl. Viele solcher Begegnungen erlebte er, doch niemand schien ihm helfen zu können. Als er nicht mehr weiter wusste und des Nachts am Rande einer grünen Waldlichtung saß, hörte er ein kleines Glöckchen. Als er aufblickte, sah er nichts.

“Du musst mich sehen wollen, denn ich kann dir mit deiner Prinzessin helfen”, sagte die Feenkönigin. Der Prinz wollte und so bemerkte er keine Hand weit von seinem Gesicht eine schillernde kleine Gestalt. “Deine Frau ist krank. Eine verärgerte Fee hatte sie verzaubert. So hat sie vergessen, dass es Licht und Freude gibt. Wir können den Zauber nicht zurück nehmen, aber die schwarze Fee will ihre Tat wieder gut machen und hat einen Trank für die Prinzessin gebraut, er wird ihr helfen. Doch es wird Deine und später unser aller Aufgabe sein, sie von heut an an uns und an das Gute zu erinnern. Sonst wird sie es wieder vergessen. Willst Du das tun?” “Ich tue alles, damit es ihr wieder besser geht”, sprach der Prinz.

Und so ritt er ins Schloss…

Und so ritt er ins Schloss und gab der Prinzessin täglich den Trank ins Wasser. Nach einigen Tagen bemerkte man im Schloss die ersten Veränderungen im Leben der Prinzessin: Plötzlich konnte sie wieder lächeln. Jeden Tag beschäftigte sie sich länger mit ihrem Kind und erfreute sich an den Fortschritten, die es machte. “Holt die Kinder wieder ins Schloss!” befahl der Prinz sogleich. Und obwohl seine Frau nicht wusste, ob sie dafür schon bereit war, tönte bald wieder das glockenhelle Lachen der Kinder durch die Gänge des Schlosses. “Siehe! Es tut Dir gut”, sprach der Prinz. “Und siehe, dort sind auch die Feen!” “Die Feen?” Dafür war die Prinzessin noch nicht bereit. Sie konnte immer noch nicht wieder sehen.

Tage und Wochen wiederholte sich dieses Gespräch doch die Prinzessin sah nichts. Die Kinder und der Prinz aber gaben nicht auf, der Prinzessin wieder die Welt der Feen zu zeigen. “Hier, schau mal!” “Und dort!” “Sieh nur!” lachten die Kinder und zeigten in die Luft. Doch die Prinzessin hatte Mut geschöpft aus dem Trank: “Ich werde es schaffen, meine Freunde wieder zu sehen und zu lachen” sagte sie.

Und wahrlich, eines Tages als ihr Kind die ersten tapsigen Schritte durch den Garten lief und dabei lachend einer kleinen, schwarz schimmernden Fee durch das hohe Gras folgte, da sah die Prinzessin erst die Flügel glitzern, dann das schwarze Kleid und schließlich sah sie die Freundin – und lachte aus vollem Herzen!

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Mögest Du, liebe Andrea niemals das Leuchten und das Lachen der Feen vergessen! Alles Gute und Liebe für Dich! <3


Ich danke dir liebe Petra für dieses wundervolle Märchen. Ich liebe Märchen und Fabeln! Du hast also unterbewusst meinen ganz persönlichen Geschmack getroffen. Ich werde versuchen die Feen niemals zu vergessen…

 

*EURE MOTHER BIRTH*

#Gastbeitrag #Geburt #Wochenbett #Wochenbettdepression 

 

 

 

 

2 Gedanken zu „Wochenbettdepression – #Gastbeitrag von Petra Hamacher (Allerlei Themen)

    • motherbirthblog Autor des BeitragsAntworten

      Liebe Cao,
      das empfinde ich auch genau so. Das Märchen macht deutlich, was es bedeutet eine Wochenbettdepression zu haben – für die betroffene Frau, als auch für die Angehörigen – auf eine ganz besondere Art und Weise.

      Liebe Grüße
      Mother Birth

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