Man könnte jetzt unken, dass es allein am ausgeglichenen Gemüt des Schildnöcks liegt, dass der Herzensmann sich zu folgender Aussage hinreißen lies:
„Der Schildnöck macht es einem echt schwer kein 4. Kind zu wollen.“
#esmussLiebesein
Einige unter euch mögen jetzt denken:
Naja, bei so einem easypeasy Anfängerbaby… Was will DIE denn bitte! So ein Baby kann man doch nur genießen, aber das sagt ja schließlich null über das 3. Kind aus…
Natürlich hat der Schildnöck – im Vergleich zu seinen beiden Geschwistern – ein sehr ausgeglichenes Gemüt. Sehr zufrieden. Er kommuniziert klar. Es ist einfach ihn zu verstehen und seine Bedürfnisse zeitnah zu erfüllen. All das macht den Alltag mit ihm entspannt. Aber liegt es wirklich nur an ihm, dass wir als Eltern es so empfinden? Ich denke nicht. Denn wir vergessen bei der Diskussion eine ganz wichtige Komponente: UNS! Uns als Eltern.
Ein Kind ist kein Kind
Selten so gelacht. Zumindest ich – nein, wir – können diesen Satz nicht bestätigen. Das erste Kind hat unser komplettes Leben auf den Kopf gestellt. Einfach alles durcheinander gewirbelt. Tausend neue Aufgaben, Babyzeichen, die wir nicht verstanden, schlaue Sprüche von allen Seiten, was man als Eltern unbedingt tun oder auf jeden Fall lassen sollte. Eigene Ansprüche und Erwartungen anderer prallen frontal aufeinander. Besonderes deutlich zeigte sich diese Zerreißprobe bei der Abkehr von den „Grundwerten“ der eigenen Erziehung: Stillen statt Flasche, Familienbett statt eigenes Kinderzimmer, Einschlafbegleitung statt alleine im dunklen Zimmer ablegen… Ich könnte diese Liste noch mühelos weiterschreiben.
Es hat unendlich viel Kraft gekostet uns von den alten Glaubensmustern zu verabschieden und unseren eigenen Weg zu finden und ihn unbeirrt zu gehen. Es war anstrengend, hat verunsichert und es machte Angst. Seinen eigenen Weg zu verfolgen auch gegen die Kritiker und Zweifler im eigenen Umfeld braucht Mut. Ich hatte diesen oft nicht so, wie ich es mir gewünscht hätte. Habe mich absichern wollen. Hätte so sehr bestärkende Worte gebraucht. Stattdessen allein auf weiter Flur. Zumindest gefühlt. Und dieses Gefühl tat nicht gut. Mir nicht. Uns nicht.
Ich dachte, ich müsste nun alles richtig machen – alles perfekt machen. Ich stand unter Beobachtung. Alle warteten gefühlt nur auf mein Scheitern. Nach dem Motto:
Die mit ihren verrückten Ideen wird schon sehen was sie davon hat…
Es allen beweisen zu wollen, verursachte Druck. Enormen Druck. Der wiederum führte zu Stress. Wir arbeiteten uns ab – an unseren eigenen Ansprüchen und am Erwartungsdruck anderer – ganz in der Manier von Don Quijote. Es laugte aus, machte müde und das Ziel entspannte Eltern zu werden lag noch meilenweit von uns entfernt…
Mit jedem Kind wird die Arbeit mehr…
Doppelt so viele Kinder – doppelt so viel Arbeit? Ist die Rechnung wirklich so einfach? Ich denke nicht. Klar wird die Arbeit mit mehr Kindern nicht weniger, aber sie steigt auch nicht exponentiell an! Viele Dinge gehen einem beim zweiten Kind viel leichter von der Hand. Man ist erfahrener, routinierter und lässt sich deutlich weniger verunsichern. Man hat seinen Weg gefunden, gelernt, dass er funktioniert und die kritischen Unkenrufe aus dem sozialen Umfeld werden auch immer leiser oder wir wollen sie einfach nicht mehr hören 😉 …
Eigentlich könnten wir jetzt die entspannten Eltern werden, die wir schon immer sein wollten, aber da gab es noch einen kleinen, aber feinen Haken: der eigene Perfektionismus, dem man nun schon so lange gefröhnt hatte, lässt sich nicht so einfach ad acta legen. Und so fanden wir – und besonders ich – uns wieder in einer neunen stressbeladenen Zerreißprobe. Diesmal ohne großen äußeren Einfluß. Vielmehr aus unseren eigenen Ansprüchen heraus, drohten wir zu scheitern.
Wir wollten natürlich BusyBee alles Erdenkliche gönnen, was auch NotYet genießen durfte und gleichzeitig wollten wir auf gar keinen Fall NotYet das Gefühl geben, nur noch zweite Geige zu spielen nachdem er nun großer Bruder geworden ist. Eine neue Zerreißprobe entstand für uns Eltern – hausgemacht.
Mut zur Lücke
Mit dem Schildnöck ist auch die Gelassenheit bei uns eingezogen. Wir können nun auch mal 5 gerade sein lassen. Auch das bedarf Mut – den Mut zur Lücke -, den wir nun haben. Mein Wahlspruch zur Zeit:
Gut ist gut genug – perfekt braucht niemand.
Auch Kinder können gut mit herrlich unperfekten Eltern leben. Ich würde sogar so weit gehen und sagen: viel besser sogar als mit welchen, die sich am überhöhten Erwartungsdruck – von innen oder von außen – aufreiben, gestresst sind und die schönen kleinen Momente des Tages nicht mehr schätzen können. Die vergessen haben, wie schön das Genießen sein kann. Die sich dieses Genießen nicht erlauben, weil ja noch nicht alles „perfekt“ lief. Die sich selbst geißeln, in der Hoffnung irgendwann einen perfekten Tag erleben zu können, an dem alles richtig, alles reibungslos, läuft.
Wir warten nicht mehr auf diesen Tag X. Wir wissen er wird vermutlich nie kommen. Mit jeden Kind mehr, wird er sogar immer unwahrscheinlicher, aber das macht uns heute nichts mehr aus. Wir wollen unsere Kinder genießen. Wollen uns an die schönen Dinge am Abend erinnern, die uns im Laufe des Tages ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert haben – egal wie stressig der Tag war, egal wie „unkooperativ“ die Kinder waren, egal wie unfassbar müde wir sind.
Gelassenheit bedeutet Glück
Das habe ich für mich erkannt. Mein Perfektionismus und mein Anspruchsdenken an mich als Mutter hat mich nicht dorthin gebracht. Ganz im Gegenteil. Ich habe erst mit dem 3. Kind gelernt loszulassen. Den Alltag mit Kindern so anzunehmen wie er ist: ein stetiges Chaos. Es zu akzeptieren. Mitzugehen, wie mit dem Schwanken eines Schiffes und mich nicht dagegen aufzulegen. Das hat mich befreit. Ich fühle, dass endlich eine schier endlos große Last von mir abgefallen ist. Von uns. Denn dem Herzensmann ergeht es nicht anders.
Was ich eigentlich sagen will:
Es ist nichts wirklich einfacher geworden – so ganz objektiv betrachtet. Aber wir erlauben uns nun endlich unsere Kinder entspannt genießen zu dürfen. Das ist der eigentliche Unterschied, den das 3. Kind uns beschert hat: Gelassenheit zum Genießen. Deshalb nennen wir es auch das „Genießer-Kind“ 😉
Und mal ganz ehrlich: Warum sollte jetzt bei Kind 3 Schluß sein, wenn wir endlich gelernt haben das Leben mit unseren Kindern zu genießen? Da wären wir ja ganz schön blöd … 😉 Deshalb muss ich dem Herzensmann unbedingt und von ganzem Herzen beipflichten, wenn er sagt, dass es schwer ist gerade kein 4. Kind zu wollen <3
Wie ist/war es bei euch? Gab es auch bei euch Veränderungen bei Kind 2, 3, 4 oder gar 5? Oder wart ihr immer schon die Gelassenheit in der Person und konntet von Anbeginn das Leben mit euren Kindern genießen?
Ich bin gespannt auf den Austausch mit euch. 🙂
*EURE MOTHER BIRTH*
#Kinder #Eltern #Baby #genießen #Gelassenheit #Entspanntsein #drittesKind #LebenmitKindern
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Also ich war immer Team „ooooooohm“. Und ein Kind ist keins hat bei uns definitiv gestimmt, denn unsere 2. Ist unser „challenge child“, high need baby, trotzkopf, schlafverweigerer und dazu super laut. Trotzdem folgte vor 4 Monaten Nummer 3 und der ist, genau wie unser erster, vom Charakter des schildnöck. Von solchen Babies könnte ich noch gaaaanz viele bekommen!
Oh, herzlichen Glückwunsch erst mal! In meiner Wochenbestzeit mit dem Schildnöck ist die Geburt von deinem K3 irgendwie an mir vorbeigegangen …. uuuuuppppsss
BusyBee ist mit ihrer fordernden und immer aktiven Art bis heute eine Herausforderung. Und sie ist ebenfalls wie eure ein seeeeeehhhhhrrrr lautes Kind 😉 …
Liebe Grüße an deine ganze Familie
Mother Birth
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Wir befinden uns gerade in der Perfektionsfalle mit 2 kleinen Kindern die mir ständig Magenschmerzen vor Stress beschert. Der Mann hätte gerne ein 3., Ich kann derzeit dazu nur hysterisch lachen.
Ich hoffe, du findest einen Ausweg aus dieser Falle. Ich kenne sie selbst und frage mich jetzt, warum ich es nicht geschafft habe daraus auszusteigen…. Aber wenn man darin gefangen ist, ist es eben gar nicht so leicht. :-/
Liebe Grüße
Mother Birth
Ganz toll geschrieben! Ich habe vor 5 Monaten Baby Nr.2 bekommen und merke wie gut dieses Kind mir tut.
Sie ist sehr pflegeleicht und trotz des zunehmenden Chaos genieße ich die Zeit mit beiden Kids so sehr…meine Liebe hat sich verdoppelt und mit jedem Kind bin ich noch glücklicher geworden….erst wollte ich nur 2 Kinder ,aber schon jetzt weis ich das ich noch eine Ladung Glück haben möchte und noch mehr Platz für Liebe da ist.
Das hast du wunderschön gesagt <3 So geht es uns auch. Deshalb wird wohl auch K4 noch unsere Familie bereichern dürfen. Auch wenn das noch mehr Chaos, mehr Arbeit, wieder schlaflose Nächte usw. bedeutet. Ich freue mich drauf.
Liebe Grüße
Mother Birth
Perfekt unperfekt danke für den schönen Beitrag ich bin zwar momentan nur bei Kind eins aber es stimmt schon das man sich leider viel zu viel unter druck setzen lässt und es dann in Stress ausarten kann man muss wirklich lernen damit umzugehen und die Meinung andere an sich vorbeigehen lassen und einfach mal auf seine eigenen Instinkte Hören…Auch ich bin von Kind 2 nicht abgeneigt muss nur noch meinen liebsten vin der Idee überzeugen 😀 ♡
Manchmal macht man sich als Eltern das Leben schwerer als es sein müsste. Das habe ich jetzt für mich begriffen. Und schon allein diese Erkenntnis hat mich entspannt.
Ich drücke dir die Daumen, dass dein Wunsch nach einem zweiten Kind auch bei deinem Mann Gehör findet.
Liebe Grüße
Mother Birth
Ich kann das alles haargenau so bestätigen! Beim dritten Kind ist man einfach routinierter und relaxter und springt auch nicht beim ersten Pieps auf. Man hat gelernt, die Bedürfnisse des Babys zu erkennen und zu unterscheiden, und außerdem hat man auch gar nicht mehr so viel Zeit- man hat ja auch noch die anderen Kids. Klar hat man Glück, wenn das Baby kein Schreikind ist und auch sonst keine Probleme hat- denn dann wäre der Alltag ja auch nicht mehr so relaxed. Und trotzdem finde ich, dass es auf das Gemüt des Babys ankommt. Unser Kleiner ist auch sehr entspannt und pflegeleicht und steckt damit natürlich auch uns Eltern an.
Alles Gute Euch und viele Grüße! Claudia
Liebe Claudia,
klar trägt das sonnige Gemüt des Schildnöcks dazu bei, dass wir vieles noch entspannter sehen und genießen können. Aber ich glaube tatsächlich, wenn genau dieses Kind unser erstes gewesen wäre, hätte ich ihn so nicht genießen können, wie ich es heute kann. Denn ich war noch nicht so weit.
Das ist die Erkenntnis – eine Selbsterkenntnis, die einerseits schmerzt, aber auch andererseits gut tut, da ich weiß, dass wir uns weiterentwickelt haben als Eltern.
Liebe Grüße
Mother Birth
<3 es ist ein großartiges Talent, mir knapp drei Wochen vor ET von 3.0 mit so einem Text ganz ganz viel Mut zu machen! Danke Dir!
Das freut mich sehr, dass ich die damit Mut machen konnte 🙂
Es wird sicherlich wunderbar <3
Ganz liebe Grüße
Mother Birth