Filterbubble – auch im RL birgt sie Annehmlichkeiten
Ich bewege mich normalerweise fast ausschließlich in Kreisen, die wissen, dass ich eine Langzeitstilleren bin. Jaaaaa, es gibt auch eine Filterbubble im RL 😉 Und ja, ich nutze ihre Annehmlichkeiten auch außerhalb der Internets. Ich fühle mich einfach wohl in ihr. Ich muss mich nicht ständig erklären oder rechtfertigen – es ist meine Komfortzone, die ich bewusst nutze und genieße. Es ist bequem. Vielleicht bin ich auch bequem… Und sollte ich mich doch mal außerhalb von meiner kleinen selbst erschaffenen Filterbubble wiederfinden, dann stille ich diskret mein Kind ohne große Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Nicht weil ich mich schäme, sondern weil ich es nicht mag im Mittelpunkt zu stehen. Egal in welcher Situation. Es hat nichts mit dem Stillen zu tun. Ich mag es einfach nicht, wenn die Blicke auf mir ruhen.
KEIN Thema
Sprechen tue ich sehr selten über das Langzeitstillen außerhalb meiner Filterbubble – sowohl im RL als auch im Netz. Ich hänge das Thema nicht an die große Glocke, weil es eben KEIN Thema für mich ist. Es ist für mich das Normalste auf der Welt meinen Kindern so lange die Brust zu geben, bis sie sich selbstbestimmt abstillen. Deshalb verliere ich kaum ein Wort darüber. Ich will niemanden überzeugen, dass mein Weg der einzig Richtige ist und ich will auch nicht mit eindringlichen Worten überredet werden, dass mein Weg – aus welchen Gründen auch immer – der Falsche ist. Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus, ist dass leider beim Thema: Stillen, insbesondere beim Langzeitstillen, außerhalb der flauschigen Filterbubble fast ein Ding der Unmöglichkeit. Deshalb schweige ich lieber, denn sinnlose Diskussionen, die zu nichts führen, als zu Verletzungen auf beiden Seiten, führe ich nur sehr ungern. Und Ausgangspunkt für eine solche, mag ich erst recht nicht sein.
Und dann rutscht mir eine unbedachte Bemerkung raus…
Aber manchmal tue ich es doch. Ich spreche mein Langzeitstillen an. Unüberlegt, aus einem Impuls heraus. Und dann entstehen mitunter peinliche Situationen. Nicht für mich, sondern meist für mein Gegenüber. Unbeabsichtigt schubse ich einen anderen Menschen in ein Fettnäpfchen – nicht aus meiner Sicht, sondern aus seiner. Entweder sie gehen zur Verteidigung über, oder aber sie entziehen sich mir. Machen einen weiten Bogen um mich, peinlich berührt und nicht wissend wie sie mit dieser – für sie so unbekannten – Situation umgehen sollen.
Aber ist das wirklich so schwer?
Aber ist es wirklich so schwer? Bürde ich meiner Umwelt wirklich zu viel Toleranz auf? Verlange ich zu viel Verständnis? Bin ich unverhältnismäßig egoistisch, wenn ich mir Akzeptanz für das Langzeitstillen wünsche? Ich möchte gar nicht, dass alle meinen Weg für gut heißen und befürworten. Nein, dass ist gar nicht mein Wunsch. Ich möchte mich nur nicht wie eine Aussätzige fühlen, die man meiden sollte, wie ein Alien, der sich leider in der falschen Galaxie verirrt hat. Das bin ich nämlich nicht. Ich bin nur eine Variante von „Normal“. Eine von tausend Facetten. Eine Seite des Spektrums – vielleicht nicht alltäglich, aber immer noch normal. Auch das Stillen nach dem Babyalter ist normal. Nicht abnormal. Nicht seltsam. Vielleicht selten, aber nicht seltsam.
„Und wo bitte ist dein Baby?“
Es trug sich vor kurzem zu, dass ich ein gestilltes Baby auf dem Arm hielt. Ich war außerhalb meiner kleinen, feinen Filterbubble unterwegs. Es waren Menschen anwesend, die weder mich, noch meine Situation kannten. Keine Ahnung davon hatten, dass ich meine Kinder langzeitstille. Das Baby drehte sich zu meiner Brust um und wollte gestillt werden. Ich lächelte und sagte ganz unbedacht aus einem Impuls heraus :
Ach, es riecht bestimmt meine Milch!
Nettes und freundliches Lachen schlug mir aus der Runde entgegen. Verständnisvolles Nicken. Eine stillende Mutter halt… Dann etwas später wurde ich angesprochen und gefragt:
Und wo bitte ist dein Baby?
Zuerst war ich irritiert. Habe die Frage nicht recht verstanden. Wusste nicht worauf dieser mir fremde Mensch hinaus wollte. Ich sagte, dass mein jüngstes Kind BusyBee wäre, die gerade auf meinem Arm war, aber sie doch nun wirklich kein Baby mehr ist. Jetzt war es an der Zeit für die Verwirrung auf der Gegenseite! Es wurde etwas betreten gesagt:
Äh, da habe ich dich vorhin wohl falsch verstanden. Ich dachte, du hättest gesagt, dass du noch Milch hast…
Der Herzensmann, der gerade dazu kam, sagte ganz selbstverständlich im Vorbeigehen:
Sie stillt unsere Tochter.
Nicht mehr und nicht weniger. Punkt. Die betreffende Person hat den Blick gesenkt, nichts mehr geantwortet und ist uns den restlichen Tag aus dem Weg gegangen. Für sie war es nicht so selbstverständlich wie für uns. Da war nun das besagte Fettnäpfchen – ich habe einen Menschen unbeabsichtigt hineinstolpern lassen. Es war nicht meine Absicht – vermutlich auch nicht die meines Gegenübers.
„Öffentlichkeitsarbeit“
Und wie kann man diese Fettnäpfchen in Zukunft verhindern? Ich denke, dass das Stillen eines Kleinkind mehr Öffentlichkeitsarbeit braucht! Es führt ein unscheinbares Nischendasein. Was eigentlich ok ist, aber so wird es nicht zu mehr Akzeptanz und Toleranz kommen. Es muss bekannter werden, es muss als eine Variante von „Normal“ breitere Bekanntheit erlangen. Und auch ich muss mich aus der Komfortzone meiner Filterbubble heraus bewegen, damit sich dies ändert. Wenn es mehr Menschen bewusst wird, dass die Stillzeit nicht zwangsweise nach 4-6 Monaten enden muss, sondern sie auch noch andauern kann, wenn das Kind laufen kann, ja selbst wenn es sprechen kann und seine Stillmahlzeit verbal einfordert. Es muss in den Köpfen der Menschen ein Umdenken beginnen. Vielen kommt es gar nicht in den Sinn, dass ein Kleinkind noch an der Brust trinkt. Aber eben dieses Wissen sollte wieder in die Gesellschaft getragen werden. Und wer sollte das machen, wenn nicht sie Langzeitstellerinnen selbst? Ich möchte bei mir anfangen, möchte offensiver – auch außerhalb meiner Filterbubbel, mein Langzeitstillen ansprechen. Zeigen, dass es normal ist auch jenseits des Babyalters seinem Kind die Brust zu geben.
Es gibt kein allgemein gültiges Zeitfeister für die Stillzeit, sondern nur ein individuelles! So individuell wie das Mutter-Kind-Paar, das stillt!
*EURE MOTHER BIRTH*
#Annehmlichkeit #Öffentlichkeit, #Baby, #Filterbubble #Kleinkind #Komfortzone #Langzeitstillen #Normalität #Selbstverständlichkeit #Stilldauer #Stillen
Super! Die Geschichte mit dem “ wo ist denn dein Baby?“ !!;-)
Ich finde auch, dass da viel mehr drüber gesprochen werden sollte. Manchmal macht es sogar Spaß die entsetzten Blicke der anderen zu sehen. .
Auf jeden Fall versuche ich immer die Wahrheit zu sagen. Auch wenn manchmal verletzend Dinge darauf geantwortet werden ..
Viele grüße
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Liebe Klabauterfrau,
als Kinderkrankenschwester hatte ich in meinen ersten Berufsjahren schonmal mitbekommen, dass das Stillen irgendwann an einer inneren Altersgrenze ankam… doch warum?
Als IBCLC-Stillberaterin kann ich heute ganz klar sagen – auch ich musste in das Wissen um längeres Stillen wirklich erst hineinwachsen. Das passiert nur dadurch, dass wir uns mit den Quellen beschäftigen, die es ja gibt – und die das längere Stillen verständlich machen. Und ja – auch verschiedenartige Erfahrungswerte, die uns fühlen lassen, was wir tatsächlich „komisch“ finden … manchmal haben wir da einen sehr feinen Riecher. So ging es mir ganz persönlich einmal als ich ein Stillpaar beobachtete, bei dem die Mutter ihre Grenzen nicht wahrte.
Auch als Stillmamas von Kleinkindern müssen wir heute erst einmal viel an uns selber lernen – denn die wenigsten haben Rollenvorbilder in ihrem persönlichen Umfeld. Da kommen ganz viele Fragen auf – wie der Umgang mit dem beruflichen Kontext oder tatsächlich das Wahren der eigenen Grenzen und Wahrnehmen eigener Bedürfnisse.
Viel häufiger ist es so, dass Mamas die länger Stillen ihre Bedürfnisse vergessen – dass sie diese in den Vordergrund stellen, kann ich aus der Beobachtung heraus wirklich nicht behaupten!
Lg ~Tabea
Liebe Tabea,
danke für deine fachliche Einschätzung. Ich kann ja immer nur aus meinen persönlichen Erfahrungen heraus berichten.
Liebe Grüße
Mother Birth
Nach der Geburt meiner Tochter riet man mir im Krankenhaus, zuzufüttern. Die Kinderschwester beruhigte mich, das könne vorübergehend sein, sie verstehe mein Zögern. Sie selbst hätte ihre Kinder gestillt, bis sie drei waren. Nun ja, ich wollte wirklich wirklich gerne stillen, dachte ich bei mir, aber 3jährige ?!. Ich hatte ja keine Ahnung. Nun ist meine Tochter 2,5 Jahre alt, und ich stille sie noch immer. Ende ungewiss. Auch in der Öffentlichkeit, da sie, wenn sie müde wird, das auch einfordert. Zuletzt auf einer Familienfeier lachte ein entfernterer Verwandter und fragte nur: durchgehend oder erst jetzt wieder? (war allerdings sehr freundlich gefragt, aber eben verwundert). Denn auch als ich erneut schwanger wurde, klappte das Abstillen nicht. Ich habe die Schwangerschaft über gestillt, und nun bin ich auch noch Tandemstillerin (beide gleichzeitig stille ich allerdings nur zu Hause). Hätte man mir das vor drei Jahren gesagt, ich wäre überzeugt gewesen ihr sprecht von einem anderen Menschen. Langzeitstillerinnen, das sind doch irgendwie so über-öko-wesen die in ihrer eigenen Welt leben, oder?
Ein wenig unangenehm ist es mir, gelegentlich, ich habe aber noch wenig negative Meldungen erhalten. Mutter und Schwiegermutter mal ausgenommen, die das so gar nicht verstehen. Ich hadere einfach mit mir selbst, würde die Große doch gerne abstillen. Oder besser: Ich hätte gerne dass sie sich abstillt. Denn ich mag es ihr nicht auf Biegen und Brechen entziehen müssen, diese liebgewonnene Gewohnheit. Und frage mich, ob ich wirklich selbst abstillen möchte oder es an den schon angesprochenen fehlenden Vorbildern liegt. Ich bin auch nicht so die, der es liegt im Mittelpunkt zu stehen.
Um das Exotenbild zu vervollständigen wickele ich unseren Sohn nun mit Stoffwindeln. Soviel zum Thema Öko-Klischee 😉
Deine Geschichte ähnelt meiner sehr. Auch ich war mir zu Beginn nicht mal sicher, ob ich überhaupt stillen möchte… Und länger zu stillen als 2-3 Monate kam mir erst recht nicht in den Sinn! #fehlendeVorbilder
Die beiden Omas „mussten“ eben nach diesem kurzen Zeitraum leider abstillen, weil di Milch weg war… Und so wird es mir sicher auch ergehen.
Dann bin ich einfach so ins Langzeitstillen hineingeschlittert. Ich habe meinen Zeitraum immer etwas nach hinten verschoben – Missbilligung innerhalb der Familie inklusive. Dann wurde ich schwanger, bekam mein zweites Kind und stillte dann eben beide. Also ebenso wie du Tandemstill-Mama 🙂
Mein Sohn hat sich dann tatsächlich selbstbestimmt abgestillt, aber erst kurz vor seinem 5 Geburtstag. Für mich völlig ok. Vielleicht interessiert dich dann ja auch dieser Artikel hier:
https://motherbirthblog.wordpress.com/2016/05/19/selbstbestimmtes-abstillen-mein-ganz-persoenlicher-erfahrungsbericht-nach-5-jahren-stillbeziehung/
Ich wünsche dir, dass auch du eine passende Lösung für euch findet, mit der ihr beide gut leben könnt. <3
Liebe Grüße
Mother Birth
Dein Beitrag macht mir Mut. Mein Sohn ist vor drei Tagen ein Jahr alt geworden und er möchte auf seine stillmahlzeit nicht verzichten. Er isst zwar zwischendurch seine anderen Mahlzeiten aber er verweigert Tee, Saft und Wasser und den Schnuller. Ich habe ihm von Anfang an gestillt auch in der Öffentlichkeit und bei Gesprächen mit den Lehrern meiner großen Kinder. Manchmal wurde ich schon gefragt warum ich denn noch stille. Besonders von meiner mum trifft es mich wenn sie ausdrückt das es doch nicht gut sein kann wenn man so lange stillt. Sie ist halt noch die Generation wo alles streng nach Zeitplan getacktet war und ich wurde auch nicht gestillt. Der Beitrag war wirklich schön zu lesen und macht mir Mut weiter zu machen bis mein Sohn soweit ist und selbst entscheidet das er nicht mehr will.
Liebe Anja,
ein besseres Lob kann ich nicht bekommen 🙂 Wenn ich dich ermutigen konnte, deinem Bauchgefühl zu folgen, freue ich mich sehr! Genau deshalb blogge ich auch. Ich möchte andere Mütter ermutigen ihren eigenen Weg zu gehen und sich durch Stimmen von außen nicht verunsichern zu lassen.
Ich kenne es selbst, dass gerade die negativen Stimmen aus der eigenen Familie einen besonders treffen können… 🙁
Aber vertrau auf dein Herz <3 – und stillen über das Babyalter schadet niemanden: weder Kind noch Mutter 😉
Liebe Grüße
Mother Birth
Ich stille meinen Sohn (fast 13 Monate) auch noch morgens, nachmittags und wenn er wach Wird auch nachts. Ich gehe seit 3 Wochen wieder arbeiten und habe mit meinem Chef besprochen das ich die Zeit die mir lt. Mutterschutzgesetz zum stillen zu steht (1 Stunde am Tag) gerne nehmen würde um eine Stunde früher Feierabend zu machen( arbeite Vollzeit) auch weil ich dann auch merke das meine Brust langsam voll wird. Es gibt viele die mir gesagt haben sie hätten bei einem 1-jährigen Kind nicht daran gedacht so einen Anspruch zu stellen, da diese Regelung „theoretisch“ Säuglinge betrifft. Mir war es aber wichtig nicht abstillen zu müssen nur weil ich wieder arbeiten gehe und ich fand auch die lockere Einstellung meines Chefs dazu super, so dass es mir gar nicht unangenehm war. Ich gehe auch offen damit um das ich noch stille und hoffe das es andere dazu anregt anders über das Thema Langzeit stillen zu denken.
Liebe Grüße
Jungsmama
Ich finde es toll, wie bei dir die Vereinbarkeit von Arbeiten und Stillen funktioniert! Und auch dein Chef ist toll.
Leider soll sich das Mutterschaftsschutzgesetz dahingehend ändern, dass tatsächlich nur noch das Stillen bis zum 12. Monat „schützenswert“ sein soll… Das finde ich sehr bedauerlich und erschwert aus meiner Sicht die Vereinbarkeit von Familie und Beruf 🙁
Deshalb werde ich mit Sicherheit noch mal über den Gesetzentwurf zum Mutterschaftsschutzgesetz bloggen…
Liebe Grüße
Mother Birth
Ich finde den Artikel toll und sehr respektvoll geschrieben! Ich habe meinen Sohn 6 Monate gestillt, dann könnte ich wegen erneuter Schwangerschaft(mit gesundheitlichen Problemen) nicht mehr. Meine Tochter Stille ich bald 18Monate und es fühlt sich für uns Beide gut und richtig an und wir genießen das kuscheln dabei sehr. Ich stille sie nicht in der Öffentlichkeit, aber ich denke ich sollte es tun für ein Umdenken der Gesellschaft. Danke für den Artikel, du sprichst mir aus dem Herzen <3
Vielen lieben Dank für dein Lob.
Ein Umdenken in der Gesellschaft kann nur stattfinden, wenn wir als Langzeitstill-Mamas auch ein Teil sind dieser Gesellschaft. Eine Grundvoraussetzung dafür ist: dass wir überhaupt erst einmal wahrgenommen werden. Ja, uns gibt es und gar nicht so selten wie viele denken 😉 …
Ich danke dir für deine unterstützenden Worte <3
Liebe Grüße
Mother Birth
Ich muss zugeben, dass ich, als ich mit 24 und ohne Kind damals die Mutter meiner Freundin 19 beim Stillen ihrer 2 Jahre alten Tochter gesehen habe, ein wenig irritiert war. Das kam aber auch von meinem Unwissen. Ich hatte eben noch kein Kind und war mit der Thematik nicht vertraut. Jetzt bin ich 37 und habe selbst zwei Kinder. Ich habe meine Kinder beide nicht gestillt und finde das teilweise verteidigen zu müssen genauso schräg wie erklären zu müssen warum man wie lange stillt. Die Meinungen gehen dazu so dermaßen auseinander, dass es da kein Richtig oder Falsch gibt. Ich finde eine schlechte Mutter ist die, die ihr Kind garnicht füttert also verhungern lässt. Zu diskutieren, was das Beste für ein Kind ist, ist so unsinnig, wenn alle Varianten das Kindeswohl nicht gefährdet. Man will doch für sein Kind nur das Beste. Das ist das gleiche unsinnige Gerede wie die Diskussion über Tragegurt/tuch oder Kinderwagen, Familienbett ja oder nein oder ab wann sollte das Kind Tagsüber und wann Nachts trocken sein. Ganz ehrlich, das entscheidet mein Bauch. Und ich sehe und erlebe meine Kinder jeden Tag und sehe, wenn etwas meinem Kind bekommt und wann nicht und reagiere darauf flexibel und wieder aus dem Bauch heraus. Ich habe es aufgegeben, mich mit anderen Müttern auszutauschen, da ich merke, dass ich immer öfter auf (ich nenne sie mal „militante“) Mütter treffe, die der Meinung sind, dass ihre Meinung die einzig richtige Meinung ist und alle die nicht so denken und handeln sind eben nur Mütter zweiter Wahl oder egoistisch oder faul.
Vor zwei Jahren hatte ich eine große Diskussion in der Klasse meiner Großen in der von wenigen immer wieder angesprochen wurde, wir sollten doch ein Zuckerverbot in der Klasse, am Besten noch in der ganzen Schule aussprechen. Mit immer wieder meine ich 3Mal. Beim ersten und zweiten Mal wurde es von der Mehrheit abgelehnt. Das wurde aber nicht so hingenommen. Ein drittes Mal musste abgestimmt werden. Beim dritten Mal wurde dann mehrheitlich bestimmt, es herrscht Zuckerverbot. Also nicht nur keine Süßigkeiten sondern keine Apfelschorle, kein Fruchtjoghurt etc. , da ist ja überall auch Zucker drin. Ich war strikt dagegen. Da wurde mir automatisch unterstellt, dass ich dafür bin, alle Kinder ungezügelt und maßlos mit Süßigkeiten vollzustopfen. NEIN!!! Ich bin auch für bewusste und kontrollierte Nahrungsaufnahme. Aber Hallo, Ich bin die Mutter meiner Kinder und ICH entscheide, was ich meinem Kind zu Essen gebe. Ein Generalverbot ist mir absolut zuwieder und nimmt mir meine Entscheidungsfreiheit, wie ich mein Kind erziehe. Insoweit weigere ich mich, mir in meine Erziehung von völlig fremden Menschen reinquatschen zu lassen. Natürlich macht ein Generalverbot mir meine Argumentation einfacher, wenn mein Kind auf die Idee kommt, eine Tafel Kinderschokolade mit in die Schule nehmen zu wollen. Aber das Leben ist kein Ponyhof. Ich bin doch selbst dafür verantwortlich, meinem Kind zu erklären, dass der Apfel viel leckerer ist und sie sich die Schokolade für später aufheben soll und das in maßen.
So jetzt hab ich mich toll in rage geredet bzw. geschrieben. Aber um auf den Punkt zu kommen, würdest Du in meinen Laden kommen und mitten drin bekommt Dein Kind hunger und möchte ein wenig von Deiner Brust trinken, biete ich Dir wie jeder Mutter bisher einen Stuhl an und fertig. Mit der letzten Mutti hab ich mich dabei unterhalten
Liebe Jessica,
zu allererst: ich würde natürlich liebend gern deinen angebotenen Stuhl annehmen und gegen ein nettes Gespräch habe ich nie was <3
Deine Wut kann ich verstehen. Häufig gibt es eine Diskrepanz zwischen den Ansprüchen, die andere an deine Toleranz stellen und ihrer eigenen Toleranzfähigkeit. Mich macht dieser Umstand auch immer mal wieder traurig. Ich versuche immer mein Gegenüber zu verstehen, seine Geschichte anzuhören und ihn nicht zu beurteilen oder gar zu verurteilen. Das steht mir gar nicht zu. Ich finde, dass wir vielmehr versuchen sollten, uns in andere hineinzuversetzen, um sie besser zu verstehen. Dadurch könnte es mehr gegenseitige Toleranz,Akzeptanz und Respekt entspringen.
Liebe Grüße
Mother Birth
Lang ist immer im Auge des Betrachters. Und das kann sehr unterschiedlich ausfallen. Ebenso wie „zu kurz“ oder „zu wenig“. Solche subjektiven Einordnungen halte ich nicht für sinnvoll, wenn man Pauschalisierungen anstrebt. Wie ich schon in meinem Artikel schrieb: die Stilldauer ist sehr individuell – so individuell die das dazugehörige Stillpaar.
Ob es sinnvoll, förderlich und nützlich ist, einen 11jährigen zu stillen, kann und mag ich nicht beurteilen, da ich die Hintergründe nicht kenne. Daher kann ich nur oberflächlich verurteilen, was überhaupt nicht mein Anliegen ist. Ich finde Toleranz wichtig. Deshalb versuche ich zuerst einmal die Hintergründe zu erfahren. Ich frage nach dem Warum. Dann versetzte ich mich in mein Gegenüber hinein. Die meisten haben sehr gute Beweggründe für ihre Entscheidungen, so dass ich sie häufig sogar nachvollziehen kann, auch wenn mein eigener Weg ein ganz anderer ist.
Noch ein kurzes Wort zum Mobbing:
Hier wäre ja die Frage: Warum würden die anderen Kinder dieses Kind denn mobben?
Weil es ungewöhnlich ist nicht mit der Mehrheit zu gehen? Weil die Eltern diesen Kindern sagen, dass das nicht „normal“ ist? Aber war ist „normal“ und was „abnormal“? Wer entscheidet das? Die Mehrheit?… Sehr viele Fragen…
Mit freundlichen Grüßen
Mother Birth
Liebe Kerstin,
Meine beiden Kinder haben auch immer neben der Stillmahlzeit ganz normal gegessen. Ich finde auch nicht, dass sich dies ausschließen muss oder sollte. Auch wir haben die Vorteile des Stillens bei Krankheiten schon mehr als einmal genießen dürfen ;-)… Ich bin mir sicher, dass wir dadurch einige Krankenhausaufenthalte mit Infusion verhindern konnten.
Liebe Grüße
Mother Birth
Hi Du Liebe!
Einen tollen Artikel hast Du geschrieben! Ich selbst habe das Böckchen 16 Monate lang gestillt und sehr unterschiedliche Reaktionen dazu bekommen. Viele waren verständnisvoll, 16 Monate sind ja aber auch noch nicht so lang. Wer weiß, wie es heute wäre. Aber ich finde Du sprichst da etwas ganz Bedeutsames an, über das ich mir auch schon seit Jahren den Mund fusselig rede: Es gibt nicht DIE eine Wahrheit und DIE eine Lebensweise! Punkt! es gibt Dinge, die gehen gar nicht. Wie z.B.Misshandlungen. Alles andere ist Sache der Familie! Dazu kommt, dass auch jede Kultur unterschiedlich ist und in anderen Ländern „langes“ Stillen ganz normal ist. Wer darf überhaupt entscheiden, was langes Stillen ist? Die Natur hat das schon wunderbar eingerichtet und ich finde, jede Mutter sollte da auf ihr Herz hören. Schön, dass das mal gesagt wurde <3
Liebe Grüße
Lotti
Liebe Lotti,
vielen lieben Dank für dein Lob <3 Es freut mich sehr, dass dir mein Artikel so gut gefallen hat und danke, dass du ihn ihn deinem Text verlinkt hast.
Genau: es kann nicht deine EINE richtige und einzige Wahrheit geben. Es gibt ganz viele unterschiedliche Antworten und alle sind richtig – auf ihre ganz eigene Art und Weise. Es gibt auch kein besser oder schlechter, da es nicht vergleichbar ist!!! Es ist eine individuelle Entscheidung und keine universelle. 😉
Liebe Grüße
Mother Birth
Liebe Cao,
du greifst da einen wirklich wichtigen Punkt auf: es fehlen uns heutzutage die Vorbilder. Wir kennen aus eigener Erfahrung meist keine Mütter, die langzeitgestillt haben. Auch ich habe mich bei meinem ersten Kind anfangs unsicher gefühlt. Meine Mutter als auch meine Schwiegermutter haben das Stillen nach 2-3 Monaten aufgegeben. Selbst als NotYet 6 Monate alt war, dachte ich noch, dass spätestens mit 1 Jahr Schluss sein muss 😉 … Diese „Grenze“ habe ich immer weiter nach hinter geschoben. Wir haben sie immer weiter nach hinten geschoben: mein Sohn und ich. Wir als Stillpaar haben es individuell zu entschieden. Ob meine Tochter auch so lange gestillt werden will? Keine Ahnung – wir werden es sehen. Ich werde mich überraschen lassen.
Liebe Grüße
Mother Birth
So wie es Mother Birth beschreibt geht es ja vielen – dieses „voranschieben“ – und das ist doch auch total ok.
Wir wachsen und entscheiden immer wieder selbst, welchen Weg wir an der nächsten Gabelung weitergehen
Pingback: Meine Wahrheit übers Stillen! Wie konnte die Menschheit nur überleben? - Zicklein & Böckchen
‚Gut ist die Bindung,die aber vieleicht auch etwas zu stark dadurch werden kann.‘
Kann die Bindung zwischen einer Mutter und ihrem Kind zu stark werden?
Hier sind wohl falsche Begrifflichkeiten verwendet worden. Bei dem, was oben beschrieben wurde, handelt es sich nach meiner Auffassung um Abhängigkeiten und nicht um Bindung. Eine Bindung zwischen Mutter und Kind kann nach meinem Empfinden auch nicht „zu strak“ werden 😉 …
Liebe Grüße
Mother Birth
Ich bin eine Langzeitstillmama. Mein Sohn ist jetzt 3 Jahre. Wir stillen schon lange nicht mehr in der Öffentlichkeit (sind wir unterwegs fragt er nicht mehr danach) wir stillen lediglich Abends zum Einschlafen und Morgens zum Aufwachen. Manchmal in Krankheitszeiten auch noch in der Nacht. Es ist immer weniger geworden, er isst und trinkt ansonsten alles. Ganz selten wenn er fällt, Angst hat oder sonst etwas passiert ist, fragt er noch über Tag. Wir sind da so rein gewachsen. Erst wollte ich 6 Monate stillen, dann 1 Jahr und jetzt sind es schon über 3 Jahre. Aber ich bin weder egoistisch und mein Sohn wird auch kein Mobbingopfer. Aber genau solche Kommentare machen es so schwer, überhaupt darüber zu sprechen…
Liebe Sabine,
bei meinem Sohn war es ähnlich. Ich wollte erst gar nicht stillen, dann haben wir es doch versucht – erst 6 Monate, dann 1 Jahr usw… Bis er sich nach 5 Jahren wunderbarer Stillbeziehung selbstbestimmt abgestillt hat. Für uns war es der richtige Weg.
Mein Sohn wurde auch kaum noch in der Öffentlichkeit gestillt, weil er ebenso wie bei euch, nur noch zum Schlafen oder beim Aufwachen nach der Brust verlangte.
Bei meiner Tochter ist es zur Zeit noch anders. Sie will auch noch außerhalb der Schlafenszeiten gestillt werden und dann natürlich auch öffentlich, weil ich mich ja nichts zu Hause verkrieche 😉 Ich bin gespannt, wie es sich bei ihr noch entwickeln wird… Aber wie im Text schon erwähnt: jede Stillbeziehung ist absolut individuell – genauso wie das Stillpaar aus Mutter und Kind 🙂
Mehr Toleranz und keine Bewertungen ohne Kenntnis der Gesamtsituation würden das miteinander von Flaschenmamis, Stillmamas und langzeitstillenden Müttern wesentlich erleichtern. Vielleicht sogar bereichern 😉 ….
Liebe Grüße
Mother Birth
Liebe Klabauterfrau,
Du schreibst, du persönlich findest es „etwas egoistisch“, wenn eine Mutter ihr mehr als zwei Jahre altes Kind noch stillt. Darf ich ganz vorsichtig nachfragen, was dich zu dieser (m.E. sehr willkürlich gesetzten) Altersgrenze gebracht hat? Und warum du das als egoistisch empfindest? Weil „egoistisch“ für mich impliziert, dass die Mutter es für ihren eigenen Vorteil nutzt und diesen Vorsatz sehe ich grundsätzlich beim Stillen nicht. Zumal ein Kind nicht zum Stillen gezwungen werden kann. Wenn es nicht mehr will, dann will es nicht mehr.
Soweit ich weiss, ist die Varianz was das natürliche, vom Kind gewählte Abstillalter betrifft sehr hoch und extrem von den gegebenen, kulturellen Einflüssen geprägt. Allerdings meine ich mich zu erinnern, dass der Durchschnitt hier so bei 3-5 Jahren liegt.
Alles Gute,
Birdy
Liebe Birdy,
Da hast du absolut recht: das natürliche Abstillalter beim Menschen liegt etwa zwischen 2,5 und 7 Jahren. Und ich glaube auch nicht, dass mein ein Kind an die Brust zwingen kann… Schon allein die Vorstellung finde ich verletzend auf allen Ebenen.
Wenn ich egoistisch wäre, dann hätte ich sicherlich schon lange abgestillt… nur mal am Rande bemerkt 🙂
Liebe Grüße
Mother Birth