Warum wir im Kreißsaal zur Löwin werden müssen
Umdenken
Angst vor der Geburt? Pah, ich doch nicht! In meine erste Geburt bin ich vollkommen angstfrei gegangen. Ich hatte mir viele positive Geburts-Videos und Filme angesehen und dachte : Was diese Frauen können, kann ich auch. Ich war der Überzeugung, dass die Hebammen im Kreißsaal, die schon hunderte Geburten betreut hatten, mich am besten unterstützen können und dass ich ihnen vertrauen kann. Das war ein Fehler! Nach der Geburt war ich natürlich glücklich mein Baby in den Armen zu halten. Aber die Geburt hatte einen bitteren Beigeschmack. Tief in mir drinnen war ich sehr unzufrieden . Mein Kind war gesund, ich war (bis auf einen Dammriss, der genäht wurde) gesund. Aber meine Würde war verletzt. Erst als ich zwei Jahre später vor meiner zweiten Geburt das Buch “HypnoBirthing“ von Marie F. Morgan las, wurde mir so richtig klar, was bei meiner ersten Geburt schief gegangen war. Und was ich anders machen konnte, damit es bei meiner zweiten Geburt besser laufen würde. Hierbei geht es mir nicht um die im Buch beschriebenen Entspannungs-Methoden, sondern Marie Mongan’s spannenden Vergleich zur Tierwelt, weshalb eine Geburt natürlicherweise ins Stocken kommen kann. Und warum das für uns genauso gilt, wie für die Antilope…
Die Gebärende als Antilope
Ich zitiere hier nicht, sondern schreibe aus meiner Erinnerung, wie ich es in Mongan’s Buch gelesen habe:
Wenn eine Antilope während der Geburt von einem Löwen/einer Löwin
angegriffen wird, dann wird der Geburtsvorgang auf natürliche Weise unterbrochen, bis die Stresshormone der Antilope weniger werden und ihr signalisieren, dass sie in Sichrheit ist.
Auch wir müssen uns als Gebärende in Sicherheit fühlen, damit die Geburt voranschreiten kann. Alles was bei und Stress auslöst, ist während der Geburt kontraproduktiv. Wie die Antilope wollen wir unser Kind in einer sicheren Umgebung, entspannt zur Welt bringen.
Die Hebamme als Löwin
Im Kreißsaal kann die Hebamme für uns (als Gebärende) in die Rolle der Löwin schlüpfen. Wenn sie uns zum Beispiel (wie bei mir passiert) dazu auffordert, Runde um Runde durch den Kreißsaal zu laufen, um die Geburt voranzutreiben. Bei mir hat dieses Herumlaufen nichts bewirkt, bis auf dass es mich geschwächt und Stress in mir ausglöst hat. Aber natürlich hört man auf das, was die Hebamme sagt, denn sie muss es ja schließlich wissen. Nein! – Bitte hört auf das, was euer Körper euch sagt. Ich selbst wollte während der Wehen am liebsten Stehen und mich irgendwo festhalten. Auf dem Rückenliegen war das schlimmste. Aber auch dazu wurde ich immer wieder gedrängt. Ich hatte nicht die Kraft “Nein!” zu sagen: Wer will sich schon während der Geburt mit den Hebammen anlegen?
Selbst zur Löwin werden?
Wer eine selbstbestimmte Geburt will, muss wohl leider manchmal zur Löwin werden. Das ist mir bei meiner zweiten Geburt gelungen. Denn ich habe mich nicht mehr von der Hebamme in die Rückenlage drängen lassen. Sondern die Zähne gefletscht 😉 Für die zweite Geburt blieb ich während der Austreibungsphase in der Seitenlage. Mein Mann hielt mein Bein nach oben. Und als das nicht mehr ging, wollte die Hebamme mich wieder in die Rückenlage verfrachten. Aber ich schlug vor, dass wir doch das Bein in die Stoff-Schlaufe legen können, die über dem Geburtsbett an der Decke hing (wieso musste ich eigentlich erst auf die Idee kommen?). So hatte ich bei dieser Geburt keinen Dammriss, konnte als meine Tochter geboren war, gleich aufstehen und wir durften nach 4 Stunden das Krankenhaus glücklich verlassen (= ambulante Geburt).
Ich kann es nur bestätigen: als gebärende Frau sollte man eine Löwin sein und keine Antilope! Das macht manchmal schon den Unterschied aus, ob man selbstbestimmt gebären kann/darf.
Wie war es bei euch? Wart ihr eine Antilope oder doch eher eine Löwin? Vielleicht habt ihr ja auch eine solche Transformation hinter euch und seid von der Antilope zur Löwin geworden? Ich bin gespannt auf eure Geschichten!
*EURE MOTHER BIRTH*
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Liebe Andrea,
vielen Dank dass ich bei dir veröffentlichen durfte 🙂 Deine Einleitung und der Abschluss runden das ganze wirklich sehr schön ab. Ich hoffe ich konnte hiermit ein paar Frauen darin bestärken auf ihren Körper zu hören.
Liebe Grüße
Ella
Liebe Ella,
ich muss mich bei dir bedanken, dass du so einen wundervollen Gastbeitrag für meinen Blog geschrieben hast <3
Ich hoffe sehr, dass deine bestärkenden und mutmachenden Worte bei vielen Frauen Gehör finden. Ein selbstbestimmtes Geburtserlebnis zu erleben, sollte jede Frau die Möglichkeit haben. Das ist mein innigster Wunsch für die Zukunft.
Gemeinsam für eine #positiveGeburtskultur !
Liebe Grüße
Mother Birth