Als Andrea über Twitter nach Gastbeiträgen für ihr #Wochenbett suchte, zögerte ich nicht lange und meldete mich gleich freiwillig. Denn obwohl ich bis dato ihren Blog nur sporadisch besuchte, gibt es eine Sache, die für mich vollkommen unhinterfragt ist:
wer Hilfe im Wochenbett sucht, kriegt sie von mir. Punkt.
Und wenn es durch so etwas einfaches, wie einen Blogbeitrag zu schreiben geht und trotzdem hilft, umso besser! Denn gerade das Wochenbett ist eine Zeit, in der man nicht genug Unterstützung haben kann und die leider oft unterschätzt wird.
“Wochenbett”.
So ein kleines Wort, so eine große Bedeutung. Eigentlich müsste viel mehr über das Wochenbett berichtet werden, gesprochen werden – gerade für Erstgebärende. Als ich mit den Zwillingen schwanger war, war das Wochenbett für mich kein großes Thema. Das ist halt die Zeit nach der Geburt, wo man sich ein bisschen ausruht, dachte ich…
Ha!
Wie naiv ich war. Niemals hätte ich mir die Erschöpfung, Aufregung, das andauernde Staunen und Ruhebedürfnis vorstellen können, die mich und uns ereilten. Denn das Wochenbett – das ist die Zeit, in der man “Eltern” wird. Nicht bei der Geburt, so mächtig und beeindruckend sie ist. Erst im Wochenbett fängt man an, wirklich zu begreifen, was geschehen ist. Man sieht dieses kleine Wesen – oder in meinem Fall diese zwei kleinen Wesen – und staunt über die Perfektion, über die aufwallenden Gefühle, über die Anwesenheit dieser neuen Lebewesen. Man beginnt zu begreifen, was “Stillen” eigentlich ist und dass es mitnichten so easypeasy ist, wie gerne mal in medialen Rosarot-Darstellungen suggeriert wird (selbst wenn es problemlos klappt). Die “Vorwarnungen” von anderen Eltern beginnen Sinn zu machen: der Schlafmangel, der Haarausfall, die Angst etwas falsch zu machen, das Eingrooven in den ganz eigenen Alltag als Eltern, gegebenenfalls mit den Geschwistern, das Kennenlernen des/der Kindes/Kinder, das Wiedervertrautmachen mit dem eigenen Körper. (Habt ihr mal versucht, ohne Bauchmuskeln zu husten? Ha. Hahahaha….)
Viele kleine Dinge…
Da ist der dritte Tag nach der Geburt, wenn die Hormone abflachen und man das große Heulen bekommt und nach welchem dann der Alltag mit Babies wichtiger wird, als die Geburt. Da ist die Dankbarkeit für Hilfe, wenn Familie und Freunde Essen und Unterhaltung bringen oder beim Besuch mal eben durchsaugen. Die enge Verbindung zur Hebamme, die täglich da ist, hilft, schaut und Tipps gibt, Taschentücher reicht und mit einem lacht. Viele kleine Nickerchen, geplante und ungeplante, viel Stillen oder Flasche geben, lesen, nachdenken, spazierengehen, Tragetuchbinden üben, einfach machen. Und langsam, ganz langsam fängt es an, dass man wieder mehr Energie hat, wieder Lust auf Rausgehen und Gesellschaft hat.
Unterstützung macht das Wochenbett zu einer guten Zeit!
Gerade wegen dieser vielen, vielen Dinge, die da passieren, ist das Wochenbett so wichtig und deshalb ist es so schade, dass es oft unterschätzt wird. Ich war dankbar, dass Leander ganze drei Wochen daheim war und dann auch nur halbtags gearbeitet hat (das war, bevor wir die Doppelelternzeit gecheckt hatten…). Die zweite Woche nach der Geburt waren meine Schwester und meine Mutter für ein paar Tage da und verschafften unserer Wohnung ohne unser Zutun eine Grundreinigung – so viel Liebe <3 . Es gab Tage, da habe ich 27 Mal gestillt und ansonsten nicht viel anderes gemacht als gegessen und geschlafen. Jetzt, wo die Zwillinge fast vier sind, ist es eine ferne Erinnerung – aber eine schöne Erinnerung. Weil ich Unterstützung hatte.
Appell:
Wenn ihr jemanden kennt, der das Wochenbett vor sich hat oder gerade dabei ist, fragt doch mal nach, ob und wie ihr unterstützen und helfen könnt. Und seid nicht böse, wenn ein Besuch abgelehnt wird. Für jeden sieht das, was sie brauchen, anders aus.
Liebe Julie (My life in words), ich danke dir von Herzen für deinen Gastbeitrag <3 – Das Wochenbett ist die Zeit des Abkommens im neuen Alltag. Es ist eine Zeit des Neubeginns. Alles ist neu. Vieles muss sich erst einspielen. Und es ist so wichtig Unterstützung zu erfahren. Schön, dass du sie bekommen hast!
*EURE MOTHER BIRTH*
#Geburt #Wochenbett #Hilfe #Unterstützung
Pingback: Aufruf zur #Blogparade! Das Wochenbett – über Erwartungen und Bedürfnisse – motherbirthblog
Das Wochenbett war für mich echt eine schlimme Zeit. Viele Versprechungen wurden nicht eingelöst und ab der 2. Woche war ich allein zu Hause. Verunsichert, was ich mit dem Kind machen soll (auch sehr starke Berührungsängste), keine Zeit/Nerven/Kraft um etwas zu essen (und Essen zu machen) und apathisches (manchmal auch heulend) Dasitzen und Warten, bis das Kind sich wieder meldet (oder vielleicht auch Hilfe ankündigt?!), weil mit den Nerven so am Ende. Für’s nächste Mal weiß ich es besser. Wünsche das Niemandem und selbst wenn ich die Person nicht kennen würde, würde ich trotzdem für sie was kochen und sonst wie helfen, nur damit sie nicht das selbe durchmachen muss. Leider fehlt natürlich der Kontakt.
Es tut mir sehr leid, dass du das Wochenbett so erleben musstest ((())). Ich fühle so mit dir. Auch meine ersten beiden Wochenbetten waren nicht sonderlich gut und erholsam – allerdings nicht so schlimm wie bei dir.
Gerade in dieser verletzlichen Phase braucht man dringend emotionale Unterstützung und praktische Hilfe!
Liebe Grüße
Mother Birth