Da ich bei meiner letzten Geburt einen Dammriss 3. Grades erlitten habe, mache ich mir diesmal so meine Gedanken über eine dammschonende Geburtsposition in der Austreibungsphase. Gründe für den höhergradigen Riss bei der letzten Geburt sind vermutlich folgende gewesen:
- Meine Tochter wollte mit der Hand am Kopf geboren werden und zog bei der Entwicklung des Kopfes aus dem Geburtskanal leider den Ellenbogen nach… shit happens
- Es war eine sehr rasante und schnelle Geburt – auch in der Endphase. Der Damm hatte wenig Zeit sich zu dehnen.
- Meine nach hinten gelehnte Geburtsposition auf dem Gebärhocker war nicht optimal unter diesen Voraussetzungen, da sie zu einer erhöhten Belastung des Dammes geführt hat.
Also alles in allem eine Verkettung unglücklicher Umstände. Aber was kann ich jetzt „besser“ machen?
Dammschonende Geburtspositionen
Insgesamt kommen 2 in Frage, wobei ich eine davon deutlich den Vorzug geben würde!
Der Vierfüßler
Der Vierfüßler ist, ehrlich gesagt, meine persönlich priorisierte Variante. Ich kann mich frei bewegen und meine Position gegebenenfalls selbst ohne Hilfe korrigieren. Ich habe zudem die Möglichkeit mein Becken kreisen zu lassen und behalte für mich eine aktive Gebärhaltung bei. Und der wichtigste Punkt: es ist eine Geburtsposition, die ich auch instinktiv einnehmen würde. Nicht ohne Grund nennt man Gebären auch „Niederkommen“ – man kommt nieder auf die Knie… Ich hatte schon bei der letzten Geburt irgendwann das Bedürfnis auf die Knie niederzusinken. Es fühlte sich richtig an. Instinktiv. Die Position auf dem Gebärhocker war vielleicht – jetzt so im Nachhinein betrachtet – eine verkopfte Entscheidung meinerseits, die ich nicht aus einem Körpergefühl bzw. -impuls eingenommen habe. Ich habe mich irgendwie darauf fixiert, was ich mir beim Hyponobirthing beigebracht hatte… War gedanklich in einem Tunnel gefangen. War nicht offen für verschiedene Optionen und schaute auch nicht nach rechts und links. Es war eine reine Kopfentscheidung, keine von meinem Körper her getroffene. Ich habe mich vom Kopf körperlich einschränken lassen. So sehe ich es heute. Es war ein MUSS im Kopf entstanden, das mich nicht fühlen lies, was gut für mich und meinen Körper ist. Diesmal möchte ich mehr ins Fühlen kommen. Ins körperliche Spüren.
Die Seitenlage
Meine Hebamme deutete schon an, dass sie für die Seitenlage plädieren würde. Ich befürchte aber, dass mich diese spezielle Geburtsposition sehr triggern könnte. Vielleicht nicht so sehr im Wasser, aber sicherlich an Land. Ich hätte Angst in unkontrollierte Panik zu verfallen, die evnteuell sogar einen Geburtsstillstand auslösen könnte. Damit wäre sicherlich niemanden geholfen… Und warum triggert mich die Seitenlage so? Ganz einfach: Sie versetzt mich sofortig in die letzten dramatischen Minuten vor dem Not-Kaiserschnitt bei meiner ersten traumatischen Geburt. Genau so wurde ich gelagert. Ich war passiv, abhängig, ausgeliefert. Ich will auf gar keinen Fall diese Gefühle in mir wieder aufleben lassen! Ich will mich nie wieder wie ein gestrandetes Walross hilflos auf den Trockenen fühlen. Trotzdem werde ich mich diesmal gedanklich nicht einschränken, sondern offen bleiben. Sollte ich unter der Geburt selbstständig die Seitenlage dem Vierfüßler vorziehen, dann folge ich meinem Körper. Er wird es wissen. Aber eine pauschale Festlegung im Vorfeld war schon bei der letzten Geburt nicht wirklich hilfreich. Diesen Fehler möchte ich ungern wiederholen. Ich will frei bleiben – auch und gerade im Kopf!
Schnelligkeit rausnehmen
Mir ist vollkommen klar, warum meine Hebamme die Seitenlage bevorzugen würde. Diese Gebärposition ist dazu geeignet, bei einer sehr rasanten Geburt, das Tempo etwas zu reduzieren. Ein Punkt, der sicherlich bei der letzten Geburt ebenfalls zum Dammriss beigetragen hat. Sie möchte, dass der Damm genügend Zeit hat sich langsam und sanft zu dehnen. Zudem will sie das Köpfchen gegebenenfalls beim Durchtritt bremsen bzw. lenken, um die Geburt etwas zu verlangsamen, wenn es nötig ist. Und was kann ich tun? Ich kann für meinen Teil auf das Pressen verzichten. Ich werden mein Kind a la Hypnobirthing nach unten atmen. Pressen ist in diesem Fall völlig unnötig! Auch das wird die Geburt verlangsamen und den Damm schonen.
Wassergeburt
Auch eine Wassergeburt kann sich förderlich auf den Damm auswirken. Der Damm wird im Wasser besonders weich und elastisch und damit dehnbar. Diesen Vorteil würde ich gerne diesmal für mich nutzen. Der natürliche Widerstand des Wassers ist zudem ein zusätzlicher Dammschutz!
Mein Fazit
Vom heutigen Standpunkt aus betrachte, würde ich am liebsten mein Baby im Vierfüßler im Geburtspool zur Welt bringen. Aber ich will offen bleiben und meinem Instinkt folgen. Ich lass mich überraschen, welche Position diese Geburt für mich vorgesehen hat und werde sie annehmen, wenn es sich richtig und gut anFÜHLT, nicht wenn ich meine ich MÜSSTE sie einnehmen.
Weiterführende Informationen findet ihr bei Hebammenwissen: u.a. zum Thema Geburtspositionen und wie man Dammrissen wirksam vorbeugt.
*EURE MOTHER BIRTH*
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Danke für den Text, den ich für K2 im Kopf behalten werde.
Für mich kam Vierfüssler bei K1 gar nicht in Frage, obwohl ich es versucht habe, aber mit massiven Ödemen, konnte ich es auf den Knien kaum aushalten. Alles mit starkem punktuellen Druck auf einzelne Kontaktflächen, hier Knie, war extrem schmerzhaft, so dass auch das Tuch zum reinhängen nicht half… Die Seitenlage hätte wohl helfen können, aber am Ende glaube ich, die brachiale Einleitung führte von der Klinik gewollt direkt zum KS.
Liebe Stef,
behalte meinen Text gerne in Erinnerung für K2! Ich habe auch über die Jahre immer wieder wichtige Informationen abgespeichert, für die kommende Geburt. Somit konnte ich mich weiterentwickeln und musste nicht blind irgendwelchen Anweisungen vertrauen. Wissen ist Macht! Und gerade bei Geburten entsteht gegenüber der Gebärenden ein eklatantes Machtgefälle zu ihren Ungunsten. Sollte sie dann wagen zu widersprechen, werden Totschlagargumente, wie „Dann stirbt ihr Kind! Wollen sie das?“, dazu genutzt, die Frau gefügig zu machen. Nur wer im Vorfeld gut informiert ist, hat überhaupt die Chance eine selbstverantwortliche Entscheidung zu treffen bzw. Behandlungen abzulehnen.
Was ich dir nur raten kann:
Wähle instinktiv die „richtige“ Gebärhaltung. Lass dich nicht von deinem Kopf leiten, sondern folge deinem Körper. Komme ins Fühlen und hör auf logisch zu denken 😉 …
Liebe Grüße
Mother Birth
Erste ( Kkh) Geburt in Rückenlage mit einem Sternengucker, Dammriss dritten Grades. (Kkh) Wannengeburt im liegen bei Babymädchen zwei, Dammriss 2te Grades.
Für mich war die Hausgeburt im Stehen bei dritten Babymädchen die angenehmste Position und ich hatte keinerlei Geburtsverletzung. Das vierte und schwerste (3850g) Babymädchen, geboren im Geburtspool über den Rand gelehnt, auch keinerlei Verletzungen. Also bin ich ganz bei Dir was die Wahl der Geburtsposition angeht. Ich wünsche Dir eine Geburt ohne Verletzungen!
Liebe Grüße
Claudia von Glück hoch 5
Liebe Claudia,
du machst mir mit deiner Geschichte gerade richtig Mut und Hoffnung! Deine Geschichte ist vergleichbar mit meiner, da du ja ebenfalls einen Dammriss 3. Grades hattest.
Ich wünsche mir auch, dass sich die Geburtsverletzungen diesmal im Grenzen halten oder sogar gar keine sein werden.
Auf jeden Fall tut es wahnsinnig gut von dir zu erfahren, dass du mir in meinen Überlegungen Recht gibst. Dafür danke ich dir sehr <3
Liebe Grüße
Mother Birth
Dass die Seitenlage eine rasante Geburt verlangsamt hätte man mir bei K2 auch mal einer sagen können…..
Bei K1 war ich lange Zeit im Vierfüßler, hätte mich aber niemals wohlgefühlt, als die Geburt „richtig“ los ging. Bei K2 wollte ich stehend/hockend gebären, aber das wurde mir ja genommen….
Ich hoffe für dich, dass du deine perfekte Position finden wirst und voll und ganz auf deine Instinkte hörst.
Sonnige Grüße.
Dafür gibt es ja meine kleinen, feinen Texte, damit du bei K3 bestens informiert bist! 😉 …
Ich werde diesmal ganz meinem Körper folgen. Der wird sich selbst sicherlich nicht zerstören wollen. Da vertraue ich drauf.
Liebe Grüße
Mother Birth
Liebe Kathi,
ich möchte gar nicht unbedingt einen Dammriss auf Teufel komm raus vermeiden. Ich möchte ihn diesmal eigentlich „nur“ in Grenzen halten, also möglichst verhindern, dass es wiederum einer 3. Grades wird.
Mir wäre es nämlich wichtig nach meiner Hausgeburt nicht nochmals verlegt werden zu müssen, denn einen Dammriss 3. Grades, bei dem wie letztes Mal der komplette Schließmuskel des Darms gerissen ist (auf voller Scheideklänge!) möchte ich zu gern verhindern. Schon allein, weil eine Wiederholung mein Risiko einer Stuhlinkontinenz deutlich erhöhen würde.
Ich werde auf mein Körpergefühl hören und keine Pläne in meinem Kopf zurechtlegen, die mich dann unter der Geburt mental einschränken.
Mir wäre es übrigens auch lieber gewesen, wenn meine Tochter ETWAS langsamer auf die Welt geflattert wäre … 😉
Liebe Grüße
Mother Birth