{16} Stillen in der Öffentlichkeit – #Gastbeitag von lebenwundersam

Herzlichen Dank an frhoppe von lebenwundersam für den Text zu meiner #Gastbeitragsreihe zum Thema: Stillen in der Öffentlichkeit. Auch ich habe mich schon oft gefragt, warum so viele Menschen bei bestimmten Dingen konsequent wegschauen, aber gerade beim Stillen in der Öffentlichkeit gar nicht aufhören können zu glotzen. Schön, dass du diesen Punkt so deutlich in deinem wundervollen Text ansprichst.


Stillen in der Öffentlichkeit oder: Natürlich muss das sein. Das Kind hat Hunger!

Vorne weg: Ich stille nicht mehr! Ich habe aber! Und zwar beide Kinder. Den kleinen Mann etwas über 13 Monate, das Herzensmädchen etwas über 14 Monate. 
Dabei gehöre ich wohl zu den sogenannten Langzeitstillenden, auch wenn ich das eigentlich nicht so empfunden habe. Ich habe beide Kinder sechs Monate voll gestillt und dann zwar mit der Beikost angefangen, aber nebenbei immer noch gestillt.

Auf Signale achten und Unterschiede akzeptieren

Dabei war mir immer wichtig, auf die Signale der Kinder zu achten, denn sie haben sehr deutlich gezeigt, wann sie essen und wann sie gestillt werden wollten. Meine beiden kleinen Menschen waren dabei sehr unterschiedlich. Mein Sohn war sehr schnell bei fester Nahrung angekommen, aß alles mit Genuss und wollte bereits mit etwa elf Monaten nur noch morgens so eine Art Kuschelstillen, welches dann so um Weihnachten 2013 herum ganz passé wurde – was mir ganz gut gefiel, weil die jährliche Chorweihnachtsfeier anstand, aber das ist ein anderes Thema! Wir hatten einen ganz kleinen Rückfall in Sachen Interesse an meiner Brust, als das Babymädchen geboren wurde, aber als ich ihm erlaubte, nochmal zu probieren, lehnte er ganz lustig angewidert ab. Er wollte wohl nur mal testen, wie ich reagiere. Das Babymädchen war ganz anders – Essen war von vorneherein nicht so ganz ihr Ding, sie wollte es zwar haben und aß auch, aber meistens nie genug um satt zu werden, das war ihr alles zu langwierig. Ich stillte also zwar auch „nur“ 6 Monate voll, aber meistens gab es nach dem Essen noch ein Nachtischtittie – so heißen die bei uns nämlich 😉 Und da die kleine Maus auch, anders als ihr Bruder, nicht durchschlief, stillte ich nächtens zwei bis dreimal. Und dann mit 14 Monaten war auch der Zauber bei ihr plötzlich vorbei. Sie spielte nur noch beim Trinken und bis auf einen gelegentlichen Rückfall beim Baden war auch ihr Interesse verschwunden.

Soviel dazu – eine kleine Rahmeninformation quasi zum eigentlichen Thema: Stillen in der Öffentlichkeit!

Baby wissen nur, dass sie Hunger haben! Jetzt! SOFORT!

Ich habe immer da gestillt, wo und wann meine beiden Mäuse Hunger hatten. Und da ich mich nicht wirklich zu Hause versteckt habe, war das eben auch in der Öffentlichkeit der Fall. Mir wäre nie in den Sinn gekommen, meine Kinder nicht zu stillen, wenn sie doch jetzt Hunger haben, denn Hunger ist bei diesen kleinen Menschen ein sofortiges, dringendes, nicht zu änderndes Bedürfnis. Sie können nicht warten und sie verstehen schon gleich gar nicht, warum Mama ihr dringendes Bedürfnis jetzt nicht sofort stillt.
Sie wissen nicht, dass Mama vielleicht verunsichert ist, von den genervten „Oh Gott, das Kind schreit, sie wird doch jetzt hoffentlich nicht hier …“ – Blicken der Anwesenden. Sie verstehen nicht, dass es Menschen gibt, die irritiert davon sind oder sich vielleicht sogar abgestoßen fühlen, von einer Frau, die das Grundbedürfnis ihres Kindes über ihr eigenes Schamgefühl stellen – denn das ist bei den meisten Frauen durchaus auch beim Thema Stillen vorhanden. Sie haben kein Konzept von „Kann das Kind nicht warten, bis Sie zu Hause sind – es wird schon nicht verhungern!“
Babys wissen nur, dass sie Hunger haben!
Jetzt!
SOFORT!

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Restaurantbesuch: erst im Tagebuch gestillt und dann eingeschlafen… <3

Warten ist keine Option

Ganz davon abgesehen, dass es beim Füttern – und ich schreibe bewusst füttern, denn nicht jede Mutter kann oder will stillen – nicht nur ums Hunger beenden geht. Es geht auch um Nähe und Bindung, um die Sicherheit „Mama ist immer für mich da!“. Wenn ich mein Kind warten und schreien lasse, bis ich einen ruhigen, abgeschiedenen Ort gefunden habe, signalisiere ich ihm:

Du musst warten, ich habe jetzt keine Zeit für dich. Dein Hunger ist nicht wichtig für mich!

Niemand würde eine Mutter mit Fläschchen bitten, ihr Kind doch bitte jetzt nicht hier zu füttern. Wer will denn schon einem so kleinen Menschen diese tiefe erleichterte satte Zufriedenheit verweigern, die einen nach dem Essen erfasst?

Weggesehen wird fast überall, wo man hinschauen sollte – nur beim Stillen ist das anders…

Ich habe mich nie von den Blicken anderer beeindrucken lassen, aber ich weiß, dass das nicht allen Müttern so geht. Und das ärgert mich. Nicht die Mütter, sondern die Menschen, die diese Mütter anstarren, als wären sie nicht normal oder gar pervers.
Es ärgert mich ungemein, dass eine Gesellschaft, in der es Menschen so hervorragend schaffen, wegzusehen bei Fahrradunfällen mit Kind, eine Gesellschaft, die es schafft, hilfesuchende und behinderte Menschen zu ignorieren, um sich nicht damit befassen zu müssen, nicht dazu in der Lage ist, einfach mal NICHT hinzusehen, wenn eine Mutter ihr Kind unter einem Tuch stillt. In der Regel bedecken sich Mütter nämlich recht gut und drehen sich zumeist auch noch ein wenig weg, die wenigsten hängen einfach ihre Brüste in den Kinderwagen! Es ärgert mich noch mehr, dass diese Leute nicht darüber nachdenken, was sie bei Müttern, die ohnehin mit genug Unsicherheiten in Sachen Baby zu tun haben, anrichten. Sie geben Müttern das Gefühl, dass das, was sie dort tun, falsch ist, dass sie sich dafür schämen müssten, die Bedürfnisse ihres Kindes sofort zu stillen.

„Natürlich muss das sein. Das Kind hat Hunger.“

Ich habe einige solcher Momente erlebt und ich habe mich immer sehr darüber geärgert, aber ich möchte zum Abschluss doch auch von einem ganz besonderen Erlebnis berichten, dass mich sehr gestärkt hat. Mein Mädchen war vielleicht 4 Monate alt, als wir in einem Eiskaffee saßen und sie natürlich – wir kennen das alle – Hunger hatte. Ich drehte mich mit dem Rücken zu den Leuten, legte mir ein Tuch über und die kleine an. Es war wirklich absolut NICHTS zu sehen. Trotzdem fühlte sich eine etwa 50-jährige Frau bemüßigt, mich zu fragen, ob dass denn jetzt wirklich nötig sei. Bevor ich noch Luft holen konnte, um zu antworten, stand ein etwa 70jähriger Herr weiter hinten auf und rief zu uns rüber:

„Natürlich muss das sein. Das Kind hat Hunger. Wenn es Ihnen nicht passt, schauen sie nicht hin!“

Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen, finde ich.

frhoppe


Hier findet ihr die ersten 15 #Anekdoten zum Thema: Stillen in der Öffentlichkeit


Vielleicht habt ihr auch eine nette kleine oder größere #Anekdote zum Thema: Stillen in der Öffentlichkeit. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr eure #Anekdote bei mir als #Gastbeitrag teilen würdet! Hab ihr Lust? Dann meldet euch gerne per Mail bei mir unter: motherbirth@gmx.de!!! Ich freue mich <3

*EURE MOTHER BIRTH*

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