Über das Babybauchtätscheln und andere Übergriffigkeiten – ein #rant

Kaum ist man guter Hoffnung und schon haben anscheinend alle ein Mitspracherecht. Nein, nicht nur das! Sie glauben, dass sie ein uneingeschränktes Mitbestimmungsrecht hätten – aber dazu später noch…

„Es geht ja schließlich nicht nur um mich, sondern um das Baby!“

wird dann immer behauptet. Ach ja, ist das so? Und ich denke nur an mich, oder was? Wie gut, dass ich besorgte Mitmenschen habe, die sich ungefragt um meine Angelegenheiten kümmern. Oder soll ich lieber sagen: sich ungefragt einmischen und übergriffig werden?!

Das Babybauchtäscheln

Wieso empfinden, zum Teil fremde, Menschen es nicht als grenzüberschreitend oder übergriffig, wenn sie ungefragt einfach den Bauch einer schwangeren Frau berühren oder streicheln?

Ich habe mich schon in der ein oder anderen Situation als „Freiwild“ gefühlt. Jeder darf mal tatschen oder tätscheln. Wenn man dann wagt etwas zu sagen, ist es oft der Gegenüber, der eingeschnappt oder gar beleidigt ist! Verkehrte Welt… ICH hätte als einzige das Recht beleidigt oder empört zu reagieren. Meine körperlichen Grenzen wurden nicht gewahrt. Mir wurde zu nahe getreten – in diesem Fall körperlich.

Ich bin die einzige Person, die meinen Babybauch ungefragt berühren darf! by Pixabay
Ich bin die einzige Person, die meinen Babybauch ungefragt berühren darf! by Pixabay

Ich mag solche Situationen ganz und gar nicht. Für mich persönlich ist mein Babybauch ähnlich intim wie meine Brust. Jeder würde großes Verständnis für mich haben, wenn ich mich daran stören würde, an der Brust angegrapscht zu werden. Warum also bildet der Bauch einer Schwangeren anscheinend eine Ausnahme? Manchmal glaube ich, dass andere denken ein Babybauch sei öffentlich und damit frei zugänglich – für jeden, aber meist sind es Frauen, die übergriffig werden. Sollten sie es nicht besser wissen? Gerade sie!? Ich fasse ja auch nicht einfach fremde Menschen auf eine derartig übergriffige Art und Weise an. Man stelle es sich mal vor, wenn ich zurückgrapschend würde… Da wäre dann der Aufschrei groß:

„Fassen Sie mich nicht an! Was soll das?“

Doppelmoral, wie sie im Bilderbuch steht. Es wird mit zweierlei Maß gemessen. Bei mir darf man das – ich bewohne meinen Körper schließlich nicht allein mehr allein… Oder wie soll ich das interpretieren?

Mitspracherecht inklusive…

Habe ich irgendjemand nach ihrer Meinung gefragt? Ich kann mich nicht erinnern! Aber trotzdem wollen alle mitreden. Und nicht nur das! Sie wollen mitbestimmen und drängen mir ihre Entscheidungen auf. Sollte ich so „böse“ sein und nicht unmittelbar kooperativ einlenken und ihren Vorschlägen dankend folgen, werden schwere Geschütze aufgefahren. Nach dem Motto: Waaaaassss????? Die will eine eigene Entscheidung treffen und nimmt meinen Rat nicht an? Dann werde ich jetzt mal Angst und Schrecken verbreiten! Wer kennt sie nicht – diese ungefragt erzählten Horrorgeschichten aus Schwangerschaft und Geburt. Meist beginnen sie so oder so ähnlich:

„Also bei der Freundin meiner Cousine…, wenn DIE das so gemacht hätte, wie DU das jetzt vor hast, dann wäre das Baby jetzt auf jeden Fall tot! Und sie sowieso… Gut, dass sie anders entschieden hat. Du solltest auf mich hören! Alles andere wäre verantwortungslos, gerade jetzt, wo du doch nun die Gefahr kennst!…“

… nahtlos übergehend ins Mitbestimmungsrecht

Bleibt man immer noch vermeintlich stur und knickt nicht sofort ein, können sich unsinnige und langwierige Diskussionen entwicklen, die mit Sicherheit zu keinem Ergebnis führen werden. Früher habe ich immer versucht für meine eigene Meinung gute und fundierte Argumente zu finden, um Überzeugungsarbeit zu leisten. Sinnlos!!! Daraufhin hageln nur noch mehr Horrorgeschichten auf einen ein. Eine schlimmer und drastischer als die nächste. Als wenn diese mich dann automatisch zum Umdenken bringen… Dann bin ich dazu übergegangen, sie reden zu lassen, bis sie nichts mehr zu sagen hatten. Hat es abgekürzt. ABER ich wurde mit Geschichten überhäuft, die ich nicht hören wollte und die mich zumindest unterbewusst negativ stark beeinflußten und emotional schwer belasteten. Sie haben ihre Ängste, Sorgen und Befürchtungen bei mir abgeladen – wie auf einer Mülldeponie. Aber auch die will ich nicht mehr sein. Jeder soll seinen eigen Sch… entsorgen! Ich will ihre unaufgearbeiteten Ängste nicht. Ich brauche sie nicht. Es sind nicht meine. Heute enden solche Gespräche meist abrupt, wenn ich unverblümt sage:

„Ich will es nicht hören!“

Mein Gegenüber ist dann meist eingeschnappt oder sogar beleidigt. Aber so ist es halt. Ich muss und möchte mich schützen. Und natürlich auch mein Baby! Das ist meine Aufgabe als werdende Mutter. Und genau der komme ich nach, wenn ich gut informierte, selbstverantwortete Entscheidungen treffe. Wie sonst auch in meinen Leben. Ich kann das. Warum wird mir diese Fähigkeit aberkannt sobald ich Mutter werde? Eine nicht einfach zu beantwortende Frage…

Alle meinen es doch nur gut!

Ich soll mich doch bitte nicht so anstellen – alle meinen es doch nur gut!

Wie oft habe ich diesen Satz schon zu hören bekommen. Er macht mich rasend vor Wut! Er soll mich zum Schweigen bringen, wenn sonst nichts „hilft“. Mir ein schlechtes Gewissen einreden. Alle sorgen sich um dich… Nein, sie verbreiten Sorge! Sie sind besorgt. Aber aus welchem Grund? Vertrauen sie mir nicht? Misstrauen sie mir? Zweifeln sie meine Kompetenz an als Mutter? Übergriffig! Bevormundend! Grenzüberschreitend!

Wenn es wirklich alle so gut mit mir meinen würden, dann würden sie mich respektieren – als mündigen Menschen. Mit 18 Jahren bin ich offiziell mit meiner Volljährigkeit vor dem Gesetz mündig geworden. Sobald ich aber Mutter werde, scheinen diese Gesetzmäßigkeiten außer Kraft gesetzt zu werden. Ich werde entmündigt – meist ungefragt. Die anderen wissen es besser. Besser, was mir gut tut. Besser, was gut für mein Kind ist. Besserwisser! Alle!!! Meine Kompetenz als Mutter des Kindes scheint nicht gefragt zu sein. NICHT MEHR MIT MIR!

*EURE MOTHER BIRTH*

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5 Gedanken zu „Über das Babybauchtätscheln und andere Übergriffigkeiten – ein #rant

  1. Katharina Antworten

    Genau! Und nach der Geburt geht es ja einfach so weiter!
    Dann ist das Kind Freiwild, jeder darf es anfassen, nehmen, etc. Und jeder weiß was besser für das Kind ist, ungefragt und ohne die Situation richtig zu kennen werden Ratschläge erteilt. Empathie und vor allem Respekt vor Kind und Eltern, Fehlanzeige. ( und was bei uns sehr sehr schade ist, von Seiten der Eltern, Schwiegereltern bzw vor allem der Mutter/schwiegermutter und der Urgroßmutter! Die uns und unsere Entscheidungen und Nein’s nicht respektieren )
    Es nervt! Ich kann dich sehr gut verstehen !
    Meine einzige Hoffnung ist, das durch unsere Generation und dadurch das immer mehr Kinder welche heutzutage auf Augenhöhe aufwachsen ein Umdenken in der Gesellschaft statt findet.

  2. AmyA Antworten

    Da kann ich deine Wut so verstehen! Das sollte eigentlich selbstverständlich sein, aber scheinbar ist die Schwangerschaft eine Ausnahmesituation. 🙁

    Alles Liebe und starke Nerven! <3
    Amy

    • motherbirthblog Autor des BeitragsAntworten

      Liebe Amy,

      es sollte selbstverständlich sein und ich sollte darüber nicht schreiben müssen. da hast du absolut recht! ABER wenn ich in den Kommentaren auf FB wieder Sachen lese (von FRAUEN!!!):

      „Also mir ist das nie passiert. Liegt auch an der entsprechenden Ausstrahlung…“

      gehe ich gleich wieder durch die Decke! Das Opfer hat mal wieder selber Schuld… Hätte es sich anders verhalten, wäre ihm nichts passiert blablabla….

      ich hab es so satt! Die anderen verhalten sich übergriffig und es liegt an meiner mangelnden Ausstrahlung, dass es mich trifft? Ehrlich jetzt?!!!
      Ich kotze!!!!

      Liebe wütende Grüße
      Mother Birth

  3. Sarah Antworten

    Vielen Dank für diesen tollen Text. Ich lese sonst immer still mit, dieser Artikel hat mir aber aus der Seele gesprochen. Ich habe vor sechs Wochen mein Baby im Geburtshaus bekommen und ich hatte das Glück, dass alles ganz wunderbar lief. Die Kommentare zu diesem Plan waren in der Schwangerschaft trotzdem nicht ohne…
    Ganz zu schweigen von dem permanenten Bauch anfassen. Zum Teil wurde ich nicht einmal beachtet.
    Also: Vielen Dank für deine Artikel, ich wünsche dir viel Glück und Kraft für die weitere Schwangerschaft und freue mich auf weitere schöne Texte.
    Alles Liebe,
    Sarah

    • motherbirthblog Autor des BeitragsAntworten

      Liebe Sarah,

      für mich ist es immer etwas sehr besonderes, wenn eine stille Leserin Kontakt zu mir aufnimmt und hier kommentiert <3 Dieser direkte Kontakt und der Austausch mit meinen Leserinnen ist für mich ganz wertvoll und toll. Eure Rückmeldungen motivieren und inspirieren mich immer wieder. Danke, dass du mir geschrieben hast 🙂

      Du möchtest auch nicht wissen, was die Leute mir an den Kopf geworfen haben, als ich verkündete, dass ich meine VBAC im Geburtshaus haben möchte. Nachdem bei meinem ersten Kind ja der Kaiserschnitt sogar eine Not-Sectio war… Ganz schlimm und unterste Schiene… 🙁

      Ich würde mich sehr freuen, wenn du ab und zu was von deinen Gedanken und Gefühlen in den Kommentaren hinterlässt <3

      Liebe Grüße
      Mother Birth

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