Hilfe annehmen, kann doch gar nicht so schwer sein, oder?!

Ich habe ein Problem: HILFE. Ich kann sie nicht annehmen. Irgendwas in mir sperrt sich dagegen; ich fühle mich regelrecht unwohl in meiner Haut. Schon allein beim Gedanken daran… Aber wieso empfinde ich so? Wieso stäubt sich alles in mir um Hilfe zu bitten, selbst wenn ich am Ende meiner Kräfte bin? Helfen tue ich gerne – liebend gerne. Anderen. Mir selbst stehe ich dabei aber im Weg. Warum? Es ist ein Thema, auf das ich in letzter Zeit immer wieder stoße, so als ob ich mich damit näher auseinander setzen soll – als Wink mit dem Zaunpfahl sozusagen 😉 … Also dann:

Hilfe annehmen, kann doch gar nicht schwer sein, oder?!

Doch ist es! Für mich. Aber warum ist das so? Ich denke, es ist zum Teil begründet in einem geringen Selbstwert – ich schätze mich und meine Bedürfnisse nicht genügend wert, dass ich mir Hilfe gönnen, ja leisten dürfte. Daher auch das unangenehme Gefühl. Es ist das schlechte Gewissen, das mich plagt. Objektiv betrachtet sicherlich unbegründet, aber ich bin mit mir selbst schließlich subjektiv in der Betrachtung. Kann es einfach aus der Situation heraus nicht mit Abstand und damit objektiv betrachten.

Ich bin es nicht wert…

Selbst wenn ich am Ende meiner Kräfte bin, kann ich nicht über meinen eigenen Schatten springen und Hilfe einfordern, die ich bitter nötig hätte. Ein Gefühl des Versagens macht sich in mir breit. Ich fühle mich schwach. Gedanken schleichen sich aus meinem Unterbewusstsein ein:

Mir geht es ja noch eigentlich gar nicht schlecht genug, dass ich um Hilfe bitten dürfte… Anderen geht es ja schließlich viel schlechter als mir…

Gedanken, die immer wiederkehren: ich bin es nicht wert, dass mir geholfen wird; es ist meine eigene Schuld, dass ich es nicht alleine schaffe… Destruktiv.
Und sollte ich tatsächlich doch mal um Hilfe bitten –  was ich an einer Hand abzählen kann – habe ich das Gefühl in irgendeiner Schuld zu stehen, die ich niemals wieder auszugleichen vermag und die mir immer als „Mangel“ wieder vorgehalten werden kann, was dann wiederum meinen Selbstwert erneut schwächt. Ein Teufelskreis. Ausweglos – scheinbar…

Aufopferung-Programm

Bei mir läuft in solchen Situationen immer ein Selbstsabotage-Programm ab. In meinem Fall das Aufopferung-Programm, was bedeutet:

Ich versuche es allen Recht zu machen, nur mir selbst nicht.

Ich opfere mich auf, weil ich mich – meinen eigenen Wert – niedriger einschätze, als den von anderen. Ich und meine Bedürfnisse stehen auf meiner eigenen Prioritätenliste ganz weit unten. Ich stelle andere über mich. Immer. Aber warum mache ich das? Ich weiß, dass ich mir damit schade. Trotzdem kann ich ganz schlecht von diesem Verhalten Abstand nehmen.

Der Kern der Sache

Ich möchte Bestätigung und Lob bekommen, damit ich mich wertvoll fühle – geliebt fühle. Ich brauche das Lob und die Anerkennung. Sie nehmen mir scheinbar meine Unsicherheit, werten mich auf – geben mir einen höheren Selbstwert und damit ein Gefühl etwas wert zu sein. Ein gutes Gefühl! Manchmal so scheint es mir, dass ein Lob eine Art „LIEBE“ – Liebesbeweis – für mich ist. Als Ersatz sozusagen. Gewährt man mir dieses Lob nicht und bekomme ich meine erhoffte Anerkennung nicht, dann fühlt es sich für mich wie Liebesentzug an.

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Kern von allem ist Liebe – auch oder gerade zu sich selbst <3 by Pixabay

Der Ursprung

In meinem Leben traf ich immer wieder auf Menschen, die meinen Selbstwert möglichst klein halten wollten. Jetzt in der Retrospektive betrachtet, vermutlich weil sie selbst einen sehr geringen Selbstwert hatten. Damals konnte ich es nicht erkennen. Mir wurde von verschiedenen und zum Teil sehr prägenden Menschen, klar gemacht, wie klein und unnütz ich bin. Ich habe zu ihnen aufzuschauen. Sie sind das Maß aller Dinge, dass ich sowieso nie erreichen werde. Ich versuche noch heute diesem vorgetäuschten und vorgespielten Ideal zu entsprechen – es zu erlangen. Was selbstverständlich unmöglich ist, da es in Wahrheit so nie existiert hat. Trotzdem sitzen die Demütigungen und Verletzungen der Vergangenheit so tief, dass mein Unterbewusstsein immer wieder in das gleiche Muster verfällt. Ich will gefallen. Anerkennung haben. Muss dafür härter sein mit mir. Tougher als andere. Lob und Anerkennung von Leistung als Liebesersatz, denn Liebe und Wertschätzung haben mir eben diese Personen selten oder gar nie entgegen bringen können oder wollen.

Ich reduziere sehr oft noch meinen eigenen Selbstwert – stellvertretend für diese Personen aus meiner Vergangenheit, weil ich immer noch ihre Stimmen im Ohr habe. Ich will ihren Ansprüchen genügen, will sie übererfüllen. Ich muss mehr als perfekt sein, um Lob zu bekommen. Und ein Lob ist das, wonach ich immer noch strebe und wofür ich meine eigenen Bedürfnisse außer Acht lasse. Eine bittere Erkenntnis, aber eine Tatsache.

Gönn dir das doch einfach mal!

Wenn das für mich so einfach wäre… Ich gebe meinen Bedürfnissen weniger Gewichtung, schiebe sie auf, vertage sie. Nach dem Motto:

Eigentlich muss ich ja auch nicht…

Trotzdem bin ich dann enttäuscht und fühle mich im Stich gelassen – von allen und der großen bösen Welt. Natürlich ist das kindisch! Das ist mir bewusst. Ebenfalls bewusst ist mir, dass andere nicht meine Bedürfnisse erahnen können. Ich habe sehr oft die Erfahrung machen müssen, dass meine Bedürfnisse – mitunter dringliche – einfach übergangen wurden. Nicht gesehen wurden, selbst wenn ich sie deutlich artikuliert hatte. Mir wurde „beigebracht“ auf meine Bedürfnisse nicht zu hören, sie „leise“ zu stellen… Ich wurde ruhig gestellt, damit ich nicht störe – nämlich die Bedürfnisbefriedung anderer!

Mein Vorsatz

Ich habe einen Vorsatz gefasst. Ich möchte mich nicht länger selbst sabotieren. Ich möchte nicht, dass andere Menschen über meinen Selbstwert bestimmen. Ich will mehr wert sein – möchte meinen Selbstwert nicht mehr erniedrigen, sondern mich selbst wertschätzen. Mich nicht mehr abhängig machen vom Lob und Anerkennung anderer. Ich möchte mehr zu mir selbst finden, mich selbst mehr lieben und schätzen lernen. Mir etwas gönnen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben – einfach weil ich es wert bin, ich es mir wert bin!

Mein Leitsatz für die Zukunft:

Ich bin es wert, bedingungslos geliebt zu werden!

 

*EURE MOTHER BIRTH*

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14 Gedanken zu „Hilfe annehmen, kann doch gar nicht so schwer sein, oder?!

  1. Pingback: 1000 Fragen an mich selbst – Teil 7 (121-140) – motherbirthblog

  2. Trullamama Antworten

    Soo, jetzt kann ich das Ganze ausführlicher lesen.

    Mir geht es auch so, dass ich eigentlich immer denke, dass es anderen ja viel schlechter geht, aber nicht unbedingt dass ich es nicht Wert bin, sondern eher, dass ich es alleine schaffen muss. Keine Schwäche zeigen.

    Bei mir hängt das (wie ich mittlerweile weiß) damit zusammen dass meine Eltern vor meiner Geburt ein Kind verloren haben und das immer Teil meines Lebens war. Besonders meiner Mutter ging es in meinen ersten Lebensjahren oft sehr schlecht und ich habe bereits als Kleinkind einen Zwang entwickelt, stark zu sein, nichts falsch zu machen und meine Eltern nicht zu enttäuschen oder zum weinen zu bringen, mussten sie doch so viel durchmachen. Das hat sich dann irgendwie ausgeweitet, schließlich bekommen die Eltern ja auch sonst alles mit was man so treibt. Durch eine Therapie weiß ich, dass dieses Verhalten beim ‚lebenden Kind‘ ganz normal ist und fange seit ein paar Jahren langsam an daran zu arbeiten. Ich zwinge mich regelrecht dazu.

    Hilfe annehmen kann ich mittlerweile ganz gut, bzw. ich lehne Unterstützung (egal ob finanziell, praktisch..) maximal einmal ab. Wenn es mir erneut angeboten wird, nehme ich es an. Das fällt mir oft schwer aber ich habe so einen guten Weg für mich gefunden daran zu arbeiten. Um Hilfe bitten geht immer noch nicht besonders gut. Da zieht sich alles in mir zusammen. Einzugestehen, dass ich etwas nicht (gut) kann, Unterstützung benötige, oder auch falsch gemacht habe, ist meine große Baustelle an der ich sicher noch viele Jahre arbeiten muss. Vor Allem meinen Liebsten gegenüber. Mein Freund verzweifelt regelmäßig an mir.

    Ich hoffe wirklich, dass ich da in Zukunft keine Probleme mit dem Zwerg haben werde, aber ich bin eigentlich relativ guter Dinge was das angeht. Für den kleinen Mann versetze ich Berge und bevor er leiden muss, quäle ich mich da lieber durch. Will ja ein gutes Vorbild sein, damit er lernt, dass es normal, wichtig und richtig ist Schwächen zu haben und um Hilfe zu Bitten. Dass er dennoch Wert hat und geliebt wird. All diese Dinge die meine Eltern mir eigentlich vermittelt haben, ich aber wegen dieser doofen psychologischen Sache nicht sehen oder akzeptieren konnte.

    Wie machst du das zu Hause? Bist du deinen Kindern gegenüber anders, springst du da über dein Selbstwertgefühl?

    • motherbirthblog Autor des BeitragsAntworten

      Es tut mir sehr leid, dass du schon als kleines Kind das Gefühl bekommen hast, immer stark sein zu müssen ((())). Auch ich habe immer das Gefühl gehabt kämpfen zu müssen (ein Lebensthema von mir), aber aus anderen Gründen als bei dir.

      Ich kann nicht mal Hilfe annehmen, wenn sie mir angeboten wird. Statt dankbar zu sein, werde ich eher wütend und sauer. Das trifft leider allzu oft meinen wirklich lieben und hilfsbereiten Mann 🙁 Und es tut mir im Nachhinein immer sehr leid…

      Mit meinen Kindern ist es anders – allgemein ist es mit Kindern anders. Mein Problem liegt eher bei erwachsenen Menschen. Diese Menschen bewerten – mich, mein Können, meine Leistung, meinen Wert. Kinder sind da ganz anders. Sie tun das nicht. Ich fühle mich in ihrer Gegenwart frei von meinen „Zwängen“, kann endlich mal durchatmen und ich sein. Meine eigenen Kinder sind sehr feinfühlig (hochsensibel) und haben erstaunlich gute Antennen für meine persönlichen Grenzen. Sie spüren es einfach. Mit erwachsenen Personen habe ich es so noch nie erlebt. Da muss man immer seine Bedürfnisse äußern, also bitten, was mir ja so schwer fällt…

      Danke für deine Worte <3

      Liebe Grüße
      Mother Birth

  3. lafrancophile Antworten

    Hallo,

    das Gefühl, keine Hilfe verdient zu haben, kenne ich (leider!) nur zu gut, ebenso das Übersehen werden etc. etc.

    Welcher Aspekt mich sehr interessiert, auch wenn er nicht Thema deines Blogs ist, bereitet dir genau das auch Probleme im Umgang mit deinen Kindern? Mir fällt immer wieder auf, dass das geliebt und anerkannt werden wollen auch in Bezug auf meine Tochter herrscht und es das für mich gerade bei bedürfnisorientierter Erziehung alles andere als einfach macht. Oft lasse ich sie meine Grenzen überschreiten bis ich nicht mehr kann …. und auch dann sage ich nichts. Und obwohl mir bewusst ist, dass sie meine Grenzen ja durchaus erfahren kann und darf und soll und das nichts verwerfliches ist, komme ich da nicht aus meiner Haut….

    Entschuldige, wenn das am Thema vorbei ist, aber das ging mir direkt durch den Kopf. 🙂

    Liebe Grüße
    Ines

    • motherbirthblog Autor des BeitragsAntworten

      Liebe Ines,

      bei mir bezieht es sich tatsächlich nur auf mein Verhältnis zu erwachsenen Personen. Bei Kindern ist es anders. Ich erwarte dort keine Rücksichtnahme bzw. gehe nicht davon aus, dass sie etwas aus „Berechnung“ tun würden. Das macht bei mir den Unterschied aus. Außerdem habe ich den Eindruck, dass meine Kinder sehr genau spüren, wenn ich an meine Grenzen komme. Sie sind sehr feinfühlig – manche würden sagen: hochsensibel – ihre Antennen für mich sind extrem gut. Sie nehmen sich tatsächlich zurück, kuscheln dann viel. Sie tanken mich und meine leeren Akkus dann auf <3

      Übrigens: es ist nie etwas "am Thema vorbei"! Ich beantworte immer gerne alles 🙂 Also frag immer, wenn dir was auf dem Herzen liegt.

      Liebe Grüße
      Mother Birth

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