Stillzeit – ein Drama in 3 Akten*

!WARNUNG!

vor dem bissigen Text

*Garantiert nur echt mit Pauschalisierungen, plakativen Behauptungen und einer guten Portion Ironie, aber auch mit einer Prise Wahrheit im Kern…

Es könnte alles so einfach sein… Ist es aber nicht! Oder viel mehr machen wir es uns nicht.

Fast nichts wird so absolutistisch gesehen wie die Stillzeit. Es gibt nur schwarz und weiß. Nur so und nicht anders. Der eigene Weg ist der einzig Heil bringende. Abweichungen werden nicht geduldet und abgemahnt.

Aber nun mal von vorn, bevor ich gleich anfange zu ranten… 

1. Akt – 0-4 (6) Monate

Man MUSS stillen. Wer nicht stillt, will als Mutter nicht das Beste für sein Kind. Den Stempel „schlechte Mutter“ gibt es inklusive und gratis oben drauf. Fragen nach den Gründen – nach dem „Warum“ – werden selten gestellt.

Lieber hört man sich die gestammelten Entschuldigungen der vermeintlich gescheiterten Mütter an, um anschließend triumphierend zu erklären, warum man selbst als stillende Mutter die Größte ist. Man feiert sich gern. Eigene Glorifizierung auf Kosten von Abwertung der anderen. Warum auch nicht? Man stillt schließlich! Die ultimative Legitimation für (fast) alles.

So kommt es mir manchmal vor…

Dass Frauen stillen wollten, aber vielleicht nicht die richtige Unterstützung erhielten, will niemand hören oder wissen. Dass Frauen sich bewusst – aus welchen persönlichen Gründen auch immer – dagegen entscheiden zu stillen, wird weder respektiert noch toleriert.

Dabei wollen die meisten Stillenden maximale Toleranz. Wo bleibt dann ihre?

Es geht ein Riss durch die Mütterschaft. Ein Graben. Er teilt Stillmamas von Flaschenmamas. Unüberbrückbar. Unüberwindbar.

Scheinbar…

Die einen glorifizieren sich selbst als die Heldinnen der einzig wahren Ernährung, während sich die anderen in einer immer währenden Verteidigungsposition befinden und sich ständig und überall erklären und rechtfertigen müssen.

Aber bald wendet sich das Blatt…

Kommen wir zu Akt 2!

2. Akt: B(r)eikost

Die Diktatur der „einzig richtigen“ Ernährungsweise geht in die zweite Runde…

Beginnend mit dem vollendeten 4. Lebensmonat und dann massiv nach dem 6. kommen die unausweichlichen Fragen bezüglich Brei und dem Zufüttern. Das Kind soll jetzt etwas „richtig“ zu essen bekommen. Stillmahlzeiten werden strikt nach Plan ersetzt. Abstillen ist angesagt. Es entbrennt ein regelrechter Wettkampf, wer schneller, wieviel Stillmahlzeiten streichen kann. Wer zu verweichlicht ist und es nicht schafft, gilt nun als die neue Versagerin.

Zeiten ändern sich…

Wo noch wenige Wochen zuvor „Ersatznahrung“ – sprich Flaschennahrung – verpöhnt schien, wird sich jetzt dabei überschlagen eine relevante Menge Brei ins das Baby zu bekommen. Komme was wolle. Es werden Ratschläge ausgetauscht, wie boykottierende Babys, die unverständlicher Weise, den voller Mühe selbstgekochten Bio-Öko-Demeter-Brei verweigern, liebevoll dazu gezwungen werden können auf den (Brei)Geschmack zu kommen. Da bekommt man auch schon mal Sätze zu hören, wie:

Ich schiebe den Löffel einfach so weit bis nach hinten, dass meine Kleine schlucken muss.

Super Tipp Leute! Eine perfekte Anleitung zur …

Ach, lassen wir das, ich rante sonst wieder…

Aber was ist, wenn das eigene Baby die „Vorschriften der regelkonformen Beikosteinführung“ nicht studiert hat und sich nicht daran halten möchte? Und man selbst so eine verweichlichte Mutter ist, die es nicht übers Herz bringt mal konsequent abzustillen? Das Baby zum Brei zu zwingen? Was dann? Dann dreht sich der Wind! Die weiter stillenden Mamas haben keinen Rückenwind mehr. Ganz im Gegenteil – er weht ihnen nun umso öfter eisig entgegen.

Es wird belehrt, Ängste werden geschürt und es wird Druck gemacht. Mir wurde z.B. nachdrücklich ins Gewissen geredet…

Wenn du deinem Kind kein Fleisch gibst, hat es nicht genügend Eisen. Ein solcher Mangel lässt das Gehirn nicht ausreichend wachsen und dein Kind wird geistig behindert!!!*

*so tatsächlich selbst gehört (vorgeworfen bekommen)…

Einige geben diesem Druck nach. Zwingen das Kind zum Essen. Stillen ab, obwohl es sich für sie falsch anfühlt.

Aber die anderen sagen ja…

Erklärungsnot und Entschuldigungen – jetzt auf Seiten der Stillmamas. Irgendwann kann und mag man nicht mehr. Nicht mehr erklären – sich und das Stillen. Nicht mehr entschuldigen für etwas, was vor wenigen Monaten noch als das natürlichste der Welt angepriesen wurde. Es wird stattdessen gelogen – die Großeltern an, den Kinderarzt, die Freude. Man stillt nun heimlich. So als täte man etwas illegales.

Das Blatt hat sich gewendet…

Man fragt sich, wie etwas so glorifiziertes, wie das Stillen, ein paar Monate später so verpöhnt sein kann. Eben noch Allheilmittel – jetzt Teufelswerk? Wie kann das sein?

3. Akt: Endlich mal entspannt stillen!

Hat man diese wirklich schwierige Phase stoisch überstanden, so etwa mit 1 bis 1,5 Jahren, dann kann man meist ohne größere Belehrungen entspannt weiterstillen, solange man mag. Denn die allermeisten gehen wie selbstverständlich davon aus, dass der Gruppenzwang nun definitiv gefruchtet haben muss und endlich gesellschaftskonform abgestillt wurde.

Es ist immer noch in den Köpfen, dass man NUR Babys stillt. Aber die MÜSSEN dann unbedingt gestillt werden. Für mich mich ein Paradoxon. Isst das Kind normal, läuft es, spricht es – dann kann es doch nicht mehr gestillt werden… So die landläufige Meinung. Warum eigentlich nicht?

Was ich noch schnell loswerden möchte…

Immer nachfragen.

Immer zuhören.

Meist haben die Mütter, die die Flache geben eine Geschichte zu erzählen und gute Gründe dafür. Ebenso wie Mütter, die weiterstillen, obwohl „es doch gar nicht mehr nötig ist!“ Sie alle haben ihre Gründe.

Wir sollten die Vorurteile – unsere Vorurteile – abbauen, um offen aufeinander zugehen zu können. Verständnis zeigen und haben. Ins Gespräch kommen. Den anderen Standpunkt nachvollziehen wollen, ohne Dogma, ohne Stigma.

Bitte kein Gegeneinander, sondern lieber ein Gemeinsam für die Kinder, denn wir wollen als Mütter doch nur das Beste für unsere Kinder. Und die beste „Nahrung“ für unsere Kinder ist doch sowieso Liebe und Nähe. Und die bekommt ein Kind sowohl beim Stillen als auch beim Geben der Flasche.

Wir sollten alle mal still sein und die Nähe genießen 😉 ..

 

Eine stille(nde) Beobachterin

 

#Beikost #Breikost #Flaschenmama #Stillbaby #Stillen #Stillmama #StilleneinesKleinkindes #Stillzeit #Toleranz 

MerkenMerken

MerkenMerken

MerkenMerken

MerkenMerken

MerkenMerken

MerkenMerken

MerkenMerkenMerkenMerken

2 Gedanken zu „Stillzeit – ein Drama in 3 Akten*

  1. Frau Kröhnchen Antworten

    So, so wahr! Frauen können echte Furien sein. Ob nun bei der Ernährung oder bei der Entwicklung. Man will sich profilieren, zeigen wie toll man selbst und natürlich das Kind ist. Beim Mini war ich von Anfang an nie reine Stillmama, wir mussten immer zufüttern. Mit einem halben Jahr musste ich abstillen. Essen, so dass der Mini auch satt wurde und nicht noch zugefüttert werden musste, wollte er erst mit einem knappen Jahr. Und das war total in Ordnung! Inzwischen liebt er es und kann quasi pausenlos essen. Dennoch durfte ich mir schon anhören, dass die Art und Weise wie er im ersten Jahr ernährt wurde sicher der Grund sei, warum er noch nicht spricht. Na ganz sicher! Nein, wohl eher liegt es am eigenen Tempo. Und das legen die kleinen selbst fest, sei es beim Essen, sprechen, laufen oder was auch immer. Akzeptieren und tolerieren, das kann aber leider nicht jeder.

    Danke für den Text, scheinbar geht das nicht nur mir auf den Keks

    Liebe Grüße
    Frau Kröhnchen

    • Motherbirth Autor des BeitragsAntworten

      Der Konkurrenzgedanke ist in vielen Müttergruppen vorherrschend. das ist mir auch immer wieder aufgefallen. Es wird verglichen, verunsichert und Druck gemacht, anstatt sich zu unterstützen.
      Ich habe mich schon oft gefragt, wieso das so ist, kann ich mir bis heute nicht so recht erklären. Kinder zu haben, ist doch kein Wettkampf! Und warum soll es nur den einen richtigen Weg geben, wenn wir doch alle so individuell sind?

      Das Kinder keine kleinen genormten Maschinen sind, die nach einen universellen Zeitraster bestimmte Entwicklungssprünge einheitlich zu machen haben, ist nicht bei allen Eltern angekommen.
      Aber ich denke auch, dass sich zu viele Mütter und auch Väter über die Entwicklung ihres Kindes in ihrer Elternrolle definieren.

      „Kann mein Kind alles sehr schnell, ist eine MEINE Leistung!“

      Eine verquere Denkweise, die ich nicht nachvollziehen kann.

      Liebe Grüße
      Mother Birth

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert