Muttierung – Teil 1 – #Stillen

aktualisiert 02.08.2017

Die Mutierung einer Mutter – Muttierung

Wie ich ja schon im Beitrag „Mother Birth – Was es für mich bedeutet“ erwähnt habe, hat die traumatische Geburtserfahrung bei NotYet den Anstoß dazu gegeben, dass ich meine jahrelang kritiklos hingenommenen Ansichten zu hinterfragen und sie grundlegend auf den Prüfstand zu stellen begann. Ich warf alte Glaubensgrundsätze über Bord, änderte meine Meinung um 180° Grad und suchte nach eigenen, individuellen Lösungswegen. Meinem Umfeld ging diese doch sehr umfassende Muttierung zu schnell, zu weit, vielleicht war sie auch zu krass?! 😉 Ich weis es nicht so genau – vermutlich ist es mir auch egal. Die Menschen, die mir wirklich wichtig waren, haben nach der ersten Irritation verstanden worum es mir geht und warum es sein muss! Die Verwandlung brachte mich näher zu mir selbst. Näher als je zuvor, würde ich behaupten. Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich in meiner Haut wirklich wohl –  angekommen bei mir selbst. Vollkommen.

Aber nun erstmal von vorne. Von wo kam ich und wo stehe ich jetzt?

Stillen

Stillen oder nicht stillen ist hier die Frage…

Während der Schwangerschaft war ich mir wirklich nicht sicher, ob ich stillen wollte. Dass ich es versuchen würde, hatte ich meiner Mutter versprochen – eher halbherzig, muss ich zugeben. Im Hinterkopf hatte ich immer den Gedanken von: Flexibilität, Flasche und Milchpulver – warum auch nicht?! Und dann kam NotYet. Tja, was soll ich sagen; es kam ganz anders als gedacht. NotYet wurde direkt nach der Geburt für 48 Stunden auf die Kinderintensivstation verlegt. Mir wurde in der Zeit nicht die Möglichkeit gegeben ihn zu stillen. Die Milchpumpe bekam ich auch erst nach einem penetranten Nachfragemarathon – 24 Stunden nach dem Kaiserschnitt auf mein Zimmer gebracht. Da war ich schon so sauer und trotzig, dass ich nun unbedingt anfangen wollte zu stillen! Ich fing an zu pumpen, was mir überhaupt nicht lag. Als der Herzensmann mir aber berichtete, dass NotYet mit so viel mehr Begeisterung MEINE Milch trank, als die Säuglingsnahrung, die er zuvor bekam, war ich nun sicher: ich will es unbedingt mit dem Stillen probieren! Dann endlich nach quälend langen 2 Tagen durfte mein Baby endlich zu mir. Das erste was ich machte: ich legte ihn an – wie selbstverständlich. Es war wundervoll! Wir harmonierten von der ersten Minute an beim Stillen. Es war, als wenn wir es schon ewig so gemacht hätten – ein eingespieltes Team. Das Gefühl war unbeschreiblich. Es war, glaube ich, die erste hauchzarte Verbindung, die wir wieder aufbauen konnten. Das Stillen hat uns beiden in der ersten Zeit nach der traumatischen Geburt inneren Frieden geschenkt – eine Insel der Zuflucht geschaffen.

Ich mit meinen 2 aktuellen Stillkindern – dem #Schildnöck und #BusyBee

Tandem-Langzeitstill-Mama

Ich habe ihn ganze 5 Jahre gestillt, bis er sich selbstbestimmt abgestillt hat (Wie das ablief, könnt ihr hier nachlesen). Hätte mir das damals jemand gesagt; ich hätte vermutlich geantwortet:

Du bist ja völlig verrückt – so etwas macht man doch nicht und ICH schon gar nicht!

Zuerst ging meine Vorstellungskraft nur so weit, dass ich 6 Monate voll stillen und dann etwa mit 1 Jahr abstillen werde. Das fand ich damals schon ziemlich krass von mir. Eine richtige Rebellin! 😉 Es wurden 2 Jahre… Ich wurde schwanger mit BusyBee… Ich gebar sie und ehe ich mich versah, war ich doch tatsächlich eine Tandem-Langzeitstill-Mama! Wie konnte das bloß passieren? Mit MIR?! Aber es fühlt sich für mich stimmig an, so wie es ist. So wie es war. Und jetzt wieder ist. Ich stille jetzt erneut ein Baby und ein Kleinkind – BusyBee und den Schildnöck. Ein ganz anderes Stillpaar. Alles wieder neu und aufregend, auch wenn man meinen sollte, dass ich mit 6 Jahren Stillerfahrung „alles“ wissen und kennen würde. Es ist nicht so. Jedes Kind ist so eigen, so anders – auch und gerade in seinem Stillverhalten. Ich lerne immer noch dazu, bin erstaunt und begeistert. Es ist so ein Bereicherung für mich diese Erfahrungen machen zu dürfen, dass ich unglaublich dankbar dafür bin und nicht mehr nachvollziehen kann, was ich mir damals vor mehr als 6 Jahren gedacht habe, als ich sagte:

Stillen?!? Ich??? Also ich weiß ja nicht, ob das wirklich was für mich ist… Probieren könnte ich es vielleicht… Aber ich denke, ich mag es nicht – viel zu unpraktisch!

Heute denke ich:

Wie unerfahren warst du eigentlich. Keine Ahnung, aber eine feste Meinung. Unglaublich naiv! Es gibt nämlich nichts Praktischeres als Stillen 😉 …

So ändern sich manchmal die Sichtweisen… Und man selbst auch. 

Selbstbestimmtes Abstillen

Ich glaube daran, dass auch BusyBee sich wie ihr Bruder sich selbständig abstillen wird – ohne mein Eingreifen und Zutun. Die Zeit, die sie braucht, werde ich ihr geben. Meine Kinder sind nicht außergewöhnlich oder seltsam, indem was sie tun – es ist nur in unserer Gesellschaft außergewöhnlich geworden, dass eine Stillbeziehung so lange andauern kann.

 

Wie war es bei euch? Habt ihr eure Einstellungen auch revidiert und eure ganz eigene Muttierung durchgemacht?

 

*EURE MOTHERBIRTH*

Im 2. Teil der Mini-Serie „Muttierung“ will ich euch über meine Kehrtwende bei der Wahl des Geburtsortes berichten.

#Stillen #Kinder #Mutterschaft #Ansichten #Neuorientierung #Baby #Langzeitstillen #Tandemstillen #selbstbestimmt #Abstillen #Muttierung

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9 Gedanken zu „Muttierung – Teil 1 – #Stillen

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  5. motherbirthblog Autor des BeitragsAntworten

    Das freut mich zu hören. Ich werde dir die Daumen drücken, dass es vielleicht doch noch mit deinem Traum nach dem Stillen klappt <3 Lasst euch Zeit, sei geduldig – eine Stillbeziehung muss auch erst mal wachsen 😉 . Falls du Fragen hast oder Tipp haben möchtest, kannst du mich gerne per e-mail kontaktieren. <3
    motherbirth@gmx.de

    Liebe Grüße
    Mother Birth

  6. Caroline Antworten

    So schön und innig habe ich mir unsere Stillbeziehung auch vorgestellt, aber wie das Leben so spielt. Nach Aufenthalt auf der Intensivstation meines Babys, Ausschabung meiner Gebärmutter, unzählige verschiedenste Meinungen der Krankenschwestern zum Thena Stillen, hatten wir es sehr schwer und erstaunlicherweise gibt es nur sehr wenig positive Meldungen bzw Motivation zum Thema Flaschenernährung. Ein riesiges Tabuthema und nur wenig im Internet darüber zu finden. Das lies mich alleine und traurig zurück. Ich wollte nichts mehr, als meinem Sohn das Beste zukommen zu lassen, aber nicht um jeden Preis. Ich hatte große Angst um meine mentale Gesundheit. Im Krankenhaus haben mir zig Schwestern immer andere Dinge zum Stillen gezeigt, ich könnte meinen Rhythmus nicht finden, zu mal ich als Wöchnerin auch sehr schwach war, jedoch keine Hilfe bekam. Mein erstes Kind und alles aufeinmal alleine meistern, war etwas zu viel für mich. So mussten wir zufüttern. Das würde in den vier Tagen auf Intensiv selbstverständlich gemacht und erst durch viele Gespräche mit meiner Hebamme, meinem Mann, mit verständnisvollen Menschen und zu guter Letzt mit mir, konnte ich wieder Mut fassen, um das Stillen eine Chance zu geben, aber immer unter dem Zeichen, nicht um jeden Preis !!!
    Mir fehlt zu oft dass es auch ok ist, nicht stillen zu können oder zu wollen.
    Jetzt ist er fünf Wochen alt und wir sind immer noch nicht perfekt, aber vielleicht auf dem guten Weg. Und was ist schon perfekt. Wichtig ist letztlich die Liebe zueinander zum Kind und zu sich selbst.

    • motherbirthblog Autor des BeitragsAntworten

      Liebe Caroline,

      es tut mir für dich sehr leid, dein Wunsch dein Kind zu stillen nicht so in Erfüllung gegangenes, wie du es dir erhofft hast. Ich hoffe, du begreifst meinen Blogbeitrag nicht als Kritik an Flaschen-Mamas!? Denn so ist er nicht gemeint. Es ist ein sehr persönlicher und individueller Erfahrungsbericht – von mir. Ich bin ins Stillen irgendwie reingerutscht – fast so wie du ins Flasche geben 😉 Wir hatten einen anderen Plan, aber manchmal kommt das Leben dazwischen. Das wichtigste ist doch, dass ihr eine wunderbare Mutter-Kind-beziehung habt. Die hatte ich nicht – nur das Stillen. Wie gesagt unsere Insel der Zuflucht. Mein Sohn hat mich ein ganzes Jahr abgelehnt nach der schwer traumatisierenden Geburt – nur eben nicht beim Stillen. Das war mein Rettungsanker – mein persönlicher. Ohne Wertung, ob Flasche oder Brust besser oder schlechter fürs Kind ist.

      Ich wünsche euch für die Zukunft alles Gute <3

      Liebe Grüße
      Mother Birth

  7. motherbirthblog Autor des BeitragsAntworten

    Ja, solche Wortspiele bergen die Gefahr, dass nicht alle das gleiche darin erkennen… Deine Leseweise ist aber auch sehr süß 😉
    Ich freue mich wieder, von dir so eine positive Rückmeldung zu meinem Text bekommen zu haben. Danke!

    Ganz liebe Grüße
    Mother Birth

    • Nanna Antworten

      Bei mir war es ähnlich.
      Hätte mir davor auch im Leben nicht vorstellen können jahrelang zu stillen- aber so Vieles ändert sich auf wunderbare Weise als Mutter, wenn wir nur unserem Instink folgen!
      Auch hat meine Tochter nicht eine Nacht in ihrem Kinderzimmer geschlafen.., am Tag habe ich sie die meiste Zeit getragen- Wie eine Tiermama – um dieses ursprüngliche Gespür geht es- wir müssen lernen ihm wieder zu folgen!
      Alles Gute und liebe Grüße Nanna
      ps:
      Wir sind nicht Langzeitstillmamis sondern die, die nur einige Monate stillen sind die Kurzzeitstillmamis 😉

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