Mentale Geburtsvorbereitung: Der „Notfallraum“ – Hilfe zur Selbsthilfe!

Mein mentaler „Schockraum“ – Hilfe zur Selbsthilfe

Ich habe bei meiner mentalen Geburtsvorbereitung ein kleines Experiment gewagt. Ich habe mir einen eigenen „Notfallraum“ geschaffen – einen Rückzugsort kreiert, der nur in meinem Kopf existiert. Einen Ort, an dem ich mich bedingungslos geborgen fühlen kann. Einen Ort, an dem ich Kraft tanken kann. An dem ich entspannen kann. An dem ich durchatmen darf. Meine rettende Insel, auf die ich flüchten kann. Mein doppelter Boden, wenn alle anderen Stricke reißen sollten. Sozusagen mein mentaler Schockraum 😉 …

Diesen Ort habe ich für „besondere“ Situationen geschaffen. Für Situationen, in denen ich physisch und/oder psychisch an meine Grenzen stoße werde. Ich habe mir selbst auferlegt den „Notfallraum“ nur zu betreten, wenn es absolut notwendig ist. In einem Notfall halt 😉 . Wenn es mir sonst nicht mehr gelingen sollte, mich zu regenerieren und/oder zu fokussieren. Wenn es anders nicht mehr möglich ist und ich dazu Hilfe benötige. Diese Hilfe wollte ich nicht in andere Hände geben. Ich wollte sie nicht abgeben, sondern mir selbst helfen können. Aus mir selbst heraus Hilfe sein.

Und wie schaut nun so ein „Notfallraum“ aus?

Es gibt nicht den einen universellen „Notfallraum“. Er muss passend – ja angepasst – für die jeweilige Frau sein. Ganz individuell eingerichtet. Bei mir z.B. ist es gar kein „Raum“ im eigentlichen Sinne. Das muss es auch nicht. Es muss ein Ort sein, gefüllt mit Dingen, mit denen man positive Assoziationen verbindet. Dinge, denen man Geborgenheit, Sicherheit, Entspannung etc. zuschreiben würde. Dinge aus Kindertagen, Dinge, die man mit geliebten Menschen verbindet, Dinge, die man mit Sehnsuchtsorten verknüpft… Das kann sehr unterschiedlich sein, so dass sich eine Fülle an möglichen „Notfallräumen“ ergibt.

Einige dieser Dinge sind mir selbst erst während der Schwangerschaft in Mediationen wirklich bewusst geworden. So habe ich meinen „Notfallraum“ immer noch ein klein wenig mehr ausgestattet. Ausgeschmückt. Für mich lebendig und erlebbar gemacht.

Meine zweite Heimat <3

Ich habe ihn täglich besucht. Aufgesucht. MEINEM Ort. Habe ihn zu meiner zweiten Heimat werden lassen. Habe diese mentale Reise regelmäßig im meinem Kopf durchgespielt. Immer wieder und wieder. Es war zum Schluß für mich so, als wenn dieser imaginäre Ort, den ich nur vor meinen inneren Auge manifestiert hatte, in der Realität existieren würde. Ich hörte die knarrenden Dielen, spürte das feuchte Gras unter meinen Füßen und nahm den kühlen Windhauch, der über den See wehte an meiner Haut war. Es war „nur“ eine Illusion, nur in meinen Kopf – aber sie war perfekt!

by Pixabay

Kommt mit auf eine kleine Reise…

Schweden.
Ein Sommertag.
Ein Garten mit uralten Äpfelbäumen.
Umzäunt mit einem weißen Zaun, an dem die Farbe langsam abblättert.
Die Gartenpforte schwingt karrend im Wind.
Ich öffne sie und betrete barfuß den Kiesel bedeckten Weg zum Haus.
Ein typisches Schwedenhaus – rot mit weißen Fenstern.
Ein Holzhaus.
Alt und trotzdem wunderschön.
Flink steige ich die 3 Treppenstufen zur Haustür empor.
Drehe am Türknauf und öffne.
Sie ist nicht verschlossen.
Ein offenes Haus, dass mich und jeden anderen Besucher herzlich empfängt.
Es ist kühl drinnen.
Ich gehe direkt zur Terrasse an der gegenüberliegenden Seite.
Halte mich nicht unnötig auf.
Die Terrassentür steht offen.
Ich trete hinaus auf eine überdachte Veranda.
Ich höre das Knarren der hölzernen Dielen unter meinen Füßen.
Eine Hollywoodschaukel schwingt leise im Wind.
Ich schaue hinab in einen parkähnlichen Garten.
Imposant und wild zugleich.
Von der Veranda führen kalte Steinstufen hinab zum Rasen.
Sie sind uralt und ausgetreten.
Wieviele Menschen wohl vor mir diese Stufen betreten haben mögen…?
Wieviele sind vor mir diesen Weg gegangen?
Unzählige.
Nun bin ich eine von ihnen.
Meine rechte Hand greift nach dem Geländer aus knorrigem Holz.
Meine Finger gleiten über das unebene Holz,
streichen über die unzähligen Astlöcher.
So unperfekt und so lebendig zu gleich.
Unten angekommen berühren meine nackten Füße das taufrische, feuchte Gras.
Ich gehe weiter hinab zum See.
Ich spüre die kühle Brise, die von dort zu mir hinaufweht.
Ich komme an einer riesigen Trauerweide vorbei, deren lange Zweige fast den Boden berühren.
Ihre Blätter streifen meine Haut beim Vorbeigehen.
Am Ufer des Sees angekommen, hinterlasse ich Fußspuren im Sand.
Langsam wate ich durch das flache Wasser des Sees.
Es ist kalt, aber ich friere nicht.
Ich genieße die Kühle,
heiße sie willkommen, denn sie bringt Klarheit.
Dann endlich ist das Wasser tief genug:
ich gleite mit den ganz Körper hinein,
drehe mich auf den Rücken,
strecke meinen Körper aus und lasse mich einfach treiben.
Stille.
Ich höre nichts.
Ich spüre nur noch das Heben und Senken meines Brustkorbes.
Auf und ab.
Gleichmäßig.
Regelmäßig.
Schwerelos.
Losgelöst.
Frei.
Unter mir das unergründliche Schwarz des Sees.
Es kann mir nichts anhaben.
Ich schwebe.
Mühelos.

Was macht diese kleine Imagination/Illusion so perfekt?

Die Frage ist ja: Was bedarf es dafür? Die Antwort ist ziemlich einfach und simpel:

Alle Sinne und Sinneseindrücke!

Jedes Detail zählt. Je mehr, desto besser! Je detailreicher, je ausgeschmückter, desto realer. Das gilt insbesondere für alle Sinneseindrücke. Spüre den Wind auf der Haut oder das nasse Gras unter deinen Füßen. Rieche die duftenden Rosen oder das frisch gemähte Heu. Höre das plätschern des Baches oder den lieblichen Gesang eines kleinen Vogels. Schmecke den köstlichen Kuchen aus Kindertagen, der duftend auf dem Tisch steht oder die knackige Frische des Apfels aus dem eigenen Garten. So als ob es real wäre:

Spüre!

Rieche!

Höre!

Schmecke!

Wer hätte gedacht, dass mein „Notfallraum“ tatsächlich zum Einsatz kommt…

Aber ich darf verraten:

All meine Erwartungen an ihn sind bei weitem übertroffen worden und ich kann mich glücklich schätzen ihn gehabt zu haben! Wer weiß, wie die Geburt von K3 ansonsten geendet wäre…


Den Geburtsberichte könnt ihr hier nachlesen:


 

*EURE MOTHER BIRTH*

 

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5 Gedanken zu „Mentale Geburtsvorbereitung: Der „Notfallraum“ – Hilfe zur Selbsthilfe!

  1. Pingback: 99% Hausgeburt – oder wie sich Familie Flodder aufmachte, um ihr Kind zu gebären … ;-) TEIL2 – motherbirthblog

  2. Pingback: Eure Herzensposts im Monat Juni (#Herzpost) - Verflixter Alltag - Der kuriose Mama-Blog

  3. Mäusemamma Antworten

    Das werde ich auf jeden Fall tun, ganz sicher! Ja, Dein Beitrag war/ist für mich tatsächlich eine Inspiration, danke dafür! Und wenn es bei Dir do gut geklappt hat, dann ist das doch schon mal ein Ansporn, es wenigstens zu versuchen! Viele Grüße! Claudia

  4. Mäusemamma Antworten

    Ganz toll!! Genau das, was ich gerade zum Lesen und zur Beruhigung- angesichts der dritten Geburt, die auch mir bevorsteht- gebraucht habe! Ich glaube, es ist tatsächlich wichtig, sich einen „Zufluchtsort“ nur für sich zu schaffen, für Körper und Geist. Bei meiner zweiten Geburt habe ich mich extrem viel von meinem Umfeld- einem hektischen Krankenhausabend- beeinflussen und irritieren lassen und habe auch die Geburt nicht schön erlebt (auch wenn alles schnell und gut ging). Vor der anstehenden Entbindung in gut einem Monat habe ich deswegen schon etwas „Angst“ und werde mich darum bemühen, mich mental auf sie vorzubereiten, genau so, wie auch Du es vorschlägst und selbst gemacht hast. Danke Dir dafür!! Viele liebe Grüße! Und alles Gute!!!

    • motherbirthblog Autor des BeitragsAntworten

      Oh, wie schön, dass ich tatsächlich einer werdenden Mama Inspiration und Vorbild sein kann! Ich hab lange überlegt, ob ich das verbloggen soll oder doch lieber nicht. Dachte: vielleicht interessiert das eh niemanden…
      Es freut mich wirklich ungemein, wenn sich sehe, dass es sich gelohnt hat, doch diesen Artikel zu schreiben – auch im Wochenbett! Mein Bauchgefühl sagte nämlich: Ja, mach es unbedingt! 😉

      Ich kann dir versichern, dass ich in einer für mich physisch wie psychisch extremen Situation mit dieser Methode geschafft habe mich völlig zu entspannen – sekundenschnell!!! Und zwar so sehr, dass meine Hebamme Angst hatte, ich wäre ohnmächtig geworden 😉 … Was ich natürlich nicht war!

      Ich kann dir nur ans Herz legen, dass du dir tatsächlich eine eigene kleine Kulisse baust. Sie vielleicht wie ich auch als Geschichte/Gedicht aufschreibst. Gehe sie jeden Tag durch – mehrmals, wenn möglich. Je öfter, desto besser!

      Liebe Grüße
      Mother Birth

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