99% Hausgeburt – oder wie sich Familie Flodder aufmachte, um ihr Kind zu gebären … ;-) TEIL1

Geburt liegt in der Luft…

Es ist ein wunderschöner Sommertag. Es wird der letzte Tag meiner Schwangerschaft sein. Mein Bauch weiß es, mein Gefühl weiß es – mein Kopf will es noch nicht wahrhaben… Aber alle spüren es irgendwie. Mein Mann ist rastlos – ja fast ruhelos. Muss noch unbedingt dies und jenes erledigen: Großeinkauf, Rasen mähen, Pool aufbauen für die Kinder, Vorgarten auf Vordermann bringen, … Ich würde fast so weit gehen und sagen, dass er einen manischen Nestbautrieb hatte 😉

#Babybauch – nicht mal mehr 24 Stunden bis der Schildnöck bei uns ist

Mich drängt es auch endlich die Babydecke fertigzustellen. Trotz der Hitze und meiner inneren Trägheit. Ich MUSSTE es einfach erledigen. Endlich abhaken können. Auch das Paket mit den Babysachen und den Dingen fürs Wochenbett von Nahtkäfer erreicht uns an diesem sommerlichen Samstag im Mai.

Ausgebreitet auf dem Wohnzimmertisch – bis dahin haben es die Sachen von Nahtkäfer geschafft… Aber auch kein Stück weiter 😉

Alles fertig und beisammen denke ich – das Kind kann kommen. Verwerfe den Gedanken aber sofort wieder… Die Wetter-App sagt für den nächsten Vormittag Gewitter voraus. Ich denke kurz: oh, meine Kinder starten ja gerne bei Gewitter… Schüttle dann aber den Kopf – kann nicht sein. Alles Zeichen. Anzeichen. Für eine baldige Geburt. Sie waren in der Retrospektive so klar, aber ich wollte sie nicht sehen. Es nicht wahr haben. Will noch etwas länger die Zeit zwischen den Welten genießen dürfen… Deshalb sage ich mir etwas störrisch wie ein unwilliges Kleinkind:

Meine Kinder kommen nicht früher! Die lassen sich immer Zeit. Punkt!

Mein Bauchgefühl lacht mich leise aus und erwidert:

Du weißt ganz genau, dass du dich gerade selbst belügst, oder?

Und ich nicke innerlich, weil ich es weiß. Weil ich die immer regelmäßigeren Wellen spüre. Weil ich spüre wie sich meine Gebärmutter immer wieder fest zusammenzieht. Anders als die Tage und Wochen zuvor. Es ist kein Üben mehr. Es ist der Beginn der Geburt…

Zeit für mich

In den frühen Morgenstunden erwache ich. Kann die Wellen nicht mehr ignorieren.

Es ist Zeit: Geburtszeit!

Leise schleiche ich mich aus dem Familienbett, in dem noch alle selig schlafen und gehe die Treppe zum Wohnzimmer hinunter. Alles ist dunkel und friedlich. Selbst die Vögel schlafen noch. Kein Laut ist zu hören. Diese friedliche Stimmung sauge ich in mich auf und genieße diese letzte Ruhe des Tages – des Geburtstages meines dritten Kindes. Dieses Alleinsein, die letzte gemeinsame Zeit mit dem Baby im Bauch – wunderschön. Ein Abschied und auch ein Anfang. 

Mein Geburtsaltar

Stelle mir Meditationsmusik an, trete an den Geburtsaltar, der mir über Monate so viel Kraft gespendet hat. Gleite mit den Fingern über den Geburtsstein von Tanja (HerzBauchWerk). Wiege mich langsam im Rhythmus der zarten Klänge. Kreise mein Becken. Streichle über meinen Bauch und flüstere meinem Baby im Bauch zu:

Ich freue mich schon so sehr dich kennen zu lernen… <3

Langsam erwacht das Leben in unserem Haus

Als erstes wecke ich den Herzensmann. Er wirkt kaum überrascht – ganz im Gegensatz zur Geburt von BusyBee. Langsam beginnen wir gemeinsam aus unserem Wohnzimmer einen Gebärraum zu machen. Bauen unseren Geburtspool (dazu wird es noch einen gesonderten Beitrag geben) auf; hängen das Geburtsseil – danke an Tanja (HerzBauchWerk) für deine Leihgabe <3 – an dem Deckenhacken; holen Handtücher und legen den Fotoapparat bereit, denn ich möchte diesmal unbedingt Bilder von der Geburt haben.

Ich öffne weit die Terrassentüren in unserem Wohnzimmer und genieße den morgendlich, kühlen Hauch der mit einer leichten Brise über das Feld zu mir hineinweht. Ich atme tief diese frische Luft ein. Es fühlt sich gut an. Entspannend. Ich werde noch oft während der Geburt an diesen Moment zurückdenken und mir diese erfrischende Kühle, die mir Entspannung bringt, herbeisehnen…

Dann hören wir kleine, stampfende Schritte die Treppe hinabstürzen. Es kann nur BusyBee sein. Sie kommt strahlend ins Wohnzimmer gerannt und fragt mich in ihrer kindlichen Unbekümmertheit:

Mami, kommt heute mein Baby?

Ich antworte:

Ja, Schatz <3

Und sie hüpft vor Aufregung und Vorfreude auf und ab. Die pure, ungefilterte Emotion – diese Liebe – bringt mich immer noch zum Weinen. Diesen Augenblick werde ich ewig in mein Herz einschließen und bewahren wollen.

Wir lassen Wasser in den Geburtspool ein, denn ich möchte die Schwerelosigkeit und Wärme des Wasser nutzen. Sie tut so gut.

BusyBee hilft den #Geburtspool zu füllen

Der Herzensmann hat  in dieser Zeit unsere Hebamme verständigt. Ich kann nicht mal genau sagen wann. Sie schaut kurz nach mir und dem Baby, breitet ihre Sachen aus, legt alles bereit und fragt mich dann, ob ich noch etwas Ungestörtheit möchte. Ich nicke und sie fährt.

Irgendwann erwacht auch NotYet. Er kuschelt sich mit seinem Schlafanzug aufs Sofa und beobachtet mich schweigend. Nun sind wir alle beisammen. Vereint als Familie, um unser neues Mitglied in unserer Mitte begrüßen zu dürfen. Es ist eine ganz besondere Atmosphäre in diesem Raum an einem Sonntagmorgen im Mai. So als wenn wir alle im Begriff sind einem Wunder beiwohnen zu dürfen – dem Wunder der Geburt!

Endlich nimmt die Geburt Fahrt auf!

Irgendwann kommt meine Hebamme wieder – der Herzensmann hat wohl erneut mit ihr telefoniert. Ich habe wieder nichts mitbekommen. Die Wellen kommen regelmäßiger und ich spüre, dass sich der Muttermund langsam zu öffnen beginnt. Endlich nimmt die Geburt Fahrt auf! Innerlich jubiliere ich. Ich mag dieses Gefühl, wenn ich weiß, dass es kein Zurück mehr gibt. Ich heiße jede Welle willkommen, da sie mich näher zu meinem Baby bringt. 

Etwa 2 Stunden dauert die Eröffnungsphase. Mit Sicherheit kann ich es nicht sagen, da ich jegliches Gefühl für Raum und Zeit verloren habe. Es gibt nur Wellen, Tönen, Atmen, Entspannen. Ich und mein Baby. Gemeinsam. Zusammen.

Geburt ist Arbeit

Im englischen Sprachraum ist das Wort „Labor“ – Arbeit gebräuchlich für Geburten. Diese Geburt war Arbeit. Ein absoluter Kraftakt, der mich körperlich und mental an meine Grenzen bringen sollte und auch weit darüber hinaus. Ich hätte nie geahnt, zu was ich fähig bin, wie weit ich gehen würde und was der menschliche Körper im Stande ist zu ertragen…

Aber dazu später mehr… 

Hier gehts zum Teil 2.

 

*EURE MOTHER BIRTH*

 #Geburt #Geburtsbericht #Hausgeburt #Hebamme #Geschwisterkinder #Familiengeburt #Geburtspool #Geburtsseil #VBAC #Hypnobirthing #Eröffnungsphase #Geburtsaltar #labor

 

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18 Gedanken zu „99% Hausgeburt – oder wie sich Familie Flodder aufmachte, um ihr Kind zu gebären … ;-) TEIL1

  1. bloggapapa Antworten

    Danke! Es ist schön zu lesen, dass es glückliche ambulante Geburten gibt! Wir haben Sohn Nummer zwei im Pool im Wohnzimmer begrüßt und sind dankbar für die Menschen, die uns überhaupt erst auf den Gedanken gebracht haben. Falls du mal nachlesen magst: https://www.familienimmerland.de

    Lieben Gruß

  2. Pingback: Mentale Geburtsvorbereitung: Der „Notfallraum“ – Hilfe zur Selbsthilfe! – motherbirthblog

  3. Pingback: #bestofElternblogs August 2017 – Die Kellerbande

  4. motherbirthblog Autor des BeitragsAntworten

    Liebe Cao,

    mein Mann meinte zu mir, ich wäre die Königin des Cliffhangers 😉 …

    Ja, als wenn man die Geburt durch ignorieren der Zeichen stoppen oder aufhalten könnte :-D…

    Liebe Grüße
    Mother Birth

  5. motherbirthblog Autor des BeitragsAntworten

    Liebe Tamara,

    ich wünsche dir von Herzen eine wunderschöne HBAC und ich bin immer wieder ganz gerührt, wenn Frauen wie du mir schreiben, dass mein kleiner Blog und meine eigene Geschichte ihnen helfen konnten. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was mir das bedeutet! Danke <3

    Auch wenn ich jetzt etwas vorgreife: ich kann definitiv sagen, dass es eine gute Entscheidung war, eine Familiengeburt zu machen. Die Kinder sind wunderbar mit der Geburtssituation umgegangen. Aber sie waren auch gut vorbereitet worden von uns.

    Liebe Grüße
    Mother Birth

    • motherbirthblog Autor des BeitragsAntworten

      Liebe Christina,

      danke <3
      Der zweite Teil wird auf jeden Fall deutlich anders werden. Deshalb hab ich den Text auch getrennt. Es fühlte sich irgendwie stimmiger an, da auch die Geburt irgendwie zweigeteilt daher kam.

      Liebe Grüße
      Mother Birth

    • motherbirthblog Autor des BeitragsAntworten

      Ich teile es gerne, denn diese Geburt zeigt, dass Geburten niemals gleich sind und immer Herausforderungen bereit halten. Sie ist so ganz anderes als von meiner Tochter und doch sehe ich sie als einen weiteren Meilenstein zu meiner Heilung der ersten traumatischen Geburt.

      Liebe Grüße
      Mother Birth

    • motherbirthblog Autor des BeitragsAntworten

      Ich werde mich bemühen, um möglichst schnell den zweiten Teil zu schreiben.
      In der Zwischenzeit könnt ihr alle mal Vermutungen anstellen, was passiert ist 😉 …

      Liebe Grüße
      Mother Birth

  6. Sonnenshyn Antworten

    Hey, du kannst doch nicht im spannendsten Moment aufhören! Heieieiei!

    Da bin ich ja ganz hibbelig und warte voller Ungeduld auf den zweiten Teil. 🙂

    Sonnige Grüße.

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