INTRAversion – weit weg in einer anderen Welt

Hier ist also die heiß ersehnte Fortsetzung von „INTRAversion – eine Reise zu mir selbst beginnt“

Ankommen

Der Herzensmann hat das Auto nicht einmal ganz zum Stehen gebracht, als ich schon die Tür aufreiße und aus dem noch rollenden Auto springe. Ja, SPRINGE!!! Ich habe es im Sitzen einfach nicht mehr ausgehalten. Diese Autofahrt war der einzig schmerzhafte Teil der gesamten Geburt. Das erzwungene Sitzen, das Festgeschnallt sein, hat mich verkrampfen lassen – mich blockiert. Jetzt kann ich endlich wieder durchatmen, lasse den Herzensmann – fast achtlos – mit Tasche im Auto zurück und gehe beschwingt die Treppen zum Geburtshaus empor. Ich bin ganz bei mir, bei meinem Kind, bei meiner Geburt. Alles andere blende ich aus. Ich stelle mich ins Zentrum meiner eigenen Beachtung. Zum ersten Mal in meinem Leben traue ich mich das. Nehme keine Rücksicht auf andere und ihre Befindlichkeiten – nicht einmal auf die, des Herzensmannes. Ich glaube, er hat mein Verhalten wortlos verstanden, hat sich angepasst, hat mir den Raum gegeben, den ich benötigte. Er hat losgelassen, damit ich es auch tun kann. Dafür danke ich ihm von Herzen. <3 <3 <3 Ich bin erleichtert am Geburtsort angekommen zu sein. Jetzt kann ich mich endlich vollständig auf die Geburt einlassen, die Konzentration wieder finden und mich auf meine Aufgabe fokussieren: zusammen mit meinem Baby die Geburtsreise zu vollenden.

Kommunikation ist alles

Eine Hürde muss allerdings noch genommen werden: das Eingangs-CTG, damit ich mich endlich aus dieser Welt verabschieden und mich gedanklich zu meinem Kind begeben kann. Ich erdulde es, obwohl es mich sehr an die erste traumatische Geburt erinnert – mich triggert -, aber es ist ein Muss, eine Voraussetzung, damit ich hier gebären darf. Also fokussiere ich mich auf die Uhr und zwinge den Zeiger vorwärts… BusyBee schläft und ruht sich aus -für ihren großen Auftritt. Schön für sie, aber nicht für das CTG. Ich soll mich kurz hinlegen, auf den  Rücken – triggernder Albtraum the next level! Alles in mir sträubt sich. BusyBee schläft weiter. Die Hebamme versucht sie aufzuwecken, rüttelt an meinem Bauch. BusyBee zeigt sich völlig unbeeindruckt davon. Die Hebamme wirkt etwas ratlos und setzt an: „Wir brauchen aber…“ Ich schneide ihr das Wort ab, da ich nicht mehr länger mag – weder das CTG an meinem Bauch, noch das Liegen: „Ich kann sie aufwecken!!!“ Schon während der Schwangerschaft habe ich eine intensive Kommunikation mit BusyBee gepflegt. Wir waren aufeinander eingeschwungen – die unmittelbarste Kommunikation, die ich mir vorstellen. Mein back-up, meine Sicherheitsvorkehrung, meine VORSORGE. Wenn ich unsicher war, ob alles ok mit ihr ist, kam Sekunden schnell ihre beruhigende Antwort. Anders herum vertraute ich ihr vollends, dass sie mir ungefragt Probleme mitteilen würde – auch unter der Geburt. Ich als werdende Mutter bin die einzige Person, die ohne technische Hilfsmittel direkt in meinen Körper hinein spüren kann und einen ungefilterten Kontakt zu meinem ungeborenen Kind habe. Das habe ich allen voraus – auch den Hebammen. Ich fasste also meinen wundervollen Bauch an, spürte BusyBees kleine Füße unter meinen Händen und drückte vorsichtig 3 Mal gegen ihre Fußsohle – unser Zeichen. Sofort war BusyBee wach, wie auf Knopf-(Fuß-)druck 😉 . Die Hebamme zeigte sich beeindruckt und ich wurde zeitnah vom CTG befreit.

Heute feiern wir GEBURTstag

Die Hebamme schien immer noch nicht so recht daran zu glauben, dass die Geburt tatsächlich begonnen hatte. Sie wollte mit uns besprechen, ob wir vielleicht noch mal nach Hause fahren wollten… An dieser Stelle könnt ihr alle mal ganz herzlich lachen 🙂 !!! Das Hypnobirthing hatte offenbar doch seine Nachteile: keiner erkennt, dass man dabei ist sein Kind zu bekommen. 😉 Aber wie sollte die Hebamme auch wissen, was ich in meinem Körper spürte, wenn ich nach außen hin keine der üblichen Anzeichen des Geburtsfortschrittes zeigte? Also erlaubte ich ihr, nach dem Muttermund zu tasten. ICH wusste, was sie erwarten würde – sie nicht. Ich sah es in ihrem Gesicht: ungläubiger Blick, leichtes Kopfschütteln – dann ein strahlendes Lächeln! Und dann sagte sie den wunderbarsten Satz des Tages: „Heute feiern wir GEBURTstag!“

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Kerzen zum Fest der Geburt

Zuschauer und Gäste zu meinem Feste

Wir zogen also doch lieber schnell in das Geburtszimmer um 😉 . Die Hebamme zündete eine Kerze an. Ja, jetzt wird es mir wirklich bewusst: wir feiern heute den allerersten GEBURTstag von BusyBee – wir feiern ein Fest! Die Geburt ist ein Fest! So habe ich das vorher noch nie betrachtet. Ich will die Ankunft meiner Tochter in unserer Mitte feiern. Dieser Gedanke birgt unglaublich viel positive Energie, die mich beflügelt. Ich fühle mich im Stehen am wohlsten. Allein in der Mitte des Raumes. Nutze das Geburtsseil, das von der Decke herabhängt. Greife es, umschlinge es mit meinen Händen und lasse die Welt um mich herum immer mehr los. Die Hebamme sitz auf einem niedrigen Hocker in der Ecke des Raumes und trinkt ihren Tee. Sie vertraut mir, vertraut meiner Kompetenz, glaubt an meine Gebärfähigkeit, lässt mich machen, nimmt sich zurück und stellt mich in den Vordergrund. Der Herzensmann hat sich ebenfalls zurückgezogen. Er liegt auf dem Gebärbett, trinkt seinen Kaffee und hat die Bühne für mich frei gemacht. Ich sehe wie entspannt er da liegt, mich anlächelt, mir vollkommen vertraut. Er hat losgelassen – mich –  diese selbstlose Geste der Liebe hat mich tief beeindruckt. <3 Ein größeres Kompliment, ein besseres Geschenk konnte er mir nicht machen. Ich bin so dankbar dafür. Wenn ich heute meine Augen schließe, sehe ich genau diese Szene vor mir und Tränen der Rührung steigen mir in die Augen. <3 Seine Gelassenheit, seine Ruhe, die er ausstrahlte, versicherte mir, dass auch ich loslassen kann, mich wegbewegen darf von der realen Welt, die mich umgibt und mich auf meine Geburtsreise begeben kann. Ich schaue zwischen zwei Wellen noch ein letztes Mal zum Herzensmann, lächle ihm zu und begebe mich tief hinein in meinen Körper zu meinem Kind. Ich spürte, dass es an der Zeit war, dass wir eine Einheit bilden, zusammenarbeiten. Die Wellen kommen schneller: Ich gehe mit ihnen, lasse mich treiben.

Bekannte Pfade oder Aufbruch in neue Welten?

Ich merke, dass sich etwas verändert, BusyBee möchte durchs Becken flattern 🙂 . An meiner rechten Beckeninnenseite spüre ich etwas Spitzes. Mir wird schlagartig klar, dass das ihr Ellenbogen sein muss – sie hat tatsächlich den Arm erhoben #Superwoman . Eine Vermutung, die ich schon länger hegte. 🙂 Die tiefe Hocke empfinde ich jetzt als unangenehm. Instinktiv nehme ich eine andere Position ein. Mache mein Becken weit, spüre in mich hinein, um meinem Baby den Raum geben zu können, das es benötigt. Die Hebamme kommt zu mir und schlägt mir eine andere Position vor, da meine anscheinend sehr „ungewöhnlich“ ist. Mein Sprachzentrum will mir seinen Dienst verweigern. Ich kämpfe mich aus den Tiefen meiner Trance nach oben und fahre meine Hebamme mit barschen Worten an, dass sie absolut keine Ahnung hat und dies hier so sein MUSS!!! Sie lässt mich sofort gewähren und ich verabschiede mich wieder von der realen Bewusstseinsebene. BusyBee muss kämpfen, aber das lässt sie nicht langsamer fliegen. Sie ist eine Naturgewalt, genauso wie die erste Welle, die mich zu Beginn der Geburt erfasst hat. Ich spüre meine Grenzen jetzt deutlich – körperlich, geistig, seelisch. Ich stehe an einer Schwelle, muss mich entscheiden, wohin er Weg gehen soll: bekannte Pfade oder ein Aufbruch zu neunen Welten.

Fortsetzung folgt… Vorfreude ist ja bekanntlich auch die schönste Freude. In dem Sinne: bleibt gespannt 🙂  und freut euch schon mal auf: INTRAversion – Grenzen überschreiten, eine neue Dimension betreten“

*EURE MOTHER BIRTH*

#Geburt #Geburtshaus #Hypnobirthing #schmerzfrei #Instinkt #Kommunikation #Loslassen #Vertrauen #Liebe

7 Gedanken zu „INTRAversion – weit weg in einer anderen Welt

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  3. margareteaudrey Antworten

    Klingt so bekannt!mein zweites Baby kam auch per hypnogeburt – im Krankenhaus! Im Nachhinein erfuhr ich, dass andere Hebammen und die Ärztin unter Vorwand gucken kamen, weil niemand glaubte, dass hypnogeburt funktioniert. Ich hab davon nix mitbekomme.

    • motherbirthblog Autor des BeitragsAntworten

      Ja, die meisten sind ungläubig, weil sie es nicht kennen und sich deshalb kaum vorstellen können, dass es funktioniert. Unseres gesellschaftliches Bild von Geburt ist auf Schmerz geprägt worden – über sehr lange Zeit. Davon können viele sich nicht so leicht verabschieden … 😉
      Wir wissen das es möglich ist und sollten dies auch in die Welt hinaustragen <3

      Liebe Grüße
      Mother Birth

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