{21} Stillen in der Öffentlichkeit – #Gastbeitrag von gemeinsam-wachsen-lernen

Die liebe Britta von gemeinsam-wachsen-lernen erzählt in ihrer #Anekdote ganz unverblümt über ihren schwierigen Stillstart und wie sie ihn trotz aller Widrigkeiten gemeistert hat. Es entstand daraus eine wundervolle Stillbeziehung, die aber in der Öffentlichkeit nie so richtig angekommen ist. Wieso und warum erklärt sie euch. Aber einige Male hat sie doch öffentlich gestillt – zum Beispiel beim Frauenarzt. Was da geschah… Ich bin immer noch fassungslos 🙁


Ich will voll stillen.

Vor der Geburt habe ich mich leider nur rudimentär über Stillen in der Öffentlichkeit informiert. Ganz sicher wusste ich jedoch: ich will voll stillen. Nun kam mein Sohn, sein Bauch voller Fruchtwasser. Die ersten zwanzig Minuten haben wir durch Kuscheln verprasselt und dann kam auch zügig die U1. Und danach habe ich versucht ihn anzulegen. Etwas ängstlich, aber voller Überzeugung, dass das schon funktionieren werde. Er dockte nicht an und man versicherte uns, dass das völlig normal sei und gar nicht schlimm.

Die unfähige Milchkuh und das Stillhütchen

Die Zeit strich vorüber und der arme Kerl trank nicht. Verschiedene Hebammen kamen und gingen, rückten an uns herum, sagten, dass wir wohl etwas falsch machen und verschwanden. Keine half. Zurück blieb ich mit dem Gefühl, eine unfähige Milchkuh zu sein. Dadurch verlor er an seinen ersten Tagen viel Gewicht und ziemlich schnell wurde aus „ist ganz normal“ ein Drama. Endlich kam dann eine Hebamme auf die Idee, ein Stillhütchen auszuprobieren. Und er dockte an! Da mein Kleiner bis dahin schon eine Gelbsucht entwickelt hatte, stillte ich von dort an alle zwei Stunden. Immer mit Wecker und dabei musste ich den Armen kitzeln und kneifen, damit er wach bleibt. Nicht so schön. Eher ziemlich ätzend.

Stillprobe bitte! oder abpumpen als Beweis der eigenen „Milchleistung“ 🙁

Leider nahm er weiter ab. Eine Stillprobe musste her. Ich sagte, dass ich gerade gestillt habe. Aber egal, eine Stillprobe musste her. Die war schlecht (hatte ja vorher gestillt). Also  mussten wir zufüttern. Naja, es wurde angeraten. Aber wenn nicht, dann können wir nicht entlassen werden und sowieso steht das Leben des Kindes auf dem Spiel. Puh. Also zufüttern. So konnten wir am nächsten Tag entlassen werden.

Aber, ach ne, die Stillprobe war ja so schlecht. Ich habe nicht genug Milch. Ich muss zufüttern.

Nur am Anfang. Ich habe mich geweigert; endlich kam mein Selbstbewusstsein zurück und ich stand ein für meinen Sohn und mich. Also musste ich abpumpen, als Beweis („wir können Sie sonst nicht guten Gewissens entlassen“). Mit Drohung fließt die Milch besonders gut. Aber es ging gut.

Pumpen, pumpen, pumpen – ich hasse die Milchpumpe

Da waren wir nun, zuhause. Ich stillte brav alle zwei Stunden mit dem Hütchen. Ich saß unbequem, das Stillkissen war auch keine Bereicherung, aber ich stillte. So verging die erste Woche. Ich zwickte und zwackte den Kleinen, aber er nahm nicht gut zu. Und meine Brüste spannten auch nicht mehr. Also meinte meine Hebamme, dass ich zu wenig Milch habe. Also Produktion anregen. Pumpen, pumpen, pumpen. Ich hasse die Milchpumpe. Es wurde klar, dass das Hütchen das Problem war. Eine Lösung hatte die Hebamme nicht. Also fing ich endlich an zu recherchieren.

Wunde Brustwarzen

Meine Brüste waren also entweder groß & fest oder groß & weich – mit beiden tun sich Babys manchmal schwer (es braucht einige Internetforen, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen). Also presste ich sie vorne zusammen und schuf eine mittelfeste kleine Brust mit ausgerichteten Brustwarzen. Und es klappte! Er dockte an und trank. Der Spaßfaktor war dabei recht klein für mich und meine Brustwarzen litten sehr. Nach einer Woche war eine Brustwarze wund und tat höllisch weh. Etwa drei Wochen nach der Geburt besserte sich seine Gelbsucht und mein Kleiner wurde zum Schlechtschläfer. Er schlief nur noch an der Brust oder beim Tragen. Dort fing auch das abendliche Schreien an und es kristallisierte sich heraus, dass er schnell überreizt und viel Zuwendung braucht. Er liebte Dauernuckeln, es beruhigte ihn. Wann immer meine Hebamme kam, war er an der Brust. Das machte das Behandeln der wunden Brustwarze sehr schwer. Ich versuchte alle ihre Tipps, doch nichts half.

Innige Nähe – Mama und Baby

Endlich Land in Sicht, aber öffentliches Stillen blieb eine Ausnahme

Und so vergingen die ersten acht Wochen. Ich stillte und stillte und stillte und es tat höllisch weh. Doch dann besserte es sich von alleine. Ich wurde schmerzfrei und konnte ständig problemlos stillen. Wir hatten uns unsere Stillbeziehung erkämpft und genossen sie. Sie war etwas besonderes und schützenswertes für uns. Und wir brauchten das Stillen, denn der Kleine brauchte die Brust, um sich zu regulieren. Unsere Tage waren geprägt von Reizreduktion und Dauerstillen. Daher kamen wir fast nie dazu, in der Öffentlichkeit zu stillen. Ich kann unsere Male öffentliches Stillen an einer Hand abzählen:

  • U3
  • U4
  • im Park
  • am Fluss
  • zur Nachsorge meiner Frauenärztin.

Letzteres war etwas besonderes.

Stillend zur Nachsorge beim Frauenarzt

Warten, warten, warten…

Wir sind zur Nachsorge als mein Sohn, ein High Need Baby, knapp neun Wochen alt war. Ich hatte etwas Angst vor diesem Besuch. Sein Schlaf war heilig. Zuerst musste ich warten. Der Kleine erwachte in einer komplett fremden Umgebung. Überall neue Reize. Ich stillte daraufhin und er hielt sich tapfer. Wir warteten und warteten. Gefühlt ewig, aber es war etwas um eine Stunde herum. Entsprechend schlecht war der Kleine dann gelaunt. Er war überfordert. Ich kam endlich dran. Mein Mann war dabei und trug ihn während ich gewogen wurde. Da wurde mein Kleiner allmählich hektisch. Und wir mussten weiter warten. Also dockte ich ihn an. Und dann wurden wir aufgerufen. Und ich lief mit ihm zur Ärztin. Noch immer stillend.

Kann stillen verwöhnen sein?!

Die fand das nicht gut und fragte, warum ich das machen würde, ich hätte doch eben gestillt. Eine Antwort wollte sie jedoch nicht, es ging sofort mit dem Prozedere los. Ich sollte mich also ausziehen. Wieder nahm ich meinen Kleinen mit. Ging irgendwie. In der Zeit bekam mein Mann die Horrorvision eines Tyrannenkindes aufgetischt und es fielen die Worte „verwöhnen“ und „lernen“. Da kotze ich ja innerlich. Ich ließ mich aber nicht beirren und behielt ihn an der Brust bis er von alleine abdockte. Also nahm ich ihn mit auf den Behandlungsstuhl. Der Blick meiner Ärztin war entsprechend. Sie legte los und ich stillte. Kurze Zeit später dockte er ab und ich übergab ihn meinem Mann. Zum Schluss gab es noch eine „liebevolle Ermahnung“. Aber die konnte ich auch ignorieren.

Fazit

Was ich aus dieser Erfahrung mitnehme ist, dass ich über der Meinung anderer stehe und für mich nur zählt, was für meinen Sohn wichtig ist. Und mit Liebe und Verständnis wird er noch sehr lange verwöhnt werden. Die Öffentlichkeit ist mir egal. Wir genießen unsere Stillbeziehung. Manchmal dockt ab, lacht mich an und sagt etwas sehr Wichtiges. Dafür hat sich jeder Aufwand mehr als gelohnt.


Hier findet ihr die ersten 20 #Anekdoten zum Thema: Stillen in der Öffentlichkeit


Vielleicht habt ihr auch eine nette kleine oder größere #Anekdote zum Thema: Stillen in der Öffentlichkeit. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr eure #Anekdote bei mir als #Gastbeitrag teilen würdet! Hab ihr Lust? Dann meldet euch gerne per Mail bei mir unter: motherbirth@gmx.de!!! Ich freue mich <3

*EURE MOTHER BIRTH*

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